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Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Unterschied macht es da, welche Tageszeit wir haben?«
    »Unter Wasser mag das stimmen«, sagte Oskar. »Aber die Angriffe sind alle über Wasser erfolgt. Vielleicht nutzt das Wesen den Schutz der Nacht.«
    »Wenn es so eine Kreatur überhaupt gibt«, seufzte der Forscher.
    »Erinnert euch an Vogiatzis’ Worte«, warf Charlotte ein. »Er sagte, die Kreatur habe einen Leuchtturm imitiert. Als wolle es seine Opfer in eine bestimmte Richtung lenken. Je länger ich darüber nachdenke, desto besser gefällt mir Oskars Gedanke.«
    »Mir auch.« Humboldt strich über sein Kinn. »Das würde erklären, warum unser Sonar nichts gefunden hat.« Er wandte sich an den Schiffsbaumeister. »Monsieur Rimbault, meinen Sie, es wäre möglich, die Nautilus für einen nächtlichen Tauchgang vorzubereiten?«
    Der Konstrukteur straffte sich mit militärischer Haltung. »Ich betrachte jede Gelegenheit, die Bathysphäre zu testen, als willkommene Herausforderung. Geben Sie mir eine Stunde für die Vorbereitungen, dann steht sie zu Ihrer Verfügung.«
    »Von mir aus auch zwei«, erwiderte Humboldt mit einem Lächeln. »Hauptsache, wir müssen uns später nicht vorwerfen, dass wir nicht alle Möglichkeiten ausgeschöpft hätten.« Er klopfte Oskar auf die Schulter. »Gute Idee, mein Junge. Du entwickelst dich immer mehr zu einem Forscher. Ich bin stolz auf dich.«

 
27
     
     
    Der Norweger duckte sich. Gut versteckt hinter dem Hebekran der Nautilus hatte er alles mitangehört. Jetzt war er sicher, dass der Augenblick, auf den er so lange gewartet hatte, endlich gekommen war.
    Die Chancen für den erfolgreichen Abschluss seines Auftrags standen gut. Seit er den Reisenden in Athen zum ersten Mal begegnet war, hatte er auf so eine Gelegenheit gewartet. Immer war etwas dazwischengekommen. Sei es, dass die vier ihm in letzter Sekunde entkommen waren oder dass andere Personen in der Nähe waren, immer hatte etwas zwischen ihm und einem gelungenen Attentat gestanden. Heute Nacht nun würde endlich alles perfekt sein.
    Was Rimbault und seine vorwitzige Tochter betraf, so hatten sie sich ihr Schicksal selbst zuzuschreiben. Sie hatten ihre Nase schon viel zu tief in Angelegenheiten gesteckt, die sie nichts angingen. Der Norweger verbuchte sie unter der Kategorie Kollateralschäden. Keine Spuren hinterlassen, das war seine Devise und er würde nicht heute Nacht damit anfangen, unvorsichtig zu werden.
    Vor seinem geistigen Auge sah er, was nach dem Anschlag geschehen würde. Der Kapitän wäre gezwungen, den Hafen von Piräus anzulaufen und dem dortigen Seefahrtsbeauftragten von dem Unglück zu berichten. Es würde eine Untersuchung geben, vielleicht würde ein Erkundungsschiff ausgesandt, doch das würde nach kurzer Zeit wieder unverrichteter Dinge heimkehren müssen. Der Meeresboden war an dieser Stelle viel zu tief. Der Norweger wäre zu diesem Zeitpunkt schon längst von Bord gegangen und hätte seinem Auftraggeber vom erfolgreichen Abschluss der Mission berichtet. Es war wie eine Kette von Dominosteinen, die, einmal angestoßen, genau an ihren Platz fielen.
    Den Kopf voller Pläne eilte er in seine Kabine zurück, um letzte Vorbereitungen zu treffen. Während er Messer und Giftpfeile aus den Tiefen seines Seesacks hervorholte, dachte er daran, welch langen Weg er zurückgelegt hatte. Kein Auftrag hatte ihm bisher so viel Einsatz und Können abverlangt. Um ein Haar wäre ihm Humboldt in Paris durch die Lappen gegangen. Nur durch einen ungeheuren Zufall hatte er das Gespräch der beiden Jugendlichen im Treppenhaus des Hotels belauschen können. Die Observierung war ein Kinderspiel gewesen. Ein paar Bier mit Rimbaults Werftarbeitern und schon erfuhr er, dass die Calypso ins Mittelmeer aufbrechen würde.
    Dann kam der schwierige Teil: Er musste eine Heuer auf der Calypso finden und sein Äußeres so verändern, dass Humboldts Leute ihn nicht wiedererkannten. Besonders der Junge war ein Problem. Er hatte ihn aus wenigen Metern Entfernung zu Gesicht bekommen und würde sich sofort erinnern, wenn er ihn wiedersah. Also hatte er seinen Bart abgenommen, eine falsche Nase aufgesetzt, seine Haut bräunlich geschminkt und sich einen gebeugten, leicht hinkenden Gang zugelegt. Zusammen mit zwei hauchdünnen gläsernen Haftschalen, die seine Augenfarbe veränderten, reichte die Tarnung aus, um aus dem vipernschnellen Killer einen von den Jahren und harter Arbeit gezeichneten Seemann zu machen. Blieb nur noch die Frage, ob er als Unbekannter eine Heuer auf dem

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