Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon

Titel: Chroniken der Weltensucher 02 - Der Palast des Poseidon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
war genau wie dieses seltsame Essen, künstlich und fad. Ein schmaler Lichtstreifen zog sich quer durch den Ruheraum, genau bis auf sein Gesicht.
    Neugierig blickte er hinüber. Am anderen Ende der Quartiere war eine Bewegung zu erkennen. Es war zu weit weg, um Einzelheiten sehen zu können, aber so viel war klar: Einer der Matrosen war aufgestanden und ging zu der Gefängnistür. Mit einem Schlag war er wach.
    Stand die Tür etwa offen?
    Er konnte einen Lichtschein erkennen, der aus dem Spalt kam.
    Schnell blickte er sich um. Alle waren in tiefen Schlaf gesunken. Atemgeräusche drangen an sein Ohr.
    Im Nu war er auf den Beinen. Er zog seine Hose über, dann schlich er so leise wie möglich entlang der Wand in Richtung Tür. Hatten die Wächter etwa vergessen, die Tür zu verriegeln?
    Lautlos huschte Oskar durch die Dunkelheit. Der unbekannte Seemann hatte die Tür bereits erreicht. Er war nur noch zehn Meter von Oskar entfernt. Sein Gesicht lag im Schatten. Oskar wollte ihm schon einen Gruß zurufen, als er plötzlich innehielt. Irgendjemand stand auf der anderen Seite. Er hörte eine gepresste Stimme.
    Cagliostro.
    Oskar rückte noch ein Stück näher. Er hoffte, sie belauschen zu können, doch die beiden sprachen zu leise. Plötzlich zuckte der Kopf des Gesandten durch den Türspalt und spähte umher. Fast so, als habe er etwas gehört.
    Oskar hielt den Atem an. Dieser Cagliostro war ihm unheimlich. Was mochte sich hinter der Spiegelbrille und diesen Ohrstöpseln verbergen?
    Eine Weile blickte sich der Gesandte um, dann setzte er die Unterhaltung fort.
    Oskar atmete auf. Noch mal gut gegangen.
    Er überlegte, ob er noch ein kleines Stück vorrücken sollte, verwarf den Gedanken aber wieder. Das Risiko war einfach zu groß.
    Was hatten die beiden da so eifrig zu bereden?
    Irgendwann hörte er, wie die Männer sich verabschiedeten, dann fiel die Tür zu. Der Seemann machte sich auf den Rückweg. Er war noch nicht weit gekommen, als Oskar ein Poltern und Scheppern hörte, gefolgt von einem unterdrückten Fluch. Dem Humpeln nach zu urteilen, musste der Mann irgendwo gegen gelaufen sein. Bei der Dunkelheit kein Wunder. Er humpelte noch ein paar Schritte und trat dabei in einen Lichtschein, der durch die Glaskuppel auf ihn herunterfiel. Für den Bruchteil einer Sekunde war sein Gesicht zu sehen, dann verschwand es wieder.
    Oskar biss sich auf die Lippen. Er konnte nicht beschwören, dass er den Seemann wirklich erkannt hatte, aber sein Gefühl sagte ihm, dass er sich nicht irrte. Der Mann war niemand anderer als Clement.

 
44
     
     
    Cagliostro holte sie pünktlich vom Frühstück ab. Unfreundlich wie immer geleitete er sie durch die Werkhalle zum Tunnelsystem und von da aus zum Thronsaal. Die Tür stand sperrangelweit offen und Livanos erwartete sie bereits ungeduldig.
    Oskar trug Wilma in einer Umhängetasche über der Schulter und kraulte ihr nachdenklich das Köpfchen. Die Ereignisse der letzten Nacht ließen ihm keine Ruhe. Wen hatte er da gesehen? Konnte es sein, dass er sich geirrt hatte? Clement verhielt sich jedenfalls, als wüsste er von nichts. Er war genauso freundlich und umgänglich wie immer. Kein Hinweis darauf, dass er irgendwelche dunklen Geheimnisse hatte.
    Vielleicht war es nur ein Traum gewesen. Je länger Oskar hier unten lebte, desto mehr begannen Realität und Fantasie zu verschwimmen.
    Er entschied, erst mal keinem etwas von seinem Erlebnis zu erzählen. Man verpfiff keinen Freund, wenn man nicht sicher war, dass die Anschuldigungen auch wirklich begründet waren.
     

     
    Livanos beobachtete ihre Ankunft mit gewohnt gleichmütiger Miene. »Guten Morgen«, sagte er mit seinem seltsam schleppenden Dialekt. »Ich hoffe, Sie hatten eine angenehme Nachtruhe.«
    »Die hatten wir, Euer Majestät«, sagte Humboldt und verbeugte sich.
    »Haben Sie gut gefrühstückt? Uns steht eine längere Fahrt bevor. Ich möchte sichergehen, dass Sie unterwegs nicht schlappmachen.« Ein schmales Lächeln umspielte die Lippen des Herrschers. »Ich freue mich besonders, Sie, lieber Monsieur Rimbault, in unserer Mitte willkommen zu heißen. Nach unserer gestrigen Auseinandersetzung war ich nicht sicher, ob Sie kommen würden.«
    »Ja … hm.« Der Schiffsbaumeister strich über sein Bärtchen. »Ich hielt es für meine Pflicht, meine Kameraden nicht im Stich zu lassen.«
    »Wohl gesprochen.« Livanos rollte von seiner Erhöhung herunter und durchquerte den Thronsaal. Die Abenteurer folgten dem surrenden

Weitere Kostenlose Bücher