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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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öffnete die Tür und huschte ins Zimmer. Die Tür fiel krachend ins Schloss. Elizas Worte hatten seine Unruhe verstärkt. Irgendetwas stimmte nicht. Eilig warf er Schuhe und Jacken in den Koffer, legte Seife, Rasierzeug und Zahnputzmittel daneben und klappte den Deckel herunter. Er war beinahe fertig, als es erneut an der Tür klopfte.
    »Ich bin gleich so weit!«, rief er. »Nur noch meine Bücher und meinen Schlafanzug, dann komme ich runter.«
    Noch einmal klopfte es, diesmal bestimmter.
    »Jetzt mach keinen Stress, Charlotte. Zwei Minuten, in Ordnung?«
    Wieder klopfte es. Entnervt blickte Oskar in Richtung Tür.
    Vielleicht jemand vom Hotelpersonal. Sein Französisch war leider nicht besonders, aber dafür sollte es reichen. »Un moment!«, rief er und fügte dann noch »s’il vous plaît« hinzu.
    Doch das Klopfen wollte einfach nicht aufhören.
    Auf einmal spürte Oskar, wie ein eiskalter Schauder über seinen Rücken lief. Seine Augenbrauen zogen sich zusammen.
    »Qui est là?«, rief er. »Wer ist da?«
    Stille.
    »Charlotte?«
    Keine Antwort.
    Langsam wich Oskar von der Tür zurück. Als er am Fenster angelangt war, lugte er zaghaft hinaus. Die Ansammlung schaulustiger Passanten war größer geworden. Von dem Fahrer fehlte noch immer jede Spur, doch es gab da ein Detail, das Oskar aufmerken ließ. Er hatte ihm vorhin keine Bedeutung beigemessen, aber jetzt erschien es ihm auf einmal außerordentlich wichtig. Auf dem Beifahrersitz der pferdelosen Kutsche lag ein Hut. Ein breiter Hut, in der Art, wie ihn die Cowboys im Wilden Westen trugen.
    Ein eisiger Schrecken durchfuhr ihn. Er kannte diesen Hut. Er gehörte dem seltsamen Unbekannten, der ihnen vor dem Eiffelturm aufgelauert hatte. Dem Mann aus Athen.
    Mit einem trockenen Gefühl im Hals starrte Oskar die Tür an. Seine Augen schienen sich durch das Holz brennen zu wollen. Wieder klopfte es, diesmal nachdrücklicher.

 
18
     
     
    Schwer atmend erreichte Carl Friedrich von Humboldt die Rue Clement Marot. Er musste kurz stehen bleiben und sich an einer Straßenlaterne festhalten. Sein Herz raste, seine Haut war gerötet. Verdammte Mietdroschken. Nicht eine hatte angehalten. Alle waren sie an ihm vorbeigefahren, ohne sich um seine Rufe zu scheren. An einem Tag wie diesem war es fast unmöglich, ein freies Fahrzeug zu bekommen. Also hatte er die knapp zwei Kilometer vom Eiffelturm bis hierhin im Dauerlauf zurückgelegt. Er war ziemlich aus der Übung, wie er gerade eben feststellen musste. Höchste Zeit, mal wieder etwas für die Kondition zu tun.
    Von Eliza und den beiden Jugendlichen fehlte jede Spur. Eigentlich hätten sie längst am Treffpunkt sein müssen. Keine Ahnung, was sie aufgehalten hatte.
    Er beschirmte seine Augen. Das Hotel lag etwa dreihundert Meter entfernt. Man konnte bereits die Wimpel und Flaggen an der Außenfassade erkennen. Eine Menschenansammlung war auf der Straße zu sehen. Was hatte das zu bedeuten?
    Eilig lief er darauf zu.
    Beim Näherkommen bemerkte er, dass die Leute um ein Fahrzeug herumstanden. Offenbar eine pferdelose Kutsche. Er wollte sie gerade in Augenschein nehmen, als er von irgendwoher den Schrei einer Frau hörte.
    Humboldt stutzte. War das nicht Eliza?
    Ehe er reagieren konnte, schoss eine Droschke aus der Einfahrt. Es gelang ihm gerade noch rechtzeitig, aus der Gefahrenzone zu springen. Im Bruchteil einer Sekunde erkannte er, wer da auf dem Kutschbock saß. »Charlotte?«
    Der Kopf des Mädchens flog herum. »Onkel!«
    »Was ist hier los? Wo ist Oskar?«
    Charlotte deutete hoch zum ersten Stock. Ihrem Gesicht war anzusehen, dass sie sich schreckliche Sorgen machte.
    Humboldt blickte nach oben und erschrak.
    Auf dem schmalen Fenstersims im ersten Stock balancierte Oskar. Neben ihm stand der fertig gepackte Koffer.
    Jetzt bemerkten auch die Passanten, dass etwas nicht stimmte. Einige Damen schrien auf, als sie den Jungen sahen.
    »Was machst du denn da?«, rief Humboldt. »Mach, dass du wieder ins Zimmer kommst, aber ein bisschen plötzlich!«
    »Er kann nicht«, flüsterte Eliza. »Er hat zu viel Angst.«
    Humboldt runzelte die Stirn. »Angst? Wovor?«
    »Vor dem Mann aus Athen.« Eliza blickte zu dem seltsamen Fahrzeug hinüber. Humboldt spürte, wie sich sein Magen verkrampfte. Auf dem Beifahrersitz des Wagens lag ein grauer Stetson mit gebogener Krempe und breitem Rand.
     

     
    Oskar schob den Koffer mit dem Fuß weiter vor. Der Sims war nur zwanzig Zentimeter breit. Zu schmal, um sich mit dem schweren

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