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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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unseren Meeren zu tilgen. Acht Kriegsschiffe werden binnen weniger Wochen hier eintreffen und uns ein für alle Mal von diesem Fluch befreien!« Ein schwerer Hustenanfall schüttelte seinen dürren Körper.
    Stavros ließ sich zurücksinken. Der Brief wog wie Blei in seiner Hand.
    »Ich kann immer noch nicht verstehen, wie er das Unglück überlebt haben soll. Wie lange ist das jetzt her?«
    »Zehn Jahre.«
    »Zehn Jahre.« Stavros schüttelte den Kopf. »Kein Mensch kann so lange im Verborgenen leben. Wie soll ihm das gelungen sein? Und was könnte er besitzen, das so stark ist, dass es ein ganzes Schiff in die Tiefe zieht?« Er überlegte einen Moment, dann hellte sich seine Miene auf. »Was, wenn er es gar nicht ist? Was, wenn eine konkurrierende Macht dahintersteckt? Jemand, der unsere Vormachtstellung im Mittelmeer brechen will. Hast du schon einmal daran gedacht?«
    »Wenn, wenn, wenn.« Archytas schlug mit der Hand auf den Tisch. »Glaubst du nicht, ich hätte mir diese Fragen auch schon gestellt? Letztendlich läuft es immer auf dasselbe hinaus: Jemand bedroht uns, tötet unsere Männer und versenkt unsere Schiffe. Und dieser Jemand wird dafür mit seinem Leben bezahlen! Punkt, aus, Ende der Geschichte!«
    Stavros schluckte. »Und wie kann ich dabei helfen?«
    »Pfeif deinen Forscher zurück. Leg ihn an die Leine, sag ihm, die Sache sei abgeblasen. Nur so kannst du sein Leben retten!«
    »Aber vielleicht findet er etwas, was unserer Sache dienlich ist …«
    »Hast du mir denn nicht zugehört? Wir haben hier alles fest im Griff! Jede Einmischung von außen ist unerwünscht. Sie kann nur trüben Schlamm und Unrat aufwirbeln. Schlimmer noch: Es könnte unseren Feind in Alarmbereitschaft versetzen. Stell dir vor, er erfährt etwas von unseren Plänen. Dann wären alle Bemühungen umsonst. Also, was ist jetzt: Wirst du meinem Wunsch entsprechen oder nicht?«
    Stavros stand auf und fing an, auf und ab zu gehen. Sein Kopf schwirrte wie ein Bienenstock. »Ich brauche Zeit«, sagte er nach einer Weile. »Es war alles ein bisschen viel auf einmal. Ich muss mir die Sache durch den Kopf gehen lassen. Ich kann zwar nicht gutheißen, was du getan hast, andererseits verstehe ich deine Sorge. Vermutlich hätte ich ähnlich entschieden, wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre. Ich werde dir mitteilen, wie ich entschieden habe.«
    »Gut. Aber beeil dich! Jeder Tag, den dein Forscher frei herumläuft, ist eine Gefahr für uns.«
    »Na gut. Es gibt da nur ein Problem. Selbst wenn ich zu dem Entschluss komme, ihn zurückzubeordern, dürfte es recht schwierig sein, ihn zu erreichen. Wir hatten das letzte Mal vor fünf Tagen Kontakt.«
    Die Brauen des Alten hüpften in die Höhe. »Wie? Was? Wo ist er?«
    »Er ist mit einem Schiff aufgebrochen, Ziel Mittelmeer. Soweit ich weiß, wollte er im Kretischen Meer einige Tauchgänge absolvieren. Er wollte mir nicht verraten, wohin er fährt oder worum es dabei geht, aber nach allem, was ich jetzt erfahren habe, befürchte ich, dass er schon etwas herausgefunden hat.«
    Der Alte schob seinen Stuhl zurück. Sein Gesicht hatte jegliche Farbe verloren.
    »Dann liegen die Dinge nicht mehr in unserer Hand.«
    »Was meinst du damit?«
    »Ich habe versucht, den Assassinen zurückzurufen. Er ist ebenfalls verschwunden. Und zwar seit genau fünf Tagen.«

 
23
     
     
    Die Calypso tanzte wie ein Korken auf den Wellen. Aus dem Schornstein, neben dem messingfarben das Steamrohr und die Dampfpfeife glänzten, drang Qualm, der als pechschwarze Schleppe hinter dem Schiff herwirbelte. Der Bug hob und senkte sich im Minutentakt, während das Dampfschiff Wellenkämme erklomm und Täler durchquerte. Die hölzernen Planken des Hauptdecks ächzten und knarrten. Gischt stieg in die Luft und benetzte Haut, Haare und Kleidung. Wind und Sonne ließen einen zwar nicht auskühlen, doch richtig trocken wurde man nicht.
    Dabei hatte alles so gut angefangen.
    Die Fahrt von Le Havre durch die Biskaya bis runter nach Portugal war sonniges Wetter gewesen und die See so ruhig, dass man sich darin spiegeln konnte. Doch kurz hinter der Meerenge von Gibraltar hatte es angefangen. Der Wind hatte aufgefrischt und die Wellen zu meterhohen Brechern aufgetürmt, die die Calypso hin und her warfen.
    Oskar war hundeelend zumute. Wie es schien, war er der Einzige an Bord, der unter Seekrankheit litt. Obwohl er nichts mehr im Magen hatte, fühlte es sich an, als würde es in seinem Inneren immerzu schwappen und gluckern. Wie kam

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