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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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verändert zu haben. Die Mauer hinter mir war inzwischen auf dreißig oder vierzig Meter angewachsen, die Kriegsmaschinen um das Zehnfache angeschwollen. Zudem waren sie viel fortschrittlicher geworden. Gepanzerte Luftschiffe, pfeilschnelle Raketen, riesige Flugmaschinen. Gegen die mechanischen Monstrositäten, die auf dem Boden herumstampften, nahmen sich die Menschen wie Zwerge aus.
    Kaum war ich angekommen, wurde ich auch schon angegriffen. Ich weiß nicht, was es war, denn es war ungeheuer schnell und wendig. Ein metallenes Insekt mit einer Flügelspannweite von vielleicht zwei Metern. Es surrte und schwirrte, dann überzog es mich mit einem Hagel spitzer und messerscharfer Metallsplitter. Hier, seht sie euch an.« Er griff in die Tasche und ließ einige Metallplättchen auf den Tisch prasseln.
    Â»Schrapnell«, sagte Humboldt. »Scharf genug, um direkt ins Fleisch zu schneiden. Eines von den Dingern erwischte mich am Arm. Zum Glück war Heron geistesgegenwärtig genug, sofort den Rückwärtsgang einzulegen, sonst wären wir alle gestorben.«
    Charlottes Augen waren groß wie Murmeln. »Immer noch Krieg?«
    Â»Immer noch«, sagte Humboldt. »Ich bin nicht weiter in die Zukunft gereist, weil ich es für sinnlos hielt. Was ich gesehen habe, genügte mir. Es überzeugte mich, dass unsere Geschichte eine furchtbare Wendung nehmen würde. Ich wusste nicht, wie ich euch das beibringen sollte, deshalb zog ich es erst mal vor zu schweigen.« Er seufzte. »Durch Oskars Geschichte habe ich jetzt einen Anhaltspunkt bekommen, der mich auf eine Spur gebracht hat. Ich glaube, ich weiß jetzt, was diesen Krieg ausgelöst hat.« Er machte eine dramatische Pause. »Und glaubt mir, dies ist die schwerste Erkenntnis, die ich in meinem ganzen Leben als Wissenschaftler machen musste. Ich bin es. Ich selbst habe das zu verantworten und ich muss etwas unternehmen, um es zu verhindern.«
    Â»Du?« Charlotte blieb der Mund offen stehen. »Aber … aber wie kann das sein?«
    Humboldt lächelte. Es war ein trauriges kleines Lächeln.
    Â»Ja, es fällt mir nicht leicht, die Wahrheit einzugestehen, aber es ist die einzig mögliche Erklärung. Wenn du das Unmögliche ausgeschlossen hast, dann ist das, was übrig bleibt, die Wahrheit, wie unwahrscheinlich es auch klingen mag. Ihr habt selbst gehört, dass Heron der Prototyp der Maschinen gewesen ist, die den Krieg angezettelt haben. Unser Heron, den wir mit der Zeitmaschine in die Zukunft geschickt haben. Der Bau des Zeitschiffes selbst hat unsere Zukunft verändert. Selbst wenn wir uns als Wissenschaftler streng an die Regeln des Zeitreisens halten, können wir vielleicht nicht verhindern, dass das Zeitschiff in falsche Hände gerät. Ich bin mir sicher, dass auch die Ermordung des Kaisers damit zu tun hat. Warum sonst hat Stangelmeier uns ins Schloss zitiert, nachdem er von der Existenz des Zeitschiffs erfahren hat? Beide Faktoren zusammengenommen, haben der Menschheitsgeschichte eine Wendung gegeben, die direkt zu unserem Untergang und der Vorherrschaft der Maschinen geführt hat. Lösche ich beide Ereignisse aus, könnte ich die Entwicklung wieder auf ihren ursprünglichen Pfad zurückführen – wie auch immer der aussehen mag.«
    Â»Halt, halt, halt«, sagte Oskar, der die ganze Zeit stillschweigend dagesessen hatte. »Woher willst du wissen, dass es der Bau des Zeitschiffes war, der den Maschinenkrieg verursacht hat? Dafür gibt es keinen Beweis.«
    Â»Einen direkten Beweis vielleicht nicht, aber einfaches logisches Denken genügt in diesem Fall. Ich weiß nicht, was genau passieren wird, aber offensichtlich wird Heron zu einer Art Prototyp für zukünftige Kampfmaschinen werden. Es wird ein Krieg toben, aus dem sich die Maschinen als überlegene Spezies erheben und die Menschen als Herrscher der Erde vertreiben werden. Man braucht die einzelnen Details nicht alle zu kennen, um zu sehen, dass der Bau meines Zeitschiffs einen großen Einfluss hat auf die Art und Weise, wie dieser Krieg geführt wird. Die Ermordung des Kaisers fällt zusammen mit dem Bekanntwerden meines Zeitschiffs durch den unseligen Zeitungsartikel. Und der Machtwechsel hat eine Kräfteverschiebung innerhalb des Reiches bewirkt, die unaufhaltsam in einen Krieg münden wird.« Er strich sich über die Stirn. »Ihr seht also, ein dickes Problem, das es zu lösen

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