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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Sie allerdings warnen: Der Plan ist nicht ungefährlich. Hinzu kommt, dass wir nicht viel Zeit haben. Daron ist bereits auf den Stromausfall aufmerksam geworden. Sie hat eine einzelne Drohne auf den Weg geschickt, um nach dem Rechten zu sehen. Aber seien Sie nicht alarmiert, ich habe damit gerechnet. Ich habe sogar darauf gehofft. Sie werden diese Wache nämlich einfangen. Hören Sie zu …«
     

     
    Die Maschinen in der Werkhalle liefen auf Hochtouren. Es war heiß und stickig. Der Lärm war so ohrenbetäubend, dass Oskar und Humboldt auf Zeichensprache zurückgreifen mussten.
    Vorsichtig spähten sie zwischen den Werksmaschinen hindurch. Keine Wachdrohne weit und breit. Die Fertigungsgeräte waren von dem Stromausfall nicht betroffen. Blechteile kamen über Förderbänder herein, wurden von starken Magneten in die Höhe gehoben und über Kräne und Laufkatzen zu ihrem Bestimmungsort gebracht. Dort wurden sie zur Weiterverarbeitung in Stanzen und Pressen abgeladen. Mächtige Dampframmen hämmerten das Metall in Form, ehe es an die Schweißbrenner weitergeleitet wurde. Kleine Wartungsroboter fuhren hin und her, nahmen aber keine Notiz von den beiden Menschen, die quer durch die Halle ihrem Ziel entgegeneilten.
    Livanos hatte ihnen genau beschrieben, wo sie hinmussten.
    Die Zeit drängte.
    In weniger als zehn Minuten würde die Wachdrohne erscheinen. Bis dahin mussten die Vorbereitungen abgeschlossen sein, sonst wäre alles umsonst.
    Sie gelangten in den hinteren Teil der Halle. Hier war es etwas ruhiger. Die Maschinen, die hier standen, liefen nur während der Hochproduktion und waren momentan auf ›Bereitstellung‹ geschaltet. Humboldt warf einen Blick auf seinen Plan. Er hielt eine Skizze in der Hand, die er nach Livanos’ Beschreibung angefertigt hatte und auf der die einzelnen Abschnitte der Halle mit den dazugehörigen Beschreibungen der Maschinen abgebildet waren.
    »Eigentlich müsste sie hier irgendwo sein«, sagte er.
    »Was suchen wir denn?«
    »Die hydraulische Presse C/21. Livanos meinte, das Gerät wäre für unsere Zwecke genau das Richtige.« Er deutete auf die Messingschilder, die in zwei Metern Höhe an den Stahlträgern angebracht waren. »C/19, C/20, C/21. Hier ist es. Los, komm!«
    Die Presse war ein etwa vier Meter hoher Kasten, mit dem Altmetall gefaltet und in Form gepresst werden konnte. Das Material wurde durch einen zwei Meter breiten Gang in die Maschine eingeführt und dort von einem mächtigen Kolben zu würfelförmigen Werkstücken zusammengepresst. Danach fielen die einzelnen Stücke auf ein Fließband, um von dort in Richtung Schmelzöfen transportiert zu werden. Alle Arten von Metallschrott ließen sich auf diese Art zu handlichen, leicht wiederverwertbaren Klötzen verarbeiten, die bei Bedarf sogar stapelbar waren.
    Die Maschine lief vollautomatisch, war notfalls aber auch per Hand bedienbar. Ein Relikt aus einer Zeit, als sie noch ein fester Bestandteil der Leviathan gewesen war. Im Moment war sie allerdings abgeschaltet.
    »Hier ist die Steuerkontrolle«, rief Humboldt.
    Er stand vor einem Pult, aus dem etliche Hebel und Handräder ragten. »Mal sehen, ob ich das hinbekomme.« Er wendete den Zettel, auf dessen Rückseite er eine weitere Skizze angefertigt hatte.
    Oskar sah zu, wie Humboldt Hebel umlegte, Knöpfe drückte und Handkurbeln bediente. Der Schweiß strömte ihm übers Gesicht. Die Luft, die von den Schmelzöfen zu ihnen herüberwehte, war mörderisch. Ständig segelten kleine Funken durch die Luft und landeten auf Haut, Kleidung oder Haaren. Der Gestank nach Phosphor und Schwefel brannte in seiner Lunge.
    Nach einigen erfolglosen Versuchen erwachte die Maschine endlich zum Leben. Dampf stieg aus der Hydraulik und ein Zischen ertönte. Der mächtige Druckbolzen wurde nach hinten gezogen.
    In diesem Moment nahm Oskar am unteren Ende des Ganges eine Bewegung wahr. Er sah, wie eine schwerfällige Erscheinung durch den Rauch auf sie zukam.
    Die angekündigte Wachdrohne.
    Düster und bedrohlich ragte ihr tonnenförmiger Leib in die Höhe. Die mächtigen Beine ließen den Boden erzittern. Der zylindrische Kopf mit den roten Augen und dem schlitzförmigen Maul spähte in alle Richtungen. Noch hatte die Drohne die beiden Eindringlinge nicht bemerkt.
    Humboldt klopfte Oskar auf den Rücken. »Zeit für deinen Auftritt, mein Junge. Meinst du, du schaffst das?«
    »Aber sicher. Machen Sie sich keine Gedanken.«
    »Sei vorsichtig«, mahnte der Forscher. »Diese Dinger sind zwar

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