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Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels

Titel: Chroniken der Weltensucher 04 - Der Atem des Teufels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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mitkommen.«
    »Na gut, einverstanden«, sagte Humboldt. »Aber Sie müssen mir versprechen, dass Sie vorsichtig sind. Wer weiß, was sich in den dunklen Höhlen für Kreaturen versteckt halten.«
    »Wir passen schon auf.« Eliza gab ihm einen Kuss. »Und bring Oskar unversehrt zurück, hast du das verstanden, Carl Friedrich?«
    »Zu Befehl, Euer Majestät.« Humboldt zwinkerte ihr zu. »Und jetzt los. Wir treffen uns bei der Höhle.«
     

     
    Oskar und sein Vater liefen in geduckter Haltung hinüber zum Steinbruch. Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie auf ein Problem stießen. Der Hügel, der zum Steinbruch emporführte, war übersät mit schwarzen Schlackebrocken, die nicht nur scharfkantig und spitz waren, sondern die unangenehme Eigenschaft besaßen, bei jedem Schritt zu knirschen. Zu fünft hätte man sie vermutlich schon von Weitem gehört, sodass es ein Glück war, dass sie nur zu zweit gingen. Doch auch so war es schon schwierig genug. Was die Sache zusätzlich erschwerte, war, dass der Hang kaum Versteckmöglichkeiten bot. Die größeren Gesteinsbrocken waren maximal einen Meter hoch und hätten Oskar nicht mal Schutz geboten, wenn er sich flach auf den Boden gekauert hätte. Gewiss, sie versuchten jede mögliche Deckung auszunutzen, aber ein aufmerksamer Beobachter hätte sie sofort bemerkt.
    Noch war niemand aufgetaucht. Die Geräusche, die von jenseits des Hügels zu ihnen herüberdrangen, klangen beunruhigend.
    Oskar keuchte wie eine Dampfmaschine. Die Temperaturen und der hohe Luftdruck bewirkten, dass er bei jeder Kleinigkeit sofort aus der Puste kam. An der Steilwand verschnauften sie erst mal. Die Blöcke waren hier wesentlich größer. Durchgeschwitzt und keuchend sanken sie zu Boden. Humboldt spähte mit seinem Fernrohr zur anderen Seite des Hügels hinab.
    »Und? …«, japste Oskar. »Was tut sich?«
    »Gefällt mir nicht«, entgegnete der Forscher. »Gefällt mir ganz und gar nicht. Ich muss Lilienkron im Nachhinein danken. Schau dir das an.« Er reichte Oskar das Fernrohr.
    Oskar stemmte sich hoch, legte das Fernrohr auf den Block und hielt das Okular dicht an sein Auge. Zuerst sah er nur verschwommene orangefarbene Schatten. Er drehte ein wenig an der Schärfe und das Bild wurde besser.
    Die Arbeiter schienen in einem erbarmungswürdigen Zustand zu sein. Manche waren so abgemagert, dass man die Rippen sehen konnte. Oskar sah einige Erwachsene, alte Leute, von denen ein paar deutlich über sechzig waren, aber auch Kinder. Sie schleppten Werkzeuge herum – Hämmer, Sägen, Holzkeile und Seile. Andere wiederum brachen und sägten Steine aus dem Fels. Nicht weit entfernt stand ein schwerer Karren. Oskar versuchte zu erkennen, was das für Zugtiere waren, konnte sich aber keinen rechten Reim darauf machen. Ochsen waren das nicht. Die Ungetüme sahen eher aus wie Echsen. Aber wo gab es solch riesige Reptilien? Sie waren acht bis neun Meter lang und liefen auf stämmigen geschuppten Beinen. Vom Aussehen her erinnerten sie ein wenig an die Riesenechsen von Komodo, doch sie besaßen Hörner und einen bulligen Schädel. Der Wagen war mit Steinblöcken beladen und bereit für den Abtransport. Oskar ließ den Blick weiter schweifen. Plötzlich entdeckte er den Sandhai. Doch wenn er gehofft hatte, etwas von dem Kampf zu sehen, so wurde er enttäuscht. Das Tier lag auf der Seite, sein heller Bauch dem roten Licht zugewandt. Grünliches Blut sickerte aus einer langen Wunde in seiner Flanke. Um ihn herum standen einige der furchterregenden Wächter. In ihren Händen hielten sie Äxte, Schwerter und Speere.
    »Scheint, als hätten sie das Biest getötet«, sagte Humboldt. Oskar nickte. »Nicht mehr lange und sie werden zurückkommen. Wir müssen es irgendwie schaffen, mit einem der Gefangenen zu sprechen.«
    »Aber wie sollen wir ungesehen den Hügel raufkommen? Ein verdammter Mist ist das.«
    »Ich hätte da vielleicht eine Idee.« Oskar öffnete seinen Rucksack. Ganz unten lag ein schmales Bündel. Er zog es heraus und legte es neben sich auf die Erde.
    Humboldt runzelte die Stirn. »Was ist das?«
    »Mein Chamäleonanzug.«
    »Du hast ihn dabei?«
    »Ich war der Meinung, dass ich ihn noch brauchen kann.« Er entrollte den Stoff und legte die Schuhe daneben. Der Anzug bestand aus einem eigenartigen Material. Es fühlte sich an wie Leder, war aber verwoben – als ob er von einem Tier stammte, das eine Haut aus Seide trug. Auch die Farbe war seltsam. Auf den ersten Blick wirkte der Stoff einfach nur

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