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Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch

Titel: Chroniken der Weltensucher 03 - Der gläserne Fluch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Blick auf Bellheims Notizen werfen.« Er zog das ledergebundene Buch aus seiner Manteltasche, schlug es an der betreffenden Stelle auf und gab es seiner Nichte. »Lies bitte noch mal vor, was da genau steht.«
    Charlotte runzelte die Stirn. »Fünf Finger der rechten Hand entlang der steinernen Rinne«, las sie. »Folge dem Rüssel des Elefanten.«
    Oskar trat neben sie und blickte auf die Zeilen. »Das ist alles? Keine Zeichnung oder etwas Ähnliches?«
    Humboldt schüttelte den Kopf. »Ich habe euch ja gesagt: Viel ist es nicht. Es gibt eine Karte, ein paar Seiten vorher, seht ihr, hier, aber die bringt uns nicht weiter. Es ist nur eine grobe Übersicht über die Gegend. Nichts, was darauf schließen lässt, was er mit den rätselhaften Zeilen gemeint haben könnte.«
    »Gelehrte und ihr Hang zur Geheimhaltung«, sagte Oskar missmutig. »Immer darauf bedacht, dass ihnen niemand ihre Entdeckung stiehlt. Was machen wir denn jetzt?«
    »Ich zerbreche mir seit unserer Abreise den Kopf darüber«, sagte der Forscher. »Ich hatte gehofft, dass uns die Lösung vielleicht zufliegen würde, sobald wir an Ort und Stelle wären.«
    »Fünf Finger der rechten Hand.« Oskar sah sich um. »Was könnte damit gemeint sein?«
    »Vielleicht eine Felsformation«, schlug Eliza vor. »Der Fünf-Finger-Felsen oder so.«
    »Nie gehört«, sagte Humboldt. »Die Dogon könnten etwas wissen, aber mit denen hatte Bellheim zum Zeitpunkt seiner Entdeckung noch keinen Kontakt. Abgesehen davon, würden sie es uns ohnehin nicht sagen. Wie der Prior sagte, sind sie Fremden gegenüber äußerst zurückhaltend.«
    »Vielleicht hat Bellheim den Namen selbst erfunden«, sagte Oskar. »Ich würde vorschlagen, wir verteilen uns und suchen einen Felsen, der wie eine fünffingrige Hand aussieht.«
    Weil niemand eine bessere Idee hatte, verteilten sich alle und suchten die Umgebung ab. Nach zehn Minuten trafen sie unverrichteter Dinge wieder zusammen.
    »Nichts«, sagte Humboldt. »Die Felsen sehen überall gleich aus. Steil, glatt und absolut unbezwingbar.«
    »Vielleicht sind wir an der falschen Stelle«, sagte Charlotte. »Der Tafelberg ist riesig. Was, wenn der Aufstieg ganz woanders liegt?«
    Humboldt deutete auf die grobe Zeichnung, auf der Bellheim den Berg schematisch von oben abgebildet hatte. »Seht ihr den Pfeil? Der Aufstieg soll sich an der Westseite befinden, dort, wo die vielen Seitentäler in das Tal münden. Ihr könnt es an den Kerben erkennen. Und diese Täler sind genau hier, seht ihr? Das ist der richtige Ort.« Er stemmte die Hände in die Hüften. »Ich verstehe das nicht …«
    »Seitentäler?«, murmelte Oskar. »Steinerne Rinnen.«
    »Auf die Idee bin ich auch schon gekommen«, sagte der Forscher. »Aber die Information allein bringt uns nicht weiter. Welches Tal hat er gemeint? Allein auf der rechten Seite sind drei; links, hinter der Felsnase, habe ich noch mal sechs gezählt. Es sind alte Erosionsrinnen, in denen vor Urzeiten Wasser geflossen ist. Sie reichen teilweise ziemlich tief in den Berg hinein.«
    »Fünf Finger der rechten Hand.« Oskar spürte ein Kribbeln im Nacken. Er kannte dieses Gefühl. Er hatte es immer dann, wenn er der Lösung ganz nah war. »Vielleicht soll es nicht heißen: der rechten Hand, sondern einfach rechterhand.«
    »Und was bringt uns das?«
    »Dass nur die rechte Seite in Betracht kommt.« Er ging ein paar Schritte und blieb dann stehen. Sein Blick ruhte auf einer kleinen Ansammlung von Palmen, die auffällig eng beisammenstanden. Er zählte sie im Geiste durch … und erstarrte. War das die Möglichkeit?
    »Ich glaube, ich weiß, was er gemeint hat!«, rief er. »Kommt schnell!« Er packte den Zügel seines Maultiers und lief den Hang hinunter.
    Durch die Schaukelei wurde Wilma wach. Sie steckte ihren Schnabel aus der Satteltasche und sah sich um.
    »Schon da?«, quäkte es aus dem Lautsprecher.
    »Noch nicht, meine Kleine!«, rief Oskar. »Aber vielleicht bald.«
    Nur wenige Minuten später standen alle vor der Palmengruppe versammelt. Oskar deutete auf die Bäume. »Eins, zwei, drei, vier, fünf. Fünf Stämme«, sagte er und hob seine Hand. »Alle zu unserer Rechten. Und dahinter, gut versteckt, ein Seitental.«
    »Beim Jupiter, du hast recht.« Humboldts Augen glitzerten vor Begeisterung. »Es ist so einfach.«
    »Das ist es immer, wenn man es weiß«, sagte Eliza mit einem milden Lächeln. »Das hast du gut gemacht, Oskar.«
    Humboldt klopfte ihm lachend auf die Schulter. »Ich schließe

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