Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
stand.
    Â»Seht euch die Wand an. Fällt euch irgendetwas auf?«
    Oskar neigte den Kopf und kniff die Augen ein wenig zusammen. Die Weinranken hinterließen ein interessantes Muster auf der Ziegelwand. Während die Stöcke rechts und links schräg in die Höhe schossen und sich in fünf bis sechs Metern zu einem spitzen Giebel vereinten, war der Mittelteil der Wand unbewachsen. Wenn man die Augen ein wenig schloss, wirkte die Form wie die einer roten Pyramide. Oskar erwähnte seine Beobachtung, worauf sein Vater nickte. »Ich glaube nicht, dass das ein Zufall ist. Der Wein wurde an den betreffenden Stellen beschnitten. Jemand wollte, dass die Pflanzen ein Dreieck bilden. Und dann seht euch die Ziegel an. Nicht alle haben dieselbe Farbe.«
    Â»Jetzt sehe ich es«, sagte Charlotte. »Einige von ihnen sind leicht gelblich. Sie bilden einen Streifen, seht ihr?« Sie fuhr mit dem Finger durch die Luft. Das Ziegelband hatte die Form von einem breiten V.
    Â»Eine Pyramide und ein V«, sagte Humboldt. »Oder anders gesagt, ein aufrecht stehender Zirkel und ein Winkelmaß. Die heiligsten Symbole der Freimaurer. Ich kann mir nicht vorstellen, dass das ein Zufall ist. Kommen Sie, Falkenstein. Wollen mal sehen, was passiert, wenn wir die Unterkante des Winkels näher in Augenschein nehmen.«
    Oskar prägte sich die Stelle, die sein Vater meinte, genau ein. Es war eine Gruppe von vier oder fünf Ziegeln, die sich etwa auf Augenhöhe befanden. Es war gar nicht so leicht, sie nicht zu verlieren, denn die Farbunterschiede waren minimal und die Struktur der Wand spielte seinen Sinnen Streiche. Doch als er davorstand, war er sicher, die richtige Stelle gefunden zu haben.
    Â»Es sind diese hier«, sagte er und fuhr mit den Fingern darüber. Die Steine fühlten sich rau und kühl an.
    Humboldt musterte die Wand, ohne seinen Gegner dabei eine Sekunde aus den Augen zu lassen. »Gibt es irgendwelche Besonderheiten? Abdrücke, Wölbungen oder Zeichen? Sie könnten unter Umständen recht klein sein. Sucht jeden Stein ab. Zentimeter für Zentimeter. Ich mache jede Wette, ihr werdet etwas finden. Nicht wahr, Falkenstein? Das ist es doch, was Logenbrüdern die größte Freude bereitet: Geheimnisse.«
    Der General schürzte die Lippen, blieb aber die Antwort schuldig.
    Â»Hier ist tatsächlich etwas«, sagte Charlotte. »Ein kleiner Kreis mit einem geometrischen Muster in der Mitte. Man kann ihn nur sehen, wenn man von der Seite daraufschaut.«
    Â»Versuch mal, ob du ihn reindrücken kannst«, sagte Humboldt.
    Charlotte tat ihr Bestes, doch der Stein bewegte sich keinen Millimeter. Auch Oskar versuchte sein Glück, scheiterte aber ebenfalls. Er beäugte das Muster aus wenigen Zentimetern Entfernung. »Das sieht nicht nach einem Schalter oder Knopf aus«, sagte er. »Eher wie Kratzspuren. Als ob jemand dem Stein einen Stempel aufgedrückt hätte.«
    Â»Einen Stempel?«, fragte Humboldt. »Das ist es. General, dürfte ich wohl mal Ihre Hand sehen? Nein, die andere, die linke. Na sieh mal einer an, das ist aber ein wirklich hübscher Ring. Wären Sie so gut, ihn abzuziehen?«
    Widerwillig händigte der General dem Forscher den Ring aus. Humboldt hielt ihn prüfend vors Auge. »Hm. Das ist kein Gold, nicht wahr? Jedenfalls kein massives. Ich spüre das am Gewicht. Eisenkern mit Blattgoldüberzug, auch als Doublé bekannt. Etwas zu billig für Ihren Stand, es sei denn …« Er warf Charlotte den Ring zu. »Hier, versuch mal, ob er passt.«
    Charlotte fing ihn auf und drückte ihn in die Vertiefung. Das Muster passte perfekt. Plötzlich ertönte ein tiefes Klicken. Ein etwa zwei Meter hohes Teilstück der Mauer glitt einfach nach hinten und gab eine Öffnung frei, die breit genug war, dass ein einzelner Mensch bequem hindurchpasste. Humboldt lächelte. »Ein Magnetschloss, das auf den Eisenkern im Ring anspricht. Dergleichen habe ich schon in einem südamerikanischen Tempel gesehen. Sehr erfindungsreich. Sie werden gestatten, dass ich den Ring eine Weile behalte? Ich bin sicher, er wird mir auch an anderer Stelle noch gute Dienste leisten. Nach Ihnen, General. Und unterstehen Sie sich, einen Fluchtversuch zu machen oder jemanden warnen zu wollen. Diese Klinge ist absolut tödlich.«
    Â»Einen Mann hinterrücks erstechen, das sähe Ihnen ähnlich.«
    Â»Sehen Sie es als

Weitere Kostenlose Bücher