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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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möglich.«
    Der Fremde beugte sich tief über das Foto. Er zog eine Lupe heraus und betrachtete das Bild genauer. »Carl Friedrich von Humboldt«, sagte er. »Der Mann sieht nicht aus wie jemand, der leicht zu töten ist.«
    »Deswegen habe ich mich an Sie gewandt«, fuhr der Alte fort. »Ich habe Erkundigungen über ihn eingezogen. Man erzählt wahre Wunderdinge über diesen Humboldt. Er sei ein ausgebildeter Kämpfer und Abenteurer, er verfüge über eine Vielzahl von Waffen und Tötungsmechanismen. Angeblich besitzt er sogar eine Flugmaschine.«
    »Interessant«, sagte der Fremde. »Möchten Sie, dass ich nach Deutschland reise?«
    »Nein.« Wieder hustete der Alte, diesmal stärker. »Wir gehen davon aus, dass er nach Athen kommen wird. Vermutlich im Laufe der nächsten Tage. Alles, was Sie zu tun haben, ist, die Augen offen zu halten und ihn auszuschalten. Wichtig ist nur, dass es unauffällig geschieht. Die Spur darf unter keinen Umständen zu mir zurückführen. Lassen Sie es wie einen Unfall aussehen.«
    »Das versteht sich von selbst. Unfälle sind unsere Spezialität.« Der Norweger richtete sich auf. »Es gibt da allerdings eine Sache, die Sie wissen sollten.«
    Der Alte hob die Brauen. »Welche?«
    »Wie Sie vermutlich gehört haben, gehöre ich der Loge der Assassinen an. Ein uralter Orden, der seit Hunderten von Jahren im Verborgenen arbeitet und der einem strengen Ehrenkodex folgt. Wenn einmal ein Auftrag von uns angenommen wird, kann er nicht widerrufen werden.«
    »Das ist mir bekannt.«
    »Ich möchte nur, dass Sie noch einmal genau über die Konsequenzen nachdenken, ehe Sie mich beauftragen. Sie können den Auftrag nicht zurückziehen, egal, wie hoch die Verluste sind und egal, ob Sie sich im Verlauf der Operation anders entscheiden. Für Kollateralschäden kann nicht gehaftet werden.«
    »Kollateralschäden?«
    »Schäden an Personen, Gebäuden oder Gegenständen. Wir sorgen dafür, dass die Spur nicht zu Ihnen zurückverfolgt werden kann, egal, wie hoch der Preis dafür ist.«
    Der Alte wischte mit dem Handrücken über seinen Mund. Die Worte klangen irgendwie bedrohlich. Andererseits, was sollte schon groß passieren? Humboldt würde hier in Athen ein schnelles Ende finden und niemand würde je erfahren, was mit ihm passiert war. Außerdem wuchs die Bedrohung, die von ihm ausging, von Tag zu Tag.
    »Einverstanden«, sagte er. »Erledigen Sie Ihre Arbeit. Machen Sie’s kurz und schmerzlos und melden Sie sich, sobald Sie Ihre Aufgabe erfüllt haben.«
    Der Norweger deutete eine Verbeugung an. »Wie Sie wünschen«, sagte er. »Dann lassen Sie uns jetzt über mein Honorar reden.«

 
6
     
     
    »Werden Sie den Auftrag annehmen?«, erkundigte sich Oskar, nachdem die beiden Griechen gegangen waren.
    Humboldt deutete auf die Stühle rund um den Tisch. »Setzt euch.«
    Oskar ließ seinen Blick über die vielen Karten, Papiere und Dokumente gleiten, die dort ausgebreitet lagen. Der Forscher nahm auf der anderen Seite Platz, putzte seine Brille und lächelte dann in die Runde. »Meine lieben Freunde«, begann er theatralisch. »Ich weiß, unser letztes Abenteuer ist gerade mal ein paar Monate her – und ich bin mir unsicher, ob ich euch erneut der Gefahr aussetzen darf – aber ich bin zu dem Schluss gekommen, dass wir diesen Auftrag annehmen sollten. Dieses Projekt scheint mir ein idealer Start für unser kleines Unternehmen zu sein. Die Reise ist überschaubar und die Risiken halten sich in Grenzen.«
    Oskar runzelte die Stirn. »Überschaubar? Dieser Kapitän hat von einem Seeungeheuer gesprochen! Von riesigen Fangarmen, die sein Schiff in die Tiefe gezogen hätten! Ich finde, dass das äußerst bedrohlich klingt.«
    Charlotte stieß ein kleines Lachen aus. »Und so etwas glaubst du?«
    »Du etwa nicht?«
    »Mein lieber Oskar, deine Abenteuerromane in allen Ehren, aber du solltest wirklich etwas realistischer sein. Das ist Seemannsgarn. Die Wahrscheinlichkeit, dass es so ein Lebewesen wirklich gibt, ist so gering wie die Chance, innerhalb der nächsten hundert Jahre zum Mond fliegen zu können.« Sie strich eine Haarsträhne aus ihrem Gesicht.
    »Und die Rieseninsekten in Peru? Wie groß waren die Chancen, dass wir auf solche Kreaturen stoßen? Und vorhin erzählt mir dieser Nikomedes, dass es den Minotaurus vielleicht doch gegeben hat. Also wenn du mich fragst, meine Abenteuerbücher sind alle noch nicht abenteuerlich genug. Ich habe keine Lust, gleich wieder dem nächsten Monstrum in die Hände

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