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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Wölbung? Das ist ein optisches Übertragungsgerät. Ich kann jederzeit sehen, was Sie gerade tun. Ich befinde mich gerade in der Kommandozentrale der Kraaken, dem einzigen Ort, an dem Daron mich nicht überwachen kann.«
    Auf Humboldts Stirn zeichnete sich eine steile Falte ab. »Was wollen Sie?«
    »Zuerst: Stellen Sie sofort alle Versuche, die Tür zu öffnen, ein. Sie rufen damit nur Daron und Cagliostro auf den Plan. Wenn Sie wirklich fliehen wollen, dann gibt es einen anderen Weg.«
    »Einen anderen Weg?«
    »Ihr kleiner Vogel. Meinen Sie, Sie könnten ihm über Funk ein paar einfache Befehle erteilen?«
    »Ich glaube schon …«
    »Gut. Dann tun Sie genau, was ich Ihnen sage.«
    Humboldt war skeptisch. »Sie wollen uns helfen?«
    »Aber natürlich. Würde ich sonst mit Ihnen in Verbindung treten?«
    »Aber warum? Ich verstehe nicht …«
    Livanos ließ ein kurzes Seufzen hören. »Na gut, in aller Kürze: Ich suche schon lange nach einer Möglichkeit, Daron das Handwerk zu legen. Ich spreche davon, sie abzuschalten, zu zerstören. Das zu tun, was notwendig ist, um diesem Albtraum ein Ende zu bereiten. Diese Rechenmaschine ist für alle zu einer Bedrohung geworden. Bisher war es unmöglich, sie abzuschalten, doch Ihre Ankunft hat alles verändert.«
    »Was hat unsere Ankunft denn damit zu tun?«
    »Sie sind der Einzige, dem das gelingen kann. Sie verfügen über Mut, Motivation und intellektuelle Fähigkeiten. Außerdem haben Sie ein Funkgerät. Wissen Sie eigentlich, was das für eine bahnbrechende Erfindung ist?«
    »Weiß ich, aber was hat das mit uns zu tun? Daron ist Ihre Maschine. Sie haben sie gebaut. Sie müssen sie auch wieder abschalten.«
    »Das kann ich nicht. Schon lange nicht mehr.«
    »Warum nicht?«
    »Glauben Sie, ich hätte eine Maschine mit derartigen intellektuellen Fähigkeiten erschaffen können? Das wird selbst in hundert Jahren nicht möglich sein. Nein, Daron ist aus sich selbst heraus entstanden. Sie ist in ihrer Art völlig einzigartig. Und sie ist vorsichtig.«
    »Wenn Sie unsere Hilfe benötigen, warum behandeln Sie uns dann wie Gefangene? Warum dieses Gefängnis und warum die fortwährenden Einschüchterungen?«
    »Das diente nur zu Ihrem eigenen Schutz. Ich musste Daron in dem Glauben wiegen, dass Sie für sie keine Bedrohung darstellen. Was meinen Sie denn, was für ein Risiko es war, Sie in das Allerheiligste zu führen? Daron ist eine sehr misstrauische Differenzmaschine. Sie beobachtet mich Tag und Nacht. Sie hegt schon lange den Verdacht, dass ich Pläne zu ihrer Vernichtung schmiede. Was Cagliostro betrifft: Vor ihm müssen Sie auf der Hut sein. Er ist Darons treuester Verbündeter. Erinnern Sie sich, was er zu Ihnen gesagt hat, ehe er Sie verließ?«
    Humboldt kratzte sich die Stirn. »Er redete etwas von Assimilierung. Ja, ich glaube, das war das Wort, das er gebraucht hat.«
    »Wissen Sie auch, was damit gemeint ist?«
    »Ein Begriff aus der Soziologie, der die Anpassung verschiedener gesellschaftlicher Gruppen beschreibt.«
    »Eine Zwangsanpassung, ganz recht. Verstehen Sie, was das bedeutet? Daron will, dass Sie umgewandelt werden.«
    »Umgewandelt? In was?«
    »In ein Zwitterwesen, so wie Cagliostro eines ist. Ein Wesen halb Mensch, halb Maschine. Ein Automat ohne eigenen Willen. Möchten Sie das?«
    Humboldts Augen weiteten sich vor Schreck. »Natürlich nicht!«
    »Cagliostro war früher mein erster Offizier. Er stammte aus Neapel. Ein Mann, der gerne lachte und Rotwein trank. Ein Mensch mit angenehmem Wesen und von großer Vertrauenswürdigkeit. Und jetzt sehen Sie ihn sich an. Ein Monstrum, nur darauf programmiert, seiner Herrin zu gehorchen.«
    Humboldt runzelte die Stirn. »Gibt es überhaupt noch richtige Menschen hier unten? Was ist mit den Leuten, die wir draußen auf den Feldern gesehen haben?«
    »Alles Menschmaschinen, so wie Cagliostro. Ich bin der Einzige, der verschont wurde.«
    »Warum?«
    »Darüber habe ich auch oft nachgedacht. Vermutlich hat es etwas damit zu tun, dass ich der Erbauer bin. Ich vermute, Daron hat mir gegenüber eine Art religiöser Gefühle entwickelt. Immerhin habe ich sie erschaffen und seinen Erschaffer tötet man nicht so einfach. Stattdessen hält sie mich hier gefangen, beobachtet mich und wartet auf mein natürliches Ableben.« Livanos zögerte. »Alles, was Sie hier unten sehen, ist Darons Werk. Die Stadt, die Maschinen, der Palast. Die Verbindung zu dem Kristall hat aus ihr einen künstlichen Organismus gemacht. Ein

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