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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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mich Elizas Lob an. Das war wirklich gut kombiniert.« Er führte sein Maultier hinüber zu den Palmen und band es fest.
    »Das Tal ist für die Maultiere zu eng«, sagte er. »Ab hier müssen wir zu Fuß weiter. Nehmt das Nötigste mit und folgt mir.«
    Eben noch draußen auf der sonnendurchfluteten Ebene, befanden sie sich plötzlich zwischen steil aufragenden Bergflanken. Der Begriff Tal war eigentlich übertrieben. Es war nicht mehr als eine Klamm, die von herabströmenden Wassermassen vor Urzeiten aus dem weichen Sandstein gespült worden war. Der Boden war übersät mit wild durcheinandergewürfelten Felsbrocken, manche so groß, dass man mühsam drum herumklettern musste. Humboldt hatte recht gehabt: Mit den Maultieren wären sie hier nicht weitergekommen. Das Weiterkommen war auch so schon schwer genug.
    Nachdem sie eine steile Anhöhe erklommen hatten, blieben sie stehen und sahen sich um. Charlotte nahm einen Schluck aus der Flasche. »Ich weiß nicht«, sagte sie nachdenklich. »Vielleicht haben wir uns doch geirrt. Da oben ist das Tal schon zu Ende und wir haben immer noch nichts gefunden. Kein Weg, keine Treppe. Und an den Wänden können wir ja wohl schlecht hochklettern.«
    Humboldt blickte hinauf zu den Felsen. Der Himmel war nur noch ein dünner blauer Strich. »Vergiss nicht, wir haben noch nicht die ganze Botschaft entschlüsselt«, sagte er. »Der zweite Teil lautet: Folge dem Rüssel des Elefanten.«
    »Ich dachte, dies hier sei der Rüssel«, sagte Charlotte. »So eng und schmal, wie dieses Tal ist.«
    »Dies hier? Kann ich mir nicht vorstellen.« Er schüttelte den Kopf. »Bellheim hat sein Rätsel äußerst bildhaft gestaltet. Wir müssen also nach etwas suchen, auf das die Bezeichnung Elefant zutrifft.«
    »Damit kann er ja nur einen Felsbrocken gemeint haben«, schlug Oskar vor. »Aber der einzige Felsbrocken, auf den diese Beschreibung zutreffen könnte, liegt weiter unten.« Er deutete auf den Weg, auf dem sie hergekommen waren. »Wir mussten mühsam an ihm vorbeiklettern, erinnert ihr euch?«
    »Vielleicht war das der Fehler.« In Humboldts Augen war wieder dieses Leuchten zu sehen. »Kommt, lasst uns nachsehen.«
    Er drängte an ihnen vorbei und eilte talabwärts. Oskar folgte ihm mit klopfendem Herzen. Das Jagdfieber hatte ihn erwischt.
    Wenig später hatten sie den Brocken erreicht. Humboldt suchte eine geeignete Stelle, an der er hochklettern konnte, und schwang sich dann hinauf. Kaum oben angekommen, hörten sie schon seinen Schrei: »Volltreffer! Kommt schnell herauf!«
    Die Abenteurer beeilten sich, ihm zu folgen. Einer nach dem anderen erklomm den steilen Felsen. Keuchend und verschwitzt sahen sie sich um. Vor ihnen in der Wand klaffte ein dunkles Loch.
    »Das muss er sein: der Rüssel des Elefanten.« Humboldt deutete auf die Öffnung. Oskar trat näher und steckte seine Nase hinein. »Spürt ihr den Luftzug? Ich glaube, das ist ein Tunnel. Und seht mal, was hier liegt.« Er hob einen runden Papierschnipsel auf. »Was mag das wohl sein?«
    Humboldt nahm den Fund in die Hand und hielt ihn prüfend vors Auge. »Das ist die Sicherungsabdeckung einer Magnesiumfackel.« Er öffnete seine Tasche und holte ein stabförmiges Gebilde heraus. »Genau so etwas hier. Standardausrüstung bei Expeditionen. Seht ihr?« Er deutete auf den Pappdeckel. »Sie funktioniert sowohl über als auch unter Wasser. Seht mal, hier ist sogar ein Stempel drauf.«
    »Die Universität von Berlin«, flüsterte Charlotte und reichte die Plakette herum. »Bellheim.«
    »Alle überzeugt?«, fragte der Forscher. »Dann wollen wir mal. Oskar, meinst du, du schaffst das mit deinem Verband?«
    Oskar hob und senkte den Arm, dann ballte er die Finger zur Faust. »Kinderspiel«, sagte er.
    »Sehr schön.« Humboldt entfernte die Abdeckung seiner Fackel, setzte sie in Brand und verschwand in der Öffnung.

 
32
     
     
    Oskar sah den Himmel als kleinen Punkt in der Ferne. Sein Herz pochte vor Anstrengung. Humboldts Fackel war vor einer Minute ausgegangen und im Gang war es stockdunkel geworden. Oskar hasste die Dunkelheit. Er hasste es, von engen Wänden umschlossen zu sein, ohne einen Anhaltspunkt und ohne zu wissen, wo oben und unten war. Es war, als wäre man lebendig begraben.
    »Es ist nicht mehr weit!«, schallte die Stimme des Forschers von oben herab. »Nur noch dreißig Meter, dann habt ihr es geschafft.« Das Knirschen der Schuhe hallte in den Ohren. Geröll löste sich von oben und rieselte herab. Staub drang

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