Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
viel zu verstört.
    »Haben Sie etwas gesehen? Wo ist es hin?«
    Keine Antwort, nur stummes Gewimmer.
    »Hierher«, rief Oskar. »Ich glaube, ich habe etwas gefunden.«
    Er deutete auf den Boden. Vor ihm im Staub waren seltsame Spuren zu sehen. Sie sahen aus wie Hufabdrücke mit spitzen Zacken an der Vorderseite. Die Abdrücke waren groß. Etwa so groß wie die eines ausgewachsenen Ochsen, aber länglicher. Der Anblick ließ Dimal zusammenzucken.
    »Erkennst du sie?«, fragte Humboldt.
    Dimal nickte. Zu mehr fehlte ihm die Kraft.
    »Sie müssen irgendwo hier in der Nähe sein.« Der Forscher sah sich um.
    »Ja, aber wo?«, fragte Oskar. »Warum sieht man sie nie?«
    »Sie hassen das Licht«, stammelte Dimal. »Es macht sie unbeweglich und schwerfällig.«
    »Wir brauchen eines von diesen Dingern, und zwar lebendig«, stieß Humboldt aus. »Vorher können wir überhaupt nichts sagen.«
    Oskar vernahm panisches Trompeten. Ein Stampfen ertönte, dann waren die Schreie von Männern zu hören.
    »Die Elefanten«, rief Humboldt. »Sie sind bei den Elefanten. Kommt!«
    Humboldt und Dimal rannten los. Oskar, dessen Fangseil sich verheddert hatte, blieb noch einen Augenblick, um es zu entwirren. In diesem Moment hörte er ein Schnauben. Es war direkt neben ihm. Zuerst dachte er, es wäre ein Tier, doch da war nichts. Keine Ziege und kein Hängebauchschwein. Und Kühe gab es hier keine.
    Oskar spürte, wie eiskalte Bänder sein Herz umspannten. Er war wie gelähmt. Da war etwas. Im Schatten zwischen den Häusern. Er konnte nur eine Silhouette erkennen, aber es war groß und hatte breite Schultern und Hörner auf dem Kopf. Mitten in seinem Kopf schimmerten rote Augen.
    Ein seltsamer Geruch stieg Oskar in die Nase. Eine Mischung aus Erde und Zimt. Ein dumpfes Schnauben, wie von einem großen Hund stieg aus der Kehle des Wesens. Sein Atem rasselte, während es unbeweglich in der Dunkelheit kauerte. Wo waren nur Humboldt und Lilienkron? Oskar wagte nicht, sich zu rühren, ja nicht mal zu atmen. Stocksteif stand er da. Vielleicht reagierte das Ding ja auf Bewegung. Zwischen ihm und diesem Wesen flackerte ein heller Streifen am Boden. Das Licht, das von der brennenden Scheune herüberloderte.
    Seine Gedanken kreisten wild durcheinander. Das Netz. Er konnte es werfen und dann versuchen zu fliehen. Nein, das war Wahnsinn. Er hatte gesehen, wie schnell diese Biester waren. Sollte er schreien? Auch das schied aus. Bis die anderen hier waren, würde es viel zu lange dauern.
    Mit angehaltenem Atem versuchte er seinen Fuß so leise wie möglich nach hinten zu setzen.
    Die Reaktion erfolgte umgehend. Ein Fauchen war zu hören, dann tauchte eine Reihe nadelspitzer Zähne in der Dunkelheit auf. Die Augen wurden zu Schlitzen. Aus der dunklen Masse schob sich ein langer dünner Arm nach vorne. Im Schein des Feuers sah er ein Muster. Schuppig, spröde, reptilienartig. Genau wie die Abdrücke im Stein.
    In diesem Moment fiel das Licht einer Lampe zu ihm herüber.
    »Oskar?«
    Es war Humboldt!
    »Junge, wo steckst du denn?«
    Oskar wollte antworten, aber seine Kehle war wie zugeschnürt. Das Licht der Induktionslampe zuckte über den Boden, dann über den Arm. Die Reaktion war verblüffend. Ein Knacken war zu hören. Ein Knirschen, als ob Steine übereinandermahlten.
    »Oskar, bist du das?« Das Licht wurde heller. Es ließ die Haut schwarz werden. Sand rieselte zu Boden.
    Das Wesen stieß einen schrillen Schrei aus, dann stürzte es auf ihn zu. Es ging so schnell, dass Oskar nicht genau erkennen konnte, wie es aussah. Er bekam einen gewaltigen Schlag, dann wurde er zur Seite geschleudert. Sein Kopf knallte gegen irgendetwas und in seinem Blickfeld explodierte ein Funkenregen. Er sah noch, wie die Kreatur in der Dunkelheit verschwand, dann spürte er, wie seine Sinne schwanden. Die Sterne verblassten.
    Alles wurde schwarz.
     

     
    König Bhamban schnappte nach Luft. Eben noch im Tiefschlaf, war er plötzlich hellwach. Zuerst wusste er nicht, ob er träumte oder wachte, aber dann sah er das silbrige Mondlicht durch die Fenster seines Gemachs fallen. Es war mitten in der Nacht.
    »Himmel.«
    Sein Leibdiener zuckte aus dem Schlaf. Müde rieb er sich die Augen. »Was ist mit Euch, Euer Hoheit? Hattet Ihr einen schlechten Traum?«
    »Ein Traum – nein. Es war viel zu real für einen Traum. Es muss eine Vision gewesen sein«, sagte Bhamban. »Ich war in einem Dorf. Feuer brannten und Menschen rannten wild schreiend umher. Sie waren in Panik.

Weitere Kostenlose Bücher