Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
Stangelmeiers Züge freundlicher.
    Â»Schauen Sie nicht so erstaunt, Herr von Humboldt, dafür gibt es keinen Grund. Im Prinzip stehen wir beide auf derselben Seite. Ich bin der Meinung, dass ein freier Geist das richtige Umfeld braucht. Kreativität ist nichts, was im luftleeren Raum entsteht. Sie muss sich entfalten, ungehindert aller Widrigkeiten. Manchmal muss sie sogar das Gesetz beugen, um wahrhaft fundamentale Erkenntnisse zu gewinnen. Ich könnte Ihnen dieses Umfeld bieten. Wenn Sie mir vertrauen, werden Sie feststellen, dass ich in dieser Hinsicht sehr entgegenkommend bin. Arbeiten Sie mit mir zusammen und ich verspreche Ihnen, dass ich Sie nach besten Möglichkeiten unterstützen werde. Verweigern Sie Ihre Hilfe allerdings, nun, dann sieht die Sache anders aus.« Er zuckte mit den Schultern.
    Â»Was genau wollen Sie wissen?«
    Â»Das sagte ich Ihnen bereits. Ich will wissen, ob die Maschine einsatzbereit ist. Ich will wissen, ob es möglich ist, durch die Zeit zu reisen.«
    Â»Ja, das ist es. Theoretisch «, erwiderte Humboldt. »Ich habe ein kleines Versuchsmodell angefertigt, das recht vielversprechende Resultate liefert. Allerdings sind wir gerade auf Probleme gestoßen, die sich auf Dauer als unüberwindlich herausstellen könnten.«
    Â»Was für Probleme?«
    Â»Schwierigkeiten mit dem Zeitgeber. Es ist bisher noch nicht gelungen, die Zielzeit korrekt zu justieren. Unser mechanischer Zeitgeber hat sich als unzuverlässig erwiesen und muss durch einen elektrisch betriebenen ersetzt werden. Ob sich ein solcher auftreiben lässt und ob er unser Problem lösen wird, ist höchst zweifelhaft. Sie dürfen nicht vergessen, wir stehen mit unseren Erkenntnissen noch ziemlich am Anfang.«
    Stangelmeier faltete die Hände und nahm Humboldt scharf ins Visier. »Aber Sie meinen, dass – wenn Sie das Problem mit dem Zeitgeber lösen – Sie in der Lage wären, einen Menschen durch die Zeit zu schicken?«
    Â»Ja. Theoretisch, wohlgemerkt. Praktisch allerdings sehe ich da noch viel größere Probleme auf uns zukommen.«
    Â»Welche?«
    Humboldts Mund verzog sich zu einem grimmigen Lächeln. »Energie.«
    Â»Energie? Ich verstehe nicht …«
    Â»Die Energiemengen, die für die Zeitreise notwendig sind, sind kolossal. Um ein Objekt von der Größe eines Buchkartons loszuschicken, musste ich acht Generatoren der neuesten Generation in Reihe schalten. Hinzu kommt, dass die Energieleistung exponentiell mit der Größe des Objektes wächst. Für einen Gegenstand von doppelter Höhe, doppelter Breite und Tiefe benötige ich bereits vierundsechzig Generatoren. Für einen Gegenstand, der groß genug wäre, eine oder mehrere Personen durch die Zeit zu schicken, wäre mehr Energie notwendig, als die Stadt Berlin in einem ganzen Jahr verbraucht. Sie sehen also, trotz aller bisherigen Erfolge bleibt die Reise eines Menschen durch die Zeit vorerst Zukunftsmusik.«
    Stangelmeier nahm ein Blatt Papier und machte einige Notizen. Seine buschigen Augenbrauen bildeten eine zusammenhängende Linie, die von zwei steil in die Höhe ragenden Falten unterbrochen wurde. Der Füllfederhalter erzeugte kratzende Geräusche auf dem Papier. Als er seine Niederschrift beendet hatte, legte er das Schreibwerkzeug zur Seite und blickte dem Forscher direkt in die Augen.
    Â»Ich danke Ihnen für Ihre Offenheit, Herr von Humboldt. Sie wissen, dass wir diese Informationen auch ohne Ihre Mithilfe hätten bekommen können, aber es war mir wichtig, in Ihnen einen Freund und keinen Feind zu sehen.«
    Â»Wollen Sie mir nicht endlich sagen, was hinter Ihren Fragen steht?«
    Â»Ist das nicht offensichtlich? Ich rede von der Möglichkeit, das Attentat auf den Kaiser ungeschehen zu machen.«

6
    E ine kurze Pause entstand.
    Humboldt runzelte die Stirn. »Ich habe mich wohl verhört …«
    Â»Der Gedanke liegt doch nahe, finden Sie nicht?«
    Stangelmeier lehnte sich zurück. »Als ich in der Zeitung von Ihrer Erfindung las, dachte ich zuerst an einen Scherz. In der Zeit zurückreisen? Was für ein Unsinn. Dann aber begann ein Gedanke in meinem Kopf Gestalt anzunehmen. Was, wenn es tatsächlich möglich wäre? Könnte man nicht diese Maschine nutzen, um an einen Punkt vor dem Attentat zurückzureisen und den Anschlag zu verhindern? Als ich mir dann die Unterlagen über Ihre Person

Weitere Kostenlose Bücher