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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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gewesen, aber er hatte ausgereicht, den alten Stammesführer mächtig in Aufregung zu versetzen. Immer mehr Bewohner scharten sich um die beiden. Als Ubirè ihnen von den Neuigkeiten berichtete, hallten laute Flüche und Verwünschungen durch das Dorf. Die Stimmung war aufgeladen. Yatimès Vater, der Schmied, kam mit einem Karren frisch geschärfter Waffen zu ihnen herüber. Das Metall glänzte schwarz in der Sonne.
    Dann ging alles sehr schnell. Ubirè gab einen Befehl, woraufhin die Krieger ihre Waffen und Schilde schnappten und in Richtung der Brücke rannten. Charlotte und Eliza schlossen sich ihnen an, genau wie Yatimè, Jabo und Wilma. Das halbe Dorf war auf dem Weg zu der Schlucht.
    »Was ist denn los?«, keuchte Charlotte, die mit den anderen kaum Schritt halten konnte. »Was ist passiert?«
    »Humboldt und die anderen wurden gefangen genommen. Yatimè hat es gesehen und ich spüre es auch.«
    »Gefangen genommen? Aber warum?«
    »Die Prophezeiung!«, stieß Eliza aus. »Alles entwickelt sich so, wie Ubirè es vorausgesehen hat. Die Krieger wollen noch einen letzten Versuch wagen, die Angreifer von ihrem Plan abzubringen.«
    »Plan? Was für ein Plan?«
    »Die Eindringlinge haben vor, den Stein von hier wegzubringen.«
    »Ist das dein Ernst? Aber das ist doch Wahnsinn!«
    »Genau deswegen müssen sie aufgehalten werden.«
    Ein kalter Wind strich über Charlottes Haut. Sie blickte nach oben. Der blaue Himmel war verschwunden und stattdessen waren von Westen dunkle Wolken herangerückt. Es war absehbar, dass es irgendwann zu regnen anfangen würde.
    Die Krieger stimmten ein Lied an. Sie sangen.
    Es war eine seltsame Melodie. Eine einfache Folge von fünf Tönen, die melodisch an- und abschwoll. Ein Schauer lief ihr über den Rücken.
    Die ersten Männer hatten den Felsenbogen bereits erreicht. Schüsse ertönten, dann spritzte Sand auf. Sofort gingen sie zwischen den Felsen in Deckung. Zwischen den Spitzen zweier Steine hindurch konnte Charlotte die Köpfe der Männer auf der anderen Seite sehen. Die Halunken schienen mit ihnen gerechnet zu haben und hatten sich auf der anderen Seite verschanzt.
    Weitere Schüsse fielen.
    Die Dogon schleuderten Speere, leider ohne Erfolg. Die Männer waren viel zu gut versteckt, niemand würde dort lebendig rüberkommen. Trotzdem versuchten es einige. Sie wurden getroffen und stürzten in den Abgrund. Charlotte blickte den tapferen Männern hinterher, wie sie tiefer und tiefer fielen, dann schloss sie die Augen und sprach ein stilles Gebet.
     

     
    »Los, los, beeilt euch mal ein bisschen mit den Baumstämmen.«
    Jabez Wilson stand breitbeinig vor dem Haupteingang des Tempels und koordinierte den Bau des Hebekrans. Es war eine einfache Konstruktion, die nur aus ein paar Seilen und Holzstämmen bestand, wie sie überall in der Stadt zu finden waren. Mit seiner Hilfe würden sie den Stein durch das zerbrochene Dachfenster herausheben und in einer der ausgepolsterten Holzkisten verstauen. Wenn es doch nur endlich schon so weit wäre. Durch das geöffnete Tempelportal konnte er den Meteoriten sehen. Er wirkte so nahe, dass man nur die Hand auszustrecken brauchte, um ihn zu berühren. Wilson blickte auf den Sand, der ihn umgab. Ob es wohl stimmte, was Humboldt gesagt hatte? Dass sich darin Abkömmlinge des Hauptkristalls befanden, die jeden sofort angriffen, der sich zu weit hineinwagte? Er streckte den Fuß aus. Nichts geschah. Vielleicht musste man weiter rein. Er sah sich um. Direkt neben der Tür lag ein abgebrochener Zweig. Er hob ihn auf, bearbeitete ihn, bis er kleiner war, und stocherte dann damit im Sand herum. Immer noch nichts.
    Entnervt schleuderte er den Ast ins Innere. Beinahe augenblicklich hörte er das Rauschen. Der Ast bewegte sich. Die Blätter raschelten, dann sackte der Zweig ein klein wenig ein. Unwillkürlich trat Wilson einen Schritt zurück. Wie es schien, hatte Humboldt doch nicht übertrieben.
    Jonathan Archer kam zurück. Sein Gesichtsausdruck wirkte zufrieden.
    »Und, wie geht es unseren Gästen?«
    Archer grinste. »Sehr gut. Es hat natürlich ein paar Beschwerden gegeben, aber das war nicht anders zu erwarten. Patrick wird nicht viel Arbeit haben. Die Hütte ist gut gesichert.«
    »Hm.« Wilson strich über sein Kinn.
    »Was ist? Soll ich die Wache verstärken?«
    »Nein, nein, nicht nötig. Ich musste nur eben daran denken, dass unser Gefangener nicht irgendjemand ist. Ich habe schon viel über diesen Humboldt gehört. Ein gefährlicher

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