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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Schnurrbart, nahm Papier und Feder und tat so, als ginge er wichtigen Amtsgeschäften nach. Als Gouverneur durfte man nie den Eindruck erwecken, nichts zu tun zu haben.
    Poltern an der Tür.
    »Herein!«
    Der Kutscher kam schwitzend und mit hochrotem Kopf hereingestürmt. Er salutierte zackig und knallte die Hacken zusammen. »Exzellenz.«
    »Was haben Sie zu berichten, Alfonso? Haben Sie den Forscher ausfindig machen können?«
    »Leider nein, Exzellenz. Wie es scheint, hat die Gruppe das Hotel gestern Morgen verlassen.«
    »Was?« Alvarez war aufgesprungen. »Wollen Sie mir etwa erzählen, man hat ihnen die Maultiere und den Proviant ohne meine ausdrückliche Genehmigung ausgehändigt?«
    »Nein, Exzellenz. Sie konnten alle nötigen Papiere vorweisen. Passierscheine, Reisedokumente und Freigabescheine. Alles von Ihrer Exzellenz persönlich unterschrieben.«
    »Das ist doch …« Alvarez war außer sich. Das war der Beweis, nach dem er gesucht hatte. »Diese Diebe!«, fauchte er. »Diese verschlagenen, hinterhältigen Diebe! Sie müssen hier am Abend eingebrochen sein, während ich mein Fest gegeben habe. Oh, damit werden sie nicht durchkommen.« Er ließ seine Reitgerte durch die Luft pfeifen, dass Alfonso sich unwillkürlich duckte. »Finden Sie heraus, wie das geschehen konnte. Und vor allem …«, seine Augen wurden zu schmalen Schlitzen, »… finden Sie mir Humboldt. Entsenden Sie eine Reitertruppe, die sich an ihre Fersen heften soll.«
    »Aber Exzellenz …«
    »Ich will, dass Sie jeden verfügbaren Mann aufs Pferd setzen. Ich will, dass Sie mir mein Geld und diese Leute bringen. Niemand darf mich ungestraft bestehlen.«
    »Ja, Exzellenz. Ich meine nein …« Der Kutscher war sichtlich verwirrt. »Da ist noch etwas anderes … Sie haben …«
    In diesem Augenblick wurde Alfonso von der sich öffnenden Tür recht unsanft zur Seite gestoßen. Sein Hut verrutschte und er stolperte über seine eigenen Füße. Es gelang ihm gerade noch, das Gleichgewicht zu halten, als zwei Leute den Raum betraten. Ein junger Mann mit Bowler-Hut, Tweed-Anzug und einer Aktentasche unter dem Arm und eine Frau. Sie trug einen langen roten Mantel, rote Reithosen und schwarze Stiefel mit silbernen Sporen. Ihr Haar war eine wilde Mischung aus Feuer und Wein. Auf ihrem Rücken war ein Schwert befestigt. Eines, wie es Alvarez noch nie zuvor gesehen hatte. Er hob die Augenbrauen. Das war bei Weitem die ungewöhnlichste Frau, die er je gesehen hatte.
    Einen Moment lang war der Gouverneur sprachlos, dann polterte er: »Was fällt Ihnen ein, hier unangemeldet hereinzuplatzen? Wer sind Sie überhaupt?«
    Die Frau drehte sich um, packte den Diener und sagte in perfektem Spanisch: »Du wartest draußen.« Mit einem kraftvollen Stoß beförderte sie ihn vor die Tür und schob diese dann zu.
    Der junge Mann an ihrer Seite nahm seinen Hut ab und verbeugte sich. Er wirkte nervös, ganz so, als wäre ihm das Verhalten der Frau peinlich. »Bitte entschuldigen Sie unser unstandesgemäßes Auftreten, Exzellenz«, sagte er. »Darf ich mich vorstellen? Mein Name ist Max Pepper, Redakteur des Global Explorer. Und das ist Miss Valkrys Stone. Wir kommen direkt aus San Francisco. Unser Schiff hat vor etwa einer Stunde hier angelegt und wir –«
    »Wo ist er?«, unterbrach ihn die Frau. »Wo ist Humboldt?«
    Alvarez trat einen Schritt zurück. Er fühlte sich plötzlich an eine monströse rote Katze erinnert, die ihm im Alter von sechs Jahren mal das Gesicht zerkratzt hatte.
    Er wollte etwas sagen, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Mehr als ein krächzendes »weg« brachte er nicht zustande.
    Die Frau kam näher. »Was heißt das, weg} Wann ist er gegangen und vor allem wohin}«
    Alvarez musste sich zusammenreißen. Der Wunsch, die Beine in die Hand zu nehmen und das Weite zu suchen, war übermächtig. Aber noch war er hier der Herr im Haus. Er räusperte sich und versuchte, Haltung zu bewahren. »Woher wissen Sie von Senior Humboldt?«
    »Die halbe Stadt spricht von ihm. Also, wo ist er?«
    Alvarez schielte aus dem Fenster. Vom Hof her waren Schreie zu hören. Alfonso hatte einige Wachen zusammengetrommelt und stürmte mit ihnen zurück ins Haus.
    »Er ist weg, das sagte ich doch schon«, sagte Alvarez und plusterte sich auf. Der Gedanke, dass gleich eine voll bewaffnete Gruppe seiner besten Leibgardisten anrücken würde, gab ihm seine Autorität zurück. »Dieser Mann hat mich bestohlen«, sagte er. »Er hat sich Dokumente angeeignet, die es ihm

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