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Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser

Titel: Chroniken der Weltensucher 01 - Die Stadt der Regenfresser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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diese eine Chance. Sollte der Mann kurz vorher abdrehen und sie versehentlich danebengreifen, würde es ein langer Flug in die Tiefe werden.
    Valkrys verkürzte die Distanz zum Schiff auf zehn Meter.
    Acht …
    Aus dem Augenwinkel konnte sie sehen, dass Pepper die Lichtung erreicht hatte.
    Sechs …
    Ohne seinen Lauf abzubremsen, rannte der Reporter mitten auf die ungeschützte Fläche. Offenbar war er sich der Gefahr in keiner Weise bewusst.
    Vier …
    Über das Schwirren der Propeller hinweg konnte Valkrys das Spannen des Bogens hören.
    Zwei …
    Sie duckte sich, wich einem der großen Rotorblätter geschickt aus, mobilisierte ihre letzten Reserven und sprang ab. Unter ihr tat sich ein bodenloser Abgrund auf. Der Flug schien endlos zu dauern. Fast glaubte sie schon, die Entfernung falsch eingeschätzt zu haben, als ihre Finger das Seil berührten. Blitzschnell klammerte sie sich mit Armen und Beinen fest. Es gab einen Ruck und das Schiff kippte zur Seite. In diesem Moment hörte sie, wie der Pfeil von der Sehne schnellte.
    Irgendetwas schlug neben Max in den Boden. Wie angewurzelt blieb er stehen. Direkt vor ihm, nur etwa einen Meter von seinen Füßen entfernt, steckte ein farbig gefiederter Pfeil. Sein Schaft zitterte immer noch. Das Flugschiff schwebte in nur etwa fünfzig Metern Nähe in der Luft. Es hatte sich so lautlos genähert, dass er es gar nicht hatte kommen hören. Max konnte den Späher am Bug seines Schiffes stehen sehen. Er hielt einen Bogen in der Hand, machte aber nicht den Eindruck, als wolle er einen zweiten Pfeil abfeuern. Stattdessen blickte er nach unten, als suche er etwas. Die Söldnerin war nirgends zu entdecken. Wo steckte sie nur? Hoffentlich war ihr nichts zugestoßen.
    Auf einmal ging ein Ruck durch das Schiff. Der Steuermann taumelte und musste sich festhalten. Die Ruder knarrten und das Boot bekam Schlagseite. Plötzlich sah Max einen roten Mantel, der flammengleich im aufkommenden Wind flatterte. Valkrys! Diese mit allen Wassern gewaschene Furie war also bereits an Deck.
    Das Boot schaukelte wie wild hin und her, als sich ein Handgemenge entspann. Max richtete sein Fernglas darauf, konnte aber nichts erkennen. Steuerlos trieb das Schiff davon, inmitten des Abgrunds. Immer kleiner und kleiner wurde es, bis es zur Größe eine Punktes zusammengeschrumpft war. Dann vollführte es eine Drehung und kam wieder zurück. Max überlegte kurz, ob er sich in Sicherheit bringen sollte, entschied sich jedoch dagegen. Er hätte ohnehin keine Chance gehabt. Das Schiff war viel schneller als er.
    Als es bis auf zwanzig Meter herangekommen war, flog von oben eine Strickleiter zu ihm herab. Rote Haare flatterten über die Reling.
    »Kommen Sie«, hörte er die Stimme der Söldnerin. »Wir müssen uns beeilen, ehe noch weitere Schiffe eintreffen.«
    Max packte die Leiter und kletterte wie ein Eichhörnchen hinauf. Das Boot schaukelte hin und her, hielt seinem Gewicht aber stand. Das Erste, was er sah, als er sich über die Reling zog, war die Gestalt des unglücklichen Flugschiffers. Fest verschnürt saß er in der einen Ecke des Schiffes und funkelte sie mit hasserfüllten Augen an. Ein Knebel verhinderte, dass er seiner Wut lautstark Ausdruck verleihen konnte. Valkrys war seitlich neben ihm an der Reling zu Boden gesunken. Blass sah sie aus. Blass und müde. »Gute Nachrichten, Pepper«, sagte sie. »Wir haben wieder Proviant. Der Laderaum ist voll. Das müsste für die nächsten Tage gut reichen.«
    Erschrocken blickte er an ihr hinab. Ihr Bein war über und über mit Blut besudelt, augenscheinlich ihr eigenes. Ihre Wunde hatte sich bei der halsbrecherischen Aktion wohl erst richtig geöffnet.
    »Tut mir leid«, sagte sie. »Ich muss Sie bitten, mir bei der Versorgung meiner Wunde behilflich zu sein. Haben Sie so etwas schon mal gemacht?«
    Max stellte die Taschen neben ihr ab. »Nein.«
    »Na, macht nichts«, sagte sie, während sie ihren Rucksack öffnete und ein ledernes Bündel herauszog. Sie löste den Gurt und faltete es auseinander. Als er die Messer, Zangen, Tupfer und Tücher sah, wurde ihm flau im Magen.
    »Ich mache die Operation selbst«, sagte sie. »Sie brauchen mir nur zu assistieren. Wenn wir damit fertig sind, machen wir, dass wir hier wegkommen.«
    »Was ist mit ihm?« Max deutete zu dem Indianer hinüber.
    Valkrys schien einen Moment zu überlegen, dann sagte sie: »Am besten, wir lassen uns unter die Wolkendecke sinken. Dort kann uns niemand sehen und wir können unsere

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