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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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in Oskars Nase, brachte ihn zum Niesen. Keuchend und hustend folgte er seinen Freunden. Hand für Hand, Fuß für Fuß.
    Der helle Fleck wurde größer. Humboldt und Charlotte waren bereits oben angelangt und halfen Eliza aus dem engen Stollen. Oskar konnte ihre Gesichter sehen, wie sie sich zu ihm herunterbeugten. Der Rucksack mit Wilma und den Wasserflaschen schien eine halbe Tonne zu wiegen. Das Gewicht zog ihn hinab, als wollte eine unbekannte Kraft ihn daran hindern, ans Tageslicht zu gelangen. Er biss die Zähne zusammen und kämpfte sich vorwärts. Nur noch ein paar Meter. Das Licht blendete ihn. Er spürte, wie kräftige Arme ihn packten, ihn nach oben zogen und auf den Boden stellten.
    »Gut gemacht, mein Junge. Alles in Ordnung?« Humboldts Stimme holte ihn in die Wirklichkeit zurück.
    Oskar nickte. »Scheint noch alles dran zu sein«, sagte er. »Nur ein bisschen staubig.«
    »Das geht uns allen so. Hier, trink einen Schluck. Wilma, mit dir auch alles okay?«
    »Wilma gut«, kam die Antwort. »Will raus.«
    »Das sollst du.« Eliza knöpfte den Rucksack auf und befreite das Kiwimädchen. Der kleine Vogel fing sofort an, in der Gegend herumzustromern. »Lauf aber nicht zu weit weg, in Ordnung? Nicht, dass wir dich wieder aus irgendeiner Erdspalte befreien müssen.«
    Wilma stieß ein schnippisches Quieken aus, dann verschwand sie hinter dem nächsten Busch.
    »Da rede ich mir den Mund fusselig«, sagte Eliza. »Aber sie tut ja doch, was sie will. In dieser Beziehung steht sie ihrem Herrchen in nichts nach.« Sie deutete auf Humboldt, der einen großen Stein erklommen hatte und nach Süden spähte.
    Oskar lachte und folgte seinem Vater auf den Aussichtspunkt.
    Gut verborgen inmitten eines Labyrinths aus Felswänden und Steinbrocken, lag eine Stadt, in deren Mitte ein einzelner Turm in die Luft ragte. Gewaltige Bäume wuchsen zwischen den Gebäuden und spendeten sanften Schatten. Das Ganze sah aus wie eine Sandkastenstadt, die von einem Kind mit Förmchen und Schaufeln gebaut worden war. Oskar zog den Schirm seiner Mütze tiefer. »Ist das die Stadt der Dogon?«
    Humboldt suchte die Umgebung mit seinem Fernglas ab. »Der Dogon? Nein. Die leben drüben auf dem anderen Tafelberg. Hier wohnten einst die Tellem. Aber keine Angst: Die Stadt ist seit vielen Jahrhunderten verlassen.«
    »Sind Sie sicher?«
    »Überzeuge dich selbst.« Humboldt gab Oskar sein Fernglas und ließ ihn hindurchblicken. Die Stadt sah im Großen und Ganzen intakt aus, nur mit der Einschränkung, dass sie völlig ausgestorben war. Sein Vater hatte ganz recht. Hier lebte niemand mehr. Allerdings konnte man sich erst ganz sicher sein, wenn sie alles genau untersucht hatten. Oskar gab Humboldt sein Fernglas zurück, dann machten sich die vier Abenteurer auf den Weg.
     

     
    Das Stadttor war der erste Hinweis, dass hier vor vielen Jahren ein Kampf getobt hatte. Offensichtlich war es gewaltsam zerstört worden. Die Türflügel hingen verkohlt und zerbrochen in den Angeln. Auch an manchen der Gebäuden waren Spuren von Feuer und Rauch zu sehen. Eine Totenstille herrschte hier.
    Oskar wurde mulmig zumute.
    Die Stadt war anders als alles, was er vorher gesehen hatte. Es schien keine geraden Linien oder senkrechte Flächen zu geben. Kein Haus glich dem anderen. Da gab es Quader, Türme und Zylinder, Halbkugeln, Kegel und Pyramiden, alles wild durcheinandergewürfelt und in den unmöglichsten Anordnungen übereinandergestapelt. Ein paar der Gebäude waren im Lauf der Jahre eingestürzt, doch der überwiegende Teil war intakt. Überraschenderweise waren die Häuser sehr klein. Die Türöffnungen reichten Oskar gerade mal bis zur Schulter, was den Eindruck noch verstärkte, dass sie von Kindern erbaut worden war.
    Je weiter sie kamen, desto höher türmten sich die Lehmbauten übereinander. Manche klebten wie Schwalbennester in der Felswand. Die wenigsten besaßen Fenster, doch hin und wieder sah man eine Tür, die in dunkle Tiefen führte. Humboldt deutete auf einen Eingang unterhalb eines steilen Felsüberhangs. Er wurde von zwei mächtigen Steinsäulen flankiert, auf denen seltsame Symbole zu sehen waren. Die Pforte schien tief in den Berg zu führen. Der Forscher holte eine weitere Magnesiumfackel aus seiner Tasche und betrat das Bauwerk. Nur wenige Augenblicke später hörten sie seine Stimme. »Kommt mal her! Das müsst ihr euch ansehen.«
    Sie folgten ihm und bleiben verwundert am Eingang stehen. Vor ihnen lag eine große Höhle, in deren

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