Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos
Köpfe wandten sich ihnen zu.
»Das ist ja ein Ding, dich habe ich ja seit Ewigkeiten nicht gesehen. Wie gehtâs dir denn? He, warte mal, du kannst da jetzt nicht rein. Behringer ist gerade in einer â¦Â«
Besprechung wollte er vermutlich noch sagen, doch dazu kam er nicht mehr. Humboldt schob den Vorhang zur Seite und verknotete ihn seitlich an der Wand.
Behringer saà am gegenüberliegenden Ende eines runden Tisches, zusammen mit sechs oder sieben äuÃerst zwielichtig aussehenden Gestalten. Willi stand neben ihm, sein Gesicht eine Maske des Schreckens. So, wie er und die anderen ihre Köpfe zusammensteckten, war klar, dass sie irgendetwas Illegales ausheckten. Behringers Blick fiel auf Humboldt und sein Lächeln gefror. Die Gespräche in der Schankstube verstummten.
Der Forscher war kein Unbekannter. Sein Konterfei war oft genug in der Tageszeitung abgebildet gewesen. Berichte über Seemonster, AuÃerirdische, Teufelskreaturen und Rieseninsekten hatten ihn auch beim einfachen Volk berühmt gemacht. Die Leute liebten seine Geschichten, auch wenn kaum einer glaubte, dass sie wahr waren. Viele hielten ihn für einen modernen Baron Münchhausen, doch die Tatsache, dass man ihm einen Lehrstuhl an der Universität angeboten hatte, nötigte den meisten Respekt ab.
Paul kam mit kleinen Schritten hinter dem Tresen hervor, sich die Hände mit einem Tuch abtrocknend. »Bitte verzeihen Sie, aber das ist eine geschlossene Gesellschaft. Da dürfen Sie nicht rein. Wenn ich Ihnen stattdessen ein Bier anbieten dürfte? Natürlich auf Kosten des Hauses. Und bitte verzeihen Sie die Störung, Herr Behringer. Wird nicht wieder vorkommen.« Er schickte sich an, den Vorhang zu schlieÃen, doch Humboldt hielt ihn mit seinem Stock davon ab.
»Ich glaube, es wäre besser, wenn Sie Ihre Gäste jetzt bitten würden, das Lokal zu verlassen«, sagte Humboldt mit dunkler Stimme. »Es könnte sein, dass es gleich etwas lautstark zugeht.«
»Keine Schlägerei in meinem Laden«, rief Paul. »Ich habe das Geschäft vor nicht mal einem halben Jahr frisch renoviert. Ich muss Sie jetzt bitten, mein Lokal zu verlassen. Andernfalls rufe ich die Gendarmerie.«
Das war natürlich ein Bluff. Weder würde er die Polizei alarmieren noch war an diesem Laden irgendetwas renoviert worden. Der Holzfäller war seit Ewigkeiten unverändert.
Als Paul merkte, dass seine Drohung ins Leere zielte, fing er an, Flaschen und Krüge in Sicherheit zu bringen und die Leute zur Tür hinauszukomplimentieren. Humboldt senkte seinen Kopf, während er sein Gegenüber genauer in Augenschein nahm.
Behringers rechtes Ohr war verbunden und quer über seine Wange lief eine frische Wunde. Willi stand immer noch am selben Fleck, unfähig, sich zu rühren.
Humboldts Augen ruhten lange auf ihm, wobei nicht klar war, ob er nun Mitleid oder Abscheu empfand.
»Na, mein Junge? Neue Informationen für Elizas Mörder?«
Er schlug den Mantel nach hinten. Der goldene Knauf seines Spazierstocks funkelte im trüben Licht der Kerzen.
»Ich ⦠nein, Herr von Humboldt. Ich ⦠ich kann das erklären â¦Â«
»Haltâs Maul«, fuhr Behringer ihn an. Der Gangsterboss schob seinen Stuhl ein Stück zurück. Einen winzigen Moment lang hatte Oskar Furcht in seinen Augen aufblitzen sehen, doch Behringer war jemand, der sich schnell wieder unter Kontrolle bekam.
»Wer sind Sie und was wollen Sie hier? Haben Sie nicht gehört, was Paul gesagt hat? Das ist eine private Unterredung.«
»Was dagegen, wenn ich daran teilnehme?« Humboldt zog einem der Schläger den Stuhl unterm Hintern weg, sodass dieser laut polternd auf dem Boden aufschlug.
»Das ist doch â¦Â« Der Mann wollte sich schon auf Humboldt stürzen, doch Behringer pfiff ihn zurück. »Lass den Quatsch, Gerd. Ãberlass Herrn von Humboldt deinen Stuhl. Stell dich da rüber, damit ich dich im Auge behalten kann.«
Der Angesprochene räumte zornrauchend das Feld und überlieà seinen Stuhl dem Forscher.
»Ich dachte, Sie wüssten nicht, wer ich bin.« Humboldt setzte sich.
Behringer lächelte. »Nur ein kleines Ablenkungsmanöver. Es gibt nichts, was ich in dieser Stadt nicht weiÃ. Hallo, Oskar, lange nicht gesehen.«
Oskar entgegnete nichts und musterte seinen ehemaligen Arbeitgeber mit feindseligem Blick.
»Ich glaube, die
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