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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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leuchten. Der Mond stand als dünne Sichel im Osten.
    »Wir müssen eine Entscheidung treffen«, sagte Humboldt. Er klang müde. »Seit drei Tagen befinden wir uns in diesen Gewässern und haben immer noch nichts gefunden. Jeder Tag auf See kostet Geld, ganz zu schweigen von unserer Geduld und unseren Nerven.« Er seufzte. »Es kann so nicht weitergehen. Daher habe ich mir überlegt, dass wir eine Entscheidung treffen müssen. Uns bleiben exakt drei Möglichkeiten. Erstens: Wir können noch ein paar Tage hierbleiben, Tauchgänge absolvieren und hoffen, dass wir irgendetwas finden. Zweitens: Wir fahren im Kreis herum, machen stichpunktartig Proben und erweitern so unseren Radius oder drittens: Wir brechen die Mission ab.« Er hob die Hände. »Ich weiß, ich weiß, diese Möglichkeit scheint für viele von uns im Moment noch nicht zur Debatte zu stehen, aber es wird der Zeitpunkt kommen, da wir alle vor dieser Frage stehen. Ich möchte euch bitten, euch die Situation gründlich durch den Kopf gehen zu lassen. Fest steht, über kurz oder lang müssen wir uns für eine der drei Möglichkeiten entscheiden.«
    »Ich muss gestehen, dass ich mir unsere Erkundungsfahrt ein wenig anders vorgestellt habe«, sagte Charlotte. »Nach Nikomedes’ Bericht habe ich geglaubt, es wäre nur eine Frage von Stunden, bis das Wesen sich zeigt. Ich hätte nie damit gerechnet, dass es so lange dauern würde. Und dann diese Hitze. Nicht mal am Abend kühlt es richtig ab. Ich bin für Möglichkeit Nummer zwei. Wir sollten an anderer Stelle weitere Stichproben machen und wenn wir nichts finden, heimfahren.«
    »Vielleicht haben wir nicht an der richtigen Stelle gesucht«, gab Oskar zu bedenken. »Vielleicht hat der Kapitän des gesunkenen Frachters uns in seiner Aufregung die falschen Koordinaten gegeben.«
    »Vielleicht hat er aber auch nur Seemannsgarn gesponnen«, warf Eliza ein. »Die Fischer in meiner Heimat erzählen oft die abenteuerlichsten Geschichten und nichts davon ist wahr.«
    Humboldt sah nachdenklich aus. »Mag sein, aber ich halte das für eher unwahrscheinlich. Vogiatzis war überzeugt von dem, was er erzählt hat. Ich habe die Angst in seinen Augen leuchten sehen.«
    »Schon«, erwiderte Eliza. »Aber man kann sich auch etwas einbilden. Die Angst ist eine schreckliche Gefährtin. Sie gaukelt einem Dinge vor, die nicht real sind. Gerade in stürmischen Nächten fühlen wir uns umgeben von Geistern, Dämonen und übernatürlichen Erscheinungen.«
    »Kannst du denn gar nichts spüren?«, fragte Oskar.
    Eliza schüttelte den Kopf. »Nichts außer uns, dem Wind und dem Meer.«
    Charlotte verschränkte die Arme. »Was ist Ihre Meinung, Monsieur Rimbault? Sie sind der technische Leiter dieser Expedition. Sollen wir noch eine Weile herumfahren, stichpunktartige Tauchexkursionen unternehmen und darauf hoffen, etwas zu finden, oder sollen wir abbrechen?«
    Der Schiffsbaumeister zuckte die Schultern. »Es ist Ihr Geld. Ich stelle nur das Material zur Verfügung. Das Sonar hat bisher einwandfrei gearbeitet. Wir haben bereits an die fünfzig Profile erstellt, die langsam immer genauer werden. Der Meeresboden ist an dieser Stelle sehr zerklüftet. Es gibt Gräben und Täler, tief unten im Meer. Es ist durchaus möglich, dass wir etwas übersehen haben. Wenn wir weiterfahren, müssen wir von Neuem beginnen. Es wäre wie die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wenn Sie mich nach meiner privaten Meinung fragen, so wäre ich dafür, hierzubleiben und tiefer zu tauchen.«
    »Papa hat recht«, meldete sich Océanne. »Wir sollten nicht so schnell aufgeben. Vielleicht gibt es einen entscheidenden Hinweis, den wir bisher übersehen haben.«
    Oskar legte seinen Finger an die Lippen. »Vielleicht ist der Ort richtig, aber der Zeitpunkt falsch.«
    »Was soll das denn schon wieder heißen?« Humboldts Augenbrauen zogen sich zu einem Strich zusammen.
    »Erinnert ihr euch, was Nikomedes am Tag seines Besuches gesagt hat? Er sagte, es wäre gegen dreiundzwanzig Uhr gewesen, als das Schiff angegriffen wurde. Also mitten in der Nacht.«
    »Das stimmt«, bestätigte Charlotte. »Und erwähnte er nicht, dass auch die anderen Schiffe nachts gesunken seien?«
    Oskar nickte. »Vielleicht versteckt sich das, was wir suchen, tagsüber in irgendwelchen Untiefen und kommt erst nachts in flacheres Gewässer.«
    »Warum sollte es das tun?« Océanne blickte skeptisch. »Ab einer Tiefe von fünfzig Metern ist es sowieso stockfinster. Was für einen

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