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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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kommst nicht mehr. Schnell, mach uns die Fesseln los.«
    Dimal rutschte hinter sie und machte sich an den Knoten zu schaffen. Eine dünne silberne Klinge blitzte auf.
    »Es ging leider nicht früher«, sagte er. »Ich musste erst bis zur Wachablösung warten. Wir haben etwa fünf Minuten.« Mit einem Ruck waren die Fesseln zerschnitten.
    Oskar rieb seine Handgelenke. Er genoss das Gefühl, als das Blut in seine Fingerspitzen strömte. Mit schnellen Bewegungen sammelte Dimal die durchtrennten Stricke ein.
    »Seid ihr so weit?«
    »Alles klar.«
    »Gut, dann nichts wie weg.«
    Behände wie ein Eichhörnchen kroch er durch den schmalen Spalt. Charlotte war als Nächste dran, dann kam Oskar. Alle warteten auf Humboldt. Der Forscher hatte Schwierigkeiten, seine breiten Schultern durch die schmale Öffnung zu zwängen. Erst als er die Arme ausstreckte und sie gemeinsam daran zogen, rutschte er hindurch.
    Der Regen strömte in Sturzbächen vom Himmel. Irgendwo in der Ferne zuckte ein Blitz auf. Donner grollte über den Himmel.
    »So weit, so gut«, keuchte Humboldt. »Und jetzt zu unserer Ausrüstung.«
    Im Schutz der Dunkelheit rannten sie hinüber zu der Hütte, in der sie all ihr Hab und Gut untergebracht hatten. Sie konnten nur hoffen, dass alles noch am Platz war. Eine schnelle Überprüfung ergab, dass nichts fehlte, bis auf die Sachen, die Lilienkron hatte mitgehen lassen.
    »Draußen stehen zwei Esel«, flüsterte Dimal. »Ihr könnt sie beladen und dann damit fliehen. Sie gehören euch.«
    Humboldt klopfte ihm auf die Schulter. »Ich danke dir, mein Freund. Wenigstens einer, der zu uns hält.«
    »Ich konnte doch nicht tatenlos mitansehen, wie mein Vater euch für etwas verurteilt, was ihr gar nicht verbrochen habt.«
    »Die Dorfbevölkerung denkt da offensichtlich anders.«
    »Ihr müsst das verstehen«, sagte Dimal. »Es sind einfache Bauern. Sie sind leichtgläubig und haben Angst. Außerdem war mein Vater schon immer gut darin, Menschen zu manipulieren. Er mag aussehen wie ein zu dick geratener Buddha, aber in seinem Kopf tickt ein scharfer Verstand.«
    »Was deinen Vater betrifft, da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen«, sagte Humboldt. »Zuerst aber müssen wir Lena retten. Bestimmt ist sie zur Schlucht gebracht worden, oder?«
    »Stimmt. Unweit der Stelle, an der ihr runtergestiegen seid, steht ein Holzpfahl. Da hat man sie festgebunden. Ich hoffe, ihr kommt nicht zu spät.«
    Jeder von ihnen nahm einen Rucksack und packte das Wichtigste ein. Wasser, Proviant, Decken, Seile, ein paar Induktionslampen, Steigeisen und Waffen. Oskar fiel beim Durchwühlen seiner Kiste der Chamäleonanzug in die Hände. Er war so eng zusammengelegt, dass er ihn beinahe übersehen hätte. »Was hast du da?«, fragte Charlotte.
    »Meinen Tarnanzug, den ich von Yupan geschenkt bekommen habe. Er sagte, er sei Teil der Grundausstattung der Diebesgilde und könne mir eines Tages mal gute Dienste leisten.«
    »Steck ihn ein. Wer weiß, ob wir ihn nicht doch noch brauchen können. Viel Platz nimmt er ja nicht weg.«
    Im Nu waren die Esel fertig beladen und abmarschbereit.
    Sie verabschiedeten sich von Dimal, dankten ihm für seine Hilfe und flohen hinaus in die dunkle und stürmische Nacht.
     

     
    Der Weg kam Oskar diesmal länger vor. Sei es, dass es dunkel war, sei es, dass immer noch dieses Unwetter über ihren Köpfen tobte, er hatte das Gefühl, als würden sie kaum vorankommen. Die Zeit zerrann ihnen zwischen den Fingern. Mit jeder Minute, die sie unterwegs waren, verringerte sich die Chance, Lena lebend wiederzusehen. Humboldt hatte entschieden, ohne Licht zu laufen. Der Weg war mit hellem Kies bestreut und selbst während dieses Unwetters nur undeutlich zu sehen. Ihre Lampen hätten sie über eine weite Entfernung verraten, weshalb sie lieber darauf verzichteten.
    Oskar war bis auf die Haut durchnässt, als er in einiger Entfernung ein paar Lichtpunkte bemerkte.
    »Seht mal«, sagte er. »Sind das Fackeln?«
    »Runter von der Straße«, zischte Humboldt. »Schnell, versteckt euch und keinen Mucks.«
    Im Nu hatten sie die Esel ins mannshohe Gras gezerrt. Zum Glück blieben die Tiere ruhig – sie genossen den Schutz der Vegetation und fingen damit an, von den zarten jungen Trieben zu fressen. Es dauerte nicht lange, als sie auf der Straße die Wachen des Königs sahen. Dahinter kamen die Elefanten. Ihre riesigen Rücken glänzten vor Nässe.
    König Bhamban war also auf dem Weg zurück ins Dorf. Kein gutes Zeichen. Das

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