Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
Vom Netzwerk:
sterben würde, und ließ mich nur deshalb im Ungewissen, weil sie wusste, dass das Wissen um dieses Opfer unser gemeinsames Leben vergiftet hätte. Ich werde wissen, wann ich gehen muss ,hat sie immer gesagt – ich dachte natürlich, sie würde von der Rückkehr in ihre Heimat reden. Wie hätte ich auch ahnen können, dass sie …«
    Er brach ab. Trotzig wischte er mit dem Handrücken über sein Gesicht. Oskar wollte seinen Vater eigentlich nicht weiter behelligen, aber eine Frage brannte ihm doch noch auf der Seele. »Was hat sie dir eigentlich zugeflüstert?«, fragte er. »Irgendetwas hat sie dir ins Ohr gesagt, ehe sie starb. Was war es?«
    Â»Tja, weißt du, das war rätselhaft«, antwortete der Forscher. »Sie sagte: ›Ich sehe den schwarzen Spiegel.‹ Das hat sie gesagt.«
    Â»Den schwarzen Spiegel? Was meinte sie damit?«
    Humboldt zuckte mit den Schultern. »Ich habe keine Ahnung. Doch ich werde es noch herausfinden, verlass dich darauf. Aber genug davon. Ich habe dich nicht kommen lassen, um dir etwas vorzujammern. Das Leben geht weiter und wir müssen nach vorne sehen – Eliza hätte das so gewollt. Ich habe Neuigkeiten von der Polizei.«
    Er tippte auf einen Brief, der neben ihm auf dem Tisch lag.
    Oskar hob die Augenbrauen. »Haben sie herausgefunden, wer der Mörder ist?«
    Â»Nein. Die Spurensuche hat ihre Ermittlungen abgeschlossen und nichts gefunden. Wer immer diesen feigen Anschlag durchgeführt hat, er konnte entkommen. Wir sind also auf uns gestellt.«
    Â»Aber das ist ja schrecklich«, sagte Oskar. »Das würde ja heißen, er kann jederzeit wiederkommen.«
    Â»Möglich, ja. Deshalb ist es mir auch so wichtig, herauszufinden, wer mir nach dem Leben trachtet und warum. Trotz der erheblichen Zerstörung, die meine Geschosse im Wald angerichtet haben, ist es dem Angreifer irgendwie gelungen zu entkommen. Die Gendarmerie hat ein paar Kugeln gefunden, die in der Stalltür steckten. Ganz normale Neunmillimetergeschosse, wie sie in jeder zweiten Handfeuerwaffe Verwendung finden. Kriminalkommissar Obendorfer sagte mir, er bräuchte die Geschosshülsen, um die Ballistiker darauf anzusetzen. Gefunden hat er bisher aber nichts. Ich habe mich – weil mir die Sache keine Ruhe ließ – heute früh in den Waldabschnitt aufgemacht, in dem ich den Mörder vermute, und bin ihn noch einmal systematisch abgegangen. Ich habe Wilma mitgenommen und sie jeden Quadratzentimeter des Waldbodens absuchen lassen. Gefunden hat sie das hier.« Er holte zwei kleine Stoffbeutel aus der Schublade und legte sie auf den Tisch. Er öffnete die eine und holte ein messingfarbenes Röhrchen heraus.
    Â»Eine Patronenhülse?«
    Humboldt nickte. »Sie kann nur von der Waffe stammen, die beim Anschlag verwendet wurde. Der Regen hat die Spuren bis zur Unkenntlichkeit verwischt, weswegen die Forensiker auch nichts gefunden haben. Doch Wilma hat sie, begraben unter einer Schicht aus Laub und Asche, ausfindig gemacht.«
    Â»Die solltest du gleich an Obendorfer schicken. Er kann sicher etwas damit anfangen.«
    Â»Es ist zumindest ein erster Anhaltspunkt. Der zweite ist dieser hier …« Er öffnete den zweiten Beutel. »Das befand sich ganz nah an der Stelle, an der die Hülse lag. Ich vermute mal, sie gehört unserem Attentäter. Du hast nicht zufällig eine Ahnung, wer diese Sorte raucht?«
    Oskar kam näher. Sah aus wie der Stummel eines Zigarillos. Am Mundstück war winzig klein der Markenname aufgedruckt: Caballero .
    Die Erkenntnis durchzuckte ihn wie ein Stromschlag. Er kannte die Marke. Er hatte ihren Gestank immer gehasst. Es gab nicht viele, die diese Dinger regelmäßig rauchten.
    Â»Behringer.«

24
    W illi verließ den Wagen der Pferdeomnibuslinie an der Haltestelle Krausnickstraße und strebte mit schnellen Schritten Richtung Norden.
    Es begann bereits, dunkel zu werden. Überall flammten die Gaslaternen auf. Eine Mütze auf dem Kopf, die Hände tief in den Hosentaschen vergraben, bog er links in die Große Hamburger Straße ab. Dort an der Ecke Sophienstraße lag der Holzfäller , das ehemalige Versammlungslokal ihrer Bande. Schon von ferne drangen Gelächter und Musik auf die Straße. Durch die Bleiglasfenster fiel anheimelndes Licht. Kurz vor dem Eingang blieb Willi noch einmal stehen und schaute sich um. Dann verschwand er in dem

Weitere Kostenlose Bücher