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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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vernehmen, so als würde man gegen eine Vitrine voller Geschirr stoßen. Die grünen Kristalle wuchsen und wuchsen. Manche waren bereits so groß wie Fußbälle, andere noch größer. Überall schossen die grünen Splitter aus dem Boden. Hunderte und Aberhunderte glitzernder und schimmernder Kristalle bedeckten den Tempelbezirk. Der Meteorit musste in sehr viel mehr Splitter zerbrochen sein, als ursprünglich angenommen. Patrick kam sich vor wie ein Zwerg im Kressebeet. Als einer der Kristalle direkt unter seinem Fuß zu wachsen begann, drehte er panisch um und rannte in östliche Richtung. Die Gefangenenbaracke lag etwas oberhalb des Stadtzentrums und außerhalb der Gefahrenzone. Er wusste selbst nicht, warum er ausgerechnet diesen Weg wählte. Es war, als würden ihn seine Füße von allein dorthin führen.
    Als er etwa hundert Meter weit gekommen war, blieb er keuchend stehen. Vier Personen kamen ihm entgegen, eine von ihnen ein hoch aufragender Mann mit scharfen Gesichtszügen.
    »Humboldt«, entfuhr es ihm. Er griff nach seinem Messer.
    »Wie konnten Sie sich aus Ihrem Gefängnis befreien?«
    »Ist das so wichtig?«
    »Aber … aber Sie haben mir versprochen drinzubleiben.«
    »Sollen wir wieder umkehren?«
    »Ich … nein.« Er ließ den Griff des Messers wieder los. »Wir haben gerade dringendere Probleme.«
    »Das denke ich auch.« Der Forscher richtete seinen Blick auf den Tempelbezirk. »Es ist der Regen, nicht wahr?«
    Patrick nickte. »Er lässt die Kristalle wachsen. Als hätte man sie mit irgendeinem Superdünger behandelt. Ich habe so etwas überhaupt noch nicht gesehen.«
    »Das wundert mich nicht. Es ist eine Pflanze, wenn auch von einem fernen Planeten. Mit ihrer Zerstörung haben Sie den Wachstumsprozess erst richtig in Gang gesetzt. Jeder Splitter reagiert wie ein einzelnes Samenkorn, das wiederum eine neue Pflanze hervorbringt. Ich habe Ihnen doch beschrieben, wie es funktioniert. Haben Sie denn nicht zugehört?«
    »Sir Wilson dachte wohl …«
    »Wilson ist ein Idiot. Und dabei rücksichtslos und brutal. Eine höchst gefährliche Mischung.«
    Patrick wollte protestieren, doch stattdessen senkte er den Kopf und sagte: »Da gebe ich Ihnen recht.«
    Humboldt wirkte zuerst erstaunt, dann spielte ein Lächeln um seinen Mund. »Das freut mich zu hören.«
    »Ich habe meine Meinung über ihn geändert«, fuhr Patrick fort. »Ich wünschte, ich könnte ungeschehen machen, was er angerichtet hat.«
    »Ich fürchte, dafür ist es jetzt zu spät. Das Unheil nimmt seinen Lauf. Genau wie die Dogon es vorausgesagt haben. Im Moment sehe ich keine andere Möglichkeit, als schnellstens von hier zu verschwinden.«
    »Dann … dann glauben Sie nicht, dass wir den Kristall noch stoppen können?«
    Humboldt schüttelte den Kopf. »Wie sollten wir? Alles, was dieses Wesen zum Leben braucht, ist Wasser, Wärme und Silizium. Alle drei Komponenten sind momentan in Hülle und Fülle vorhanden. Solange es wie aus Gießkannen schüttet, wird es noch eine Weile so weitergehen. Die Kristalle werden wachsen. So lange, bis hier kein Leben mehr möglich ist. Tut mir leid, dass ich Ihnen keine besseren Nachrichten geben kann.«
    Patricks Blick fiel auf den Jungen. Blass und zitternd stand er an der Seite und suchte die Nähe seines Vaters.
    »Was ist mit Ihrem Sohn? Er sieht krank aus. Gibt es etwas, das ich für ihn tun kann?«
    Humboldt presste die Lippen aufeinander. »Vielen Dank, aber ich fürchte, es ist zu spät. Es gibt nichts, was wir tun können. Wie gesagt: Wir müssen weg hier, und zwar schnell.«
    Aus der Mitte der Stadt ertönten Schreie. Das Klirren und Bersten war lauter geworden.

 
57
     
     
    Jabez Wilson sah seinen Traum zu Staub zerrinnen. Das Wachstum der Kristalle war unkontrollierbar geworden. Überall schossen neue Spitzen in die Höhe, manche von ihnen mehrere Meter hoch. Ein ganzer Wald von grünen Splittern überwucherte den Tempelbezirk und wurde mit jeder Minute größer. Dieser verfluchte Forscher hatte tatsächlich recht gehabt. Ärgerlich. Umso ärgerlicher, als Wilson das Gefühl hatte, dass es ein Fehler war, die Warnung nicht ernst genommen zu haben. Aber wer war er, dass er sich von einem Deutschen belehren ließ? Nun, wenigstens würde dieser arrogante Kerl für seine Rechthaberei bezahlen müssen. Die Kristalle breiteten sich mit unvorstellbarer Geschwindigkeit aus und würden binnen weniger Minuten auch die Hütte erreichen, in die er Humboldt und seine Gefährten hatte einsperren

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