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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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Humboldt recht hatte. Und so folgten sie dem Forscher entlang der Steilwand.
    Nach etwa einem halben Kilometer machte die Wand einen Knick und öffnete sich zu einem gewaltigen Halbrund, an dessen gegenüberliegender Seite ein mächtiger Steinbruch lag. Dutzende glatter Blöcke waren aus der Wand herausgeschlagen worden und lagen zu mächtigen Haufen gestapelt auf der Erde. Überall waren Menschen zu sehen.
    »Duckt euch«, zischte Humboldt. »Versteckt euch hinter den Felsen.« Er deutete zu der leichten Anhöhe hinüber, die dem Steinbruch vorgelagert war. Humboldt zog sein Fernrohr aus der Tasche und justierte die Schärfe. Das Licht war schummrig und die Sicht durch den aufgewirbelten Sand getrübt.
    »Kannst du etwas erkennen?«, flüsterte Eliza.
    »Nur undeutlich«, erwiderte der Forscher. »Es sind Menschen, so viel ist sicher. Vermutlich Arbeiter. Vielleicht wirklich Sklaven.«
    »Wenn es Menschen sind, dann sollten wir hinübergehen und mit ihnen reden«, schlug Oskar vor.
    »Moment.« Der Forscher hob seine Hand. »Da sind noch andere Gestalten. Ich … wartet mal.« Er zog sein Taschentuch und reinigte die Linse. »Ja, so geht es besser. Ich … oh, verdammt. Das sieht aber gar nicht gut aus.«
    Er reichte das Fernrohr an Oskar weiter. Oskar drehte an der Stellschraube und richtete seinen Blick auf den Steinbruch. Er brauchte nicht lange, um zu erkennen, was sein Vater meinte.
    »Und?« Lilienkron sah ihn neugierig an. Oskar gab ihm das Fernrohr. »Sehen Sie selbst. Sie sehen wirklich genauso aus wie die Statue, die wir oben im Gang gesehen haben.«
    »Du hast recht«, entfuhr es dem Gelehrten, als er hindurchgeschaut hatte. »Nur größer. Und deutlich lebendiger.«
    »Was sie wohl so in Aufregung versetzt?«, fragte Charlotte. »Seht nur, wie sie wild durcheinanderrennen.«
    Auf einmal erklang das lang gezogene Heulen eines Horns.
    Fackeln wurden entzündet und Arbeiter zusammengetrieben. Der Hügel sah aus wie ein Ameisenhaufen, in den jemand einen Stock geworfen hatte.
    »Da drüben.« Lilienkron deutete auf einen Wall links vom Steinbruch. Eine gewaltige Staubfahne stieg dort in die Luft.
    Wie gebannt blickten alle hinüber. Sie wussten, was das war.
    Eines nach dem anderen verschwanden die Wesen hinter der Kuppe. Die Arbeiter folgten ihnen, um dem Kampf gegen das Ungetüm beizuwohnen. Nur wenige Sekunden später war der Hügel wie leer gefegt.
    »Das ist unsere Chance.« Humboldt sprang aus dem Versteck. »Kommt.«
    »Chance, wofür?«, fragte Lilienkron. »Was haben Sie vor?«
    »Näher ran natürlich. Sehen Sie, dort. Am Fuß des Hügels sind einige gute Versteckmöglichkeiten. Wir müssen versuchen, mit den Arbeitern Kontakt aufzunehmen.«
    »Aber das ist Wahnsinn!«, stieß der Gelehrte aus. »Was, wenn uns die Steinernen entdecken?«
    »Die sind gerade alle auf der anderen Seite.«
    »Und wenn uns doch jemand beobachtet? Ganz ausschließen kann man es nicht«, beharrte Lilienkron.
    »Wenn, wenn, wenn«, schnaubte Humboldt. »Jetzt kommen Sie schon. Risiko gehört nun mal zum Geschäft. Wir benötigen mehr Informationen. Dort drüben liegt die einzige Möglichkeit herauszufinden, was hier geschieht und was das für Wesen sind. Es ist eine Chance, die ich nicht ungenutzt verstreichen lassen werde.«
    Lilienkron schüttelte den Kopf. »Ohne mich. Was Sie hier vorhaben, ist Wahnsinn. Ein Wunder, dass wir es überhaupt so weit geschafft haben, aber ich will das Schicksal nicht herausfordern. Sie sind nicht der Einzige, der über Expeditionserfahrung verfügt, das dürfen Sie mir glauben. Ich habe immer gewusst, wann Schluss ist. Von mir aus können Sie tun und lassen, was Sie wollen, aber das Leben der beiden Damen und des Jungen aufs Spiel zu setzen, halte ich für unverantwortlich.«
    Humboldt blickte den Gelehrten finster an. »Was schlagen Sie denn vor? Hier sitzen bleiben und Wurzeln schlagen?«
    Lilienkron sah sich um. Dann deutete er nach rechts. »Sehen Sie den schmalen Einschnitt dort drüben, rechts von dem Steinbruch? Dort scheint sich ein tiefer Spalt im Gestein zu befinden. Sicher gibt es dort ein paar Versteckmöglichkeiten. Vielleicht finden wir sogar Wasser. Wir treffen uns dort, wenn Sie fertig sind.«
    Humboldt zögerte. Seine Brauen waren zu einer durchgehenden Linie zusammengezogen.
    »Er hat recht, Vater«, sagte Oskar. »Als große Gruppe sind wir zu auffällig. Vielleicht wäre es wirklich das Beste, wenn wir uns für eine Weile trennen. Ich würde gerne mit dir

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