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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Nase. »Ich weiß«, sagte er. »Dokument 3/25/B. Anweisung zur sofortigen Assimilierung.« Er tippte auf das Blatt. »Sehen Sie? Cagliostros Unterschrift. Sie können stolz sein. Sie wurden für eine besondere Behandlung vorgesehen.«
    »Aber das ist gegen die Abmachung«, schrie der Norweger. »Ich verlange, sofort Cagliostro zu sprechen!«
    »Zu spät, mein Lieber.« Wie aus dem Nichts hielt der Roboter plötzlich eine Spritze in der Hand. Er klopfte gegen das Glas, bis keine Luftblasen mehr im Innern waren, dann entblößte er den Unterarm des Norwegers.
    »Moment, halt. Warte, du verdammte Blechbüchse!«
    »Wir werden Sie zu einem hübschen Homo aquaticus umwandeln, einem Wasseratmer mit Spezialisierung auf Außenbereichsreparaturen. Ist das nicht fantastisch? Sie wären dann zuständig für Wartungsarbeiten an den Kuppeln, den Filtersystemen und natürlich der Druckluftbahn. Sie bekommen eine Energiezelle, metallverstärkte Hydraulikarme, Wärmespeicher, Kiemen und natürlich ein Paar hübscher Restlichtverstärker statt der Augen. Haben Sie einen besonderen Wunsch, Ihre Hautfarbe betreffend?«
    »Ich will, dass Sie mich loslassen. Ich sage Ihnen doch, es ist ein Missverständnis. Ich bin dazu vorgesehen, zurück an die Oberfläche geschickt zu werden.«
    »Glauben Sie mir, wenn ich mit der Umwandlung fertig bin, werden Sie niemals wieder ein Mensch sein wollen. Abgesehen davon, dass Sie sich sowieso an nichts mehr erinnern werden.« Der Roboter senkte die Spritze und setzte die Injektion.
    Der Norweger wollte schreien, doch er konnte nicht. Kein Ton kam über seine Lippen. Finger und Zehen gehorchten ihm auf einmal nicht mehr. Ein Gefühl von Kälte kroch in ihm herauf. »Was … was haben Sie mir da gegeben?«
    »Oh, das ist eine Substanz, die wir bereits mit großem Erfolg an Ihren Vorgängern getestet haben. Ein Sekret von Hapalochlaena maculosa, um genau zu sein. Es wird Ihren Körper lähmen, später töten, aber bis es so weit ist, haben wir längst alle Teile entnommen, die für uns von Nutzen sind.«
    Das Gift des Blauringkraken, schoss es dem Norweger durch den Kopf. Nichts anderes hat eine derart schnelle Nervenleitfähigkeit. Er wollte lächeln, doch das war nicht mehr möglich. Ironie des Schicksals, dachte er, dass er jetzt an seinem eigenen Gift zugrunde ging. Zuletzt hatte er also doch noch erfahren, wie sich das anfühlte.
    Das Letzte, was er sah, ehe er seine Augen schloss, waren die chromblitzenden Gerätschaften über seinem Kopf.

 
55
     
     
    Oskar assistierte Humboldt beim Öffnen des Schädels.
    Der riesige Roboter war zwischen Rückwand und Pressbolzen eingeklemmt und konnte keinen Finger mehr rühren. Der Druck war so eingestellt, dass ihm kein Schaden zugefügt wurde. Schließlich brauchten sie ihn noch.
    »Wir öffnen jetzt die Schädeldecke«, sagte Humboldt ins Linguaphon. Um die Hände frei zu haben, trug er das Gerät an einer Schlaufe um seinen Hals. Livanos, der am anderen Ende der Leitung war, koordinierte die Operation.
    »Als Erstes müssen Sie die Halteklemmen rechts und links der Schläfen entfernen und dann die Abdeckung anheben«, erklärte er. »Vermutlich müssen Sie dazu ein Stemmeisen benutzen. Das Salzwasser wirkt sich außerordentlich korrodierend auf die Scharniere aus.«
    Humboldt nickte. »Oskar, Stemmeisen.«
    Er drückte die beiden Halterungen zur Seite, dann nahm er die Eisenstange, die Oskar ihm reichte, und drückte sie mit der Spitze in den schmalen Spalt zwischen Deckplatte und Schläfenpanzerung. Vorsichtig zog er am Hebel. Nichts geschah. Er erhöhte den Druck. Noch immer war keine Veränderung zu sehen. »Total verrostet«, stellte er fest. »Komm, Oskar, hilf mir mal. Vielleicht geht es gemeinsam.«
    Oskar stieg über den Kopf des mechanischen Mannes hinweg und versuchte, zwischen den Augenwülsten Tritt zu fassen. Wenn er abrutschte, würde er drei Meter in die Tiefe stürzen.
    »Und, geht es?«
    »In Ordnung«, erwiderte Oskar. »Auf drei. Eins … zwei … drei.« Er zog mit ganzer Kraft an dem Stemmeisen. Plötzlich ertönte ein Knacken. Ein Spalt erschien. Sie drückten weiter und öffneten den Schädel. Humboldt nahm das Eisen heraus und drückte die Klappe nach oben. Der Geruch von verschmortem Gummi stieg Oskar in die Nase. Vor ihnen befanden sich eine Menge Kabel, blinkende und leuchtende Röhren sowie Tafeln, auf denen winzig kleine elektronische Bauteile angeordnet waren. Manche von ihnen waren nur so groß wie ein Stecknadelkopf. Oskar

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