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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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herausgeholt zu werden. Als ob es in dieser Angelegenheit irgendein Mitspracherecht hätte. Aber da hatte es sich geschnitten. Jabez Wilson duldete keinen Widerstand.
    Bisher war der Meteoritenjäger ruhig und besonnen gewesen, aber jetzt fing er an, die Dinge persönlich zu nehmen.
    Noch nie in seinem Leben war er einer Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen und er würde jetzt nicht damit anfangen – mochte dieser Stein auch noch so seltsame Eigenschaften haben. Dieser Brocken aus dem Weltall war ein Immigrant, ein Einwanderer. Es gab Regeln und Gesetze auf diesem Planeten. Hier konnte nicht einfach jeder tun und lassen, was er wollte, schon gar nicht ein Fremdling.
    »Holt mir die Kiste mit dem Dynamit«, stieß Wilson aus.
    Rupert blickte erschrocken. »Das Dynamit, Sir?«
    »Ja, verdammt noch mal, bist du schwerhörig? Ich werde diesen verflixten Brocken in tausend Stücke sprengen, und wenn es das Letzte ist, was ich tue.«
    »Sie wollen den Stein zerstören?« Rupert schien immer noch nicht zu begreifen. Wirklich ein selten dämlicher Holzkopf.
    »Nicht zerstören, du Idiot. Zerlegen. Ich bin sicher, er wird immer noch dieselben Eigenschaften aufweisen, nur eben in gefahrloserer Form. Um Untersuchungen an ihm anzustellen, reicht ein faustgroßes Stück. Den Rest werden wir zu Geld machen. Ich bin sicher, Museen und Forschungseinrichtungen rund um die Welt werden uns die Stücke abkaufen – zu jedem Preis. Eure Belohnung wird eure Fantasie weit übersteigen. Wir werden reich, Männer!«
    Der Ausdruck in Ruperts Gesicht wandelte sich von erschrocken zu erfreut. Endlich war die Münze gefallen. Auch bei den anderen Männern blieb die Erkenntnis nicht ohne Wirkung. Die Männer schwärmten aus, um die hochexplosive Kiste mit den Dynamitstangen zu holen.
    Wilson schien der Einzige zu sein, bei dem noch ein Funke von Skepsis übrig geblieben war. Er wusste um das Risiko. Dieses Dynamit war noch nicht lange auf dem Markt. Es hatte schon etliche Unfälle damit gegeben, meist mit katastrophalen Folgen. Ganze Fabrikhallen waren in die Luft geflogen, weil irgendein Idiot unsachgemäß damit umgegangen war. Nur ein starker Zünder war in der Lage, den Sprengsatz kontrolliert auszulösen. Aber natürlich gab es immer wieder Idioten, die sich nicht an die Anweisungen hielten. Wer die Stangen runterfallen ließ oder schwere Dinge darauf abstellte, der lebte nicht lange. Nicht mal lange genug, um sich über den Knall und die Stichflamme zu wundern. Was von ihm übrig blieb, war klein genug, dass man es in einer Tabaksdose mit sich herumtragen konnte.
    Jabez Wilson hatte lange überlegt, ob er dieses Teufelszeug wirklich mit auf Reisen nehmen sollte, war dann aber zu dem Entschluss gekommen, dass man besser gut vorbereitet war. Wer konnte schon ahnen, wann man es noch mal brauchen würde? Und siehe da, jetzt war schon die zweite Gelegenheit.
    »Hierher!«, rief er. Er wedelte mit dem Arm. »Schön vorsichtig. Lasst sie unter keinen Umständen fallen.«
    Als die Männer bei Wilson eintrafen, waren sie schweißgebadet.
    »Gut so«, sagte er. »Hier die Treppe hoch und oben abstellen.« Er dirigierte seine Leute an die richtige Stelle. Jetzt kam auch Rupert hinzu. In seinen Augen schimmerte Furcht. Dabei wirkte die kleine Holzkiste mit dem Brandzeichen »Nobels Extradynamit« so unscheinbar wie eine Kiste mit Whisky.
    Als Wilson den Deckel hob, stieg ihm der starke süßliche Geruch von Nitroglyzerin in die Nase. Die braunen Stangen waren in etliche Lagen Packpapier gewickelt und zusätzlich mit Kieselerde umgeben. Sollte eine der Stangen einmal undicht werden, würde das Papier das Sprengöl sofort aufsaugen. Die Stangen waren in tadellosem Zustand. Nirgends ein Fleck oder ein Zeichen austretender Flüssigkeit. Wilson nahm eine Dynamitstange heraus und hielt sie prüfend in die Höhe. Dann nahm er eine zweite, dritte und vierte. Vier sollten eigentlich genügen. Die Zünder lagen gleich nebenan. Holzstopfen, in denen sich eine Schwarzpulverkammer befand und die wiederum in eine Zündschnur mündete. Einmal den Zünder auf den Sprengkörper gesteckt, war die Ladung scharf.
    Erste Regentropfen fielen vom Himmel. Wilson war so beschäftigt gewesen, dass er gar nicht mitbekommen hatte, wie sich der Himmel verdüstert hatte. Er musste sich beeilen. Rasch setzte er die restlichen Zünder auf die Stäbe, dann signalisierte er den Männern, die Kiste mit den übrig gebliebenen Stangen in sichere Entfernung zu

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