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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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können mich gerne verhaften und ins Gefängnis werfen, aber Sie werden mich nicht dazu bringen, an solch riskanten und verantwortungslosen Experimenten mitzuwirken. Lieber zerstöre ich das Zeitschiff und alles, was damit zusammenhängt.«
    Stangelmeier schwieg eine Weile, dann schloss er den Ordner.
    Â»Na schön. Sie haben Ihren Standpunkt hinreichend deutlich gemacht. Es ist zwar nicht die Antwort, die ich erhofft hatte, aber ich verstehe Ihre moralischen Bedenken. Lassen wir es vorerst dabei bewenden.«
    Humboldt zog misstrauisch eine Braue in die Höhe. »Dann bestehen Sie also nicht darauf, die Experimente im Sinne der Regierung weiterzuführen?«
    Â»Nein. Vorerst nicht. Ich lasse Ihnen freie Hand. Sie dürfen ungehindert weiterforschen, vorausgesetzt, Sie erstatten mir regelmäßig über Ihre Fortschritte Bericht. Sollten Sie einen Durchbruch erzielen, wünsche ich umgehend unterrichtet zu werden. Oh, und noch etwas. Weder Sie noch irgendjemand aus Ihrem Umfeld darf etwas über diese Forschungen nach außen dringen lassen. Diese Experimente unterliegen strengster Geheimhaltung. Im Interesse der nationalen Sicherheit natürlich. Ich werde den entsprechenden Druck ausüben, dass dieser Reporter seinen Artikel zurückzieht und eine Gegendarstellung veröffentlicht, in der er offen bekennt, dass er das alles nur erfunden hat. Sollte er sich weigern, wird er so lange hinter Gitter wandern, bis er sich eines Besseren besinnt. Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Tag.«

7
    S ie befanden sich bereits auf dem Rückweg, als Humboldt von der Hauptstraße abbog und eine andere Richtung einschlug. Auf Charlottes fragenden Blick hin erläuterte er: »Wir machen einen kleinen Abstecher in die Oranienburger Vorstadt. Ich habe vor, euch Julius Pfefferkorn vorzustellen. Es wird höchste Zeit, dass ihr ihn kennenlernt. Außerdem muss ich ihn über die neuesten Ereignisse informieren. Die Sache ist zu wichtig, um sie einfach für mich zu behalten.«
    Â»Hast du Grund, an Stangelmeiers Worten zu zweifeln?«, fragte Charlotte. »Er ist mir zwar nicht sympathisch, aber der Gedanke, das Attentat auf den Kaiser ungeschehen zu machen, liegt doch nahe.«
    Â»Lass dich nicht von seiner aalglatten Art täuschen«, sagte Humboldt. »Er ist ein Politiker und als solchem ist ihm nur daran gelegen, seine Macht zu festigen. Ich habe keine Ahnung, was er vorhat, bin aber fast sicher, dass er uns nur die halbe Wahrheit erzählt hat.«
    Â»Warum sollte er?«, fragte Oskar. »Wilhelms Tod geht ihm nahe, das spürt man. Kein Wunder, er war sein Erzieher und kannte ihn von klein auf.«
    Â»Ein Erzieher, der ihn gepiesackt und malträtiert hat«, sagte Humboldt. »Ob er ihn je wirklich geliebt hat, dafür würde ich meine Hand nicht ins Feuer legen. Aber lassen wir’s gut sein. Es ist müßig, über seine Beweggründe zu spekulieren, wenn wir nicht mehr Informationen besitzen. Vorerst bleibt uns nichts anderes übrig, als sehr, sehr vorsichtig zu sein. Zum Glück hat Stangelmeier die Sache mit der fehlenden Energiequelle geschluckt.«
    Â»Wie meinst du das?«, fragte Charlotte.
    Humboldt beugte sich lächelnd vor. »Als ich behauptete, wir würden etwas benötigen, das ausreicht, Berlin ein Jahr lang zu versorgen, so war das keinesfalls übertrieben. Was ich ihm allerdings verschwiegen habe, ist, dass wir so eine Quelle schon gefunden haben.«
    Â»Wir haben …?« Charlotte hob die Brauen. »Wovon sprichst du?«
    Der Forscher grinste. »Später. Zuerst mal stelle ich euch Pfefferkorn vor. Da drüben wohnt er.«
    Er lenkte die Droschke zwischen zwei verglasten Fabrikgebäuden hindurch, aus deren Schornsteinen dicker Rauch quoll.
    Die Oranienburger Vorstadt trug den Spitznamen Feuerland nicht zu Unrecht. Nirgends sonst gab es so viele Fabriken und Werkstätten, Schmieden, Walzwerke, Druckerpressen und Glashütten. Überall wurde gehämmert, geklopft, gefräst und gewalzt. Der Lärm war beträchtlich, aber irgendwie hatte er auch etwas Tröstliches. Dass die Arbeiter nicht streikten, zeigte Charlotte, dass der Straßenkampf noch nicht bei ihnen angekommen war.
    Humboldt deutete auf ein zweistöckiges rotes Backsteingebäude.
    Â»Dort, seht ihr? Da liegt sein Laboratorium.«
    Â»Das Haus mit der seltsamen Tür?« Charlotte blickte verwundert auf ein

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