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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Gepäck wirklich schnell fortbewegen zu können, aber auch zu breit, um schon jede Hoffnung aufzugeben. Durch das geöffnete Fenster hörte er, wie jemand an dem Türschloss herumfummelte.
    Die Menschenmenge auf der Straße war größer geworden. Eben war eine Kutsche aus der Hoteleinfahrt geschossen. Einer der Fußgänger hatte sich gerade noch in Sicherheit bringen können, ehe er unter die eisenbeschlagenen Räder kam. Oskar musste zweimal hinsehen, bevor er erkannte, dass es Humboldt war. Jetzt erkannte er auch die Kutsche wieder. Charlotte stand breitbeinig neben dem Fahrer auf dem Kutschbock, während Eliza mit Wilma auf dem Schoß im hinteren Teil des Wagens saß.
    Oskar wollte seinen Freunden eine Warnung zurufen, als im Zimmer ein Krachen zu hören war. Holz splitterte. Ein Metallriegel fiel herab.
    Der Fremde hatte die Tür aufgebrochen und war ins Zimmer eingedrungen.
    Großer Gott, was sollte er jetzt nur tun? Er saß hier oben wie auf dem Präsentierteller. In Ermangelung eines besseren Plans griff er nach dem Koffer und hielt ihn schützend vor den Körper. Keinen Augenblick zu früh, denn in diesem Augenblick erschien das Gesicht des Fremden am Fenster. Ohne seinen Hut wirkte er deutlich älter. Sein Bart war von einem dunklen Braun, das an den Koteletten in ein leichtes Grau überging. Unter den buschigen Augenbrauen lugten zwei stahlgraue Augen hervor. In seiner Hand schimmerte etwas, das wie eine Mischung aus Blasrohr und Gewehr aussah. Über seinen linken Handrücken zog sich eine markante sichelförmige Narbe.
    Der Fremde warf einen Blick nach unten. Rufe hallten zu ihnen empor. Rufe der Empörung, aber auch der Sorge. Er ließ sich davon nicht beeindrucken. Als er sah, wie Oskar weiter zurückwich, erschien ein schmales Lächeln auf seinem Mund.
    »Lass das doch sein, Junge«, sagte er in gebrochenem Deutsch. »Ist viel zu gefährlich. Komm zu mir zurück, dann können wir über alles reden.«
    Der Mann hatte einen Akzent, wie ihn Oskar noch nie zuvor gehört hatte. Irgendetwas in seiner Stimme sagte ihm, dass man ihm nicht trauen konnte. Der Abstand zwischen ihm und dem Fremden betrug etwa fünf Meter. Zu wenig, falls dieser auf den Gedanken kommen sollte, seine Waffe einzusetzen.
    In diesem Moment erklang ein Zischen, gefolgt von einem harten metallischen Knall. Ein Projektil schlug nur wenige Zentimeter neben dem Kopf des Fremden in die Wand.
    Schreie ertönten.
    Oskars Blick zuckte nach unten. Humboldt hielt seine automatische Armbrust schussbereit in der Hand.
    »Das war nur ein Warnschuss!«, rief Humboldt. »Den nächsten lenke ich direkt in Ihr Herz.«
    Der Unbekannte blickte unschlüssig nach unten.
    »Ich sage es zum letzten Mal: Ergeben Sie sich oder ich knalle Sie ab wie eine Tontaube!«
    Der Mann stieß einen Fluch aus, dann verschwand er blitzschnell im Zimmer. Humboldt ergriff die Zügel und lenkte die Kutsche unter das Fenster.
    »Schnell, Oskar, spring!«
    »Und der Koffer?«
    »Vergiss den Koffer.«
    Oskar schätzte die Höhe. Es waren mindestens vier Meter. Selbst für einen geübten Kletterer wie ihn eine riskante Höhe. Bei einem solchen Sprung konnte man von Glück reden, wenn man sich nur den Fuß verstauchte. Er schüttelte den Kopf und rief: »Geht beiseite, ich werfe den Koffer runter!« Mit diesen Worten ließ er das Gepäckstück fallen. Das Wurfgeschoss landete auf dem gepolsterten Sitz und federte hoch. Vor Schreck scheuten die Pferde, blieben jedoch stehen.
    »Macht euch startklar und wartet vorne an der Ecke auf mich, ich komme über die Regenrinne runter.«
    Ohne eine Antwort abzuwarten, eilte er über den Sims. An der Ecke des Gebäudes war eine weiß getünchte Regenrinne befestigt. Schnell wie ein Affe kletterte er die paar Meter bis zur Straße hinunter und sprang dann in die Kutsche. Der Kutscher ließ die Peitsche knallen.
    In diesem Augenblick kam der Fremde aus dem Haupteingang geschossen. Er legte auf sie an und feuerte. Das Geschoss verfehlte sie nur knapp und landete in einer Hauswand. Gesteinsstaub rieselte auf sie nieder. Alle duckten sich. Über den Rand ihrer Kutsche hinweg sah Oskar, wie der Mann sich an seinem Wagen zu schaffen machte. Wieder knallte es. Oskar glaubte schon, ein zweiter Schuss wäre gefallen, doch dann sah er, dass es der Wagen war, der diese Geräusche ausstieß. Eine Wolke von Ruß und Qualm stieg in die Luft.
    »Beeilung, Pierre!«, rief Humboldt. »Der Kerl fährt einen Motorwagen. Wenn wir ihm entwischen wollen, dann nur mit

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