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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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innerhalb unseres Einsatzgebietes, aber noch weit genug weg von der Unglückszone. Möchtest du den Tauchgang für mich dokumentieren?«
    »Klar. Mir ist jede Ablenkung recht. Was soll ich denn machen?«
    »Es reicht, wenn du alles genau notierst und ein paar kleine Zeichnungen dazu anfertigst. Wenn du magst, kannst du sogar -«
    Noch ehe er den Satz beendet hatte, flog die Tür auf. Es war Charlotte. Ihre Wangen waren gerötet und ihre Augen leuchteten vor Erregung. »Onkel«, keuchte sie. »Ich glaube, wir haben es geschafft.«
    »Was geschafft?«
    »Wilma – sie hat gesprochen!«
    »Was sagst du da?«
    Sie atmete schwer. »Ihr müsst euch das ansehen. Kommt!«
    Oskar und Humboldt sahen sich an, dann zuckte der Forscher die Schultern. »Ich schätze, wir werden unsere Unterhaltung zu einem späteren Zeitpunkt fortsetzen müssen.«
    Die drei verließen den Kartenraum und eilten in Richtung der Damenquartiere.
    Das Dröhnen der Maschinen erfüllte die Gänge. Die Calypso war eines der fortschrittlichsten Schiffe, die zurzeit die Weltmeere befuhren. Sie verfügte über ein schallgesteuertes Frühwarnsystem, eine neu entwickelte Dampfturbine sowie moderne elektrische Steuerelemente. Was jedoch den Komfort betraf, so unterschied sie sich kaum von anderen Schiffen. Die Kabinen waren klein und die sanitären Anlagen durchschnittlich. Oskar hasste es, so eingepfercht zu leben. Er sehnte sich danach, endlich wieder festen Boden unter den Füßen zu spüren. Die Metallplatten hallten unter ihren Füßen, während sie durch das enge Labyrinth liefen.
    Ein paar Minuten später waren sie da. Humboldt blieb vor der Tür stehen und klopfte an.
    »Entrée!«, schallte es von innen.
    Sie öffneten die Tür und traten ein. Océanne und Eliza empfingen sie, beide mit einem breiten Grinsen im Gesicht.
    Wilma stand auf einem Tisch, der von Werkzeugen, Kabeln, Messinstrumenten und anderen technischen Geräten nur so überquoll. Auf ihrem Rücken trug sie etwas, das wie ein Tornister mit Antenne aussah und das mit zwei Lederschlaufen und weichem Schaumgummi an den Stummelflügeln befestigt war.
    »Kommt rein und schließt die Tür!«, rief Charlotte. »Sie ist gerade ein bisschen nervös. Nicht, dass sie uns vom Tisch hüpft und in den Gängen verschwindet. Ihr wisst ja, wie schnell sie laufen kann.«
    Oskar schloss die Tür und betrachtete die eigenartige Konstruktion auf Wilmas Rücken. Humboldt war in die Hocke gegangen und untersuchte den seltsamen Apparat. Misstrauisch beäugte er die Spulen und Einzelteile auf dem Tisch.
    »Ihr habt doch wohl nicht mein Linguaphon auseinandergeschraubt?«
    »Nur das Gerät, das wir in Peru dabeihatten. Es war hoffnungslos veraltet, das hast du selbst gesagt. Wir haben es in Größe und Gewicht reduziert und es an Wilmas Körperform angepasst. Das andere ist selbstverständlich noch intakt.« Sie deutete auf eine Ledertasche im Regal.
    »Na dann bin ich erleichtert«, sagte der Forscher.
    »Da Wilma keinen besonders großen Wortschatz besitzt, haben wir nur einen Bruchteil der Technik benötigt«, fuhr Charlotte fort. »Die Spule ist zwar immer noch etwas zu groß, aber wer weiß, vielleicht erweitert sie ihren Sprachschatz ja noch.« Sie hielt Wilma ein wenig Futter unter die Nase. Gierig pickte der Vogel danach.
    Angewidert blickte Oskar auf die kleinen Bröckchen in der Dose. »Was gebt ihr Wilma da eigentlich dauernd zu fressen? Sieht irgendwie unappetitlich aus.«
    »Spezialnahrung.« Charlotte hielt ihr ein weiteres Bröckchen hin. »Eine Mixtur aus Karotten, Haferflocken und Gelée Royale.«
    »Gelée Royale? Was ist das denn schon wieder?«
    »Der Futtersaft, mit dem die Honigbienen ihre Königinnen aufziehen«, erläuterte Humboldt. »Eine hochkonzentrierte Mischung aus Fetten, Proteinen, Mineralstoffen und Spurenelementen.«
    »Und wofür soll das gut sein?«
    »Zur Intelligenzförderung. Wir haben festgestellt, dass diese Nahrung einen ungeheuren Einfluss auf das Sprachzentrum hat. Möchtest du mal versuchen?«
    »Nein, danke.«
    Die Frauen kicherten.
    Der Forscher zog einen Stuhl heran. »Na, dann lasst mal sehen.«
    Charlotte prüfte den Sitz des Gerätes, dann schaltete sie es ein. Ein kurzes Piepsen erklang, dann leuchtete das grüne Lämpchen auf. »In Ordnung«, sagte sie. »Du kannst jetzt mit ihr sprechen.«
    Der Forscher räusperte sich. »Wilma? Kannst du mich verstehen? Ich bin’s, Humboldt.«
    Der Vogel hörte plötzlich auf, nach der Sondernahrung zu schielen und blickte

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