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Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos

Titel: Chroniken der Weltensucher – Das Gesetz des Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Thiemeyer
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starrten mich an. Tezz saß am Fenster und deutete nach draußen. ›Kommt mal alle schnell her und seht euch das an‹, rief sie.
    Von Westen her näherte sich ein riesiger Aufmarsch der Museumsinsel und dem Gefängnis. Roboter in allen Formen und Größen marschierten über die Allee und kamen dabei immer näher. Die Seitenstreifen waren gefüllt mit Schaulustigen, die winkten und Fähnchen durch die Luft schwenkten. Ihre Rufe waren selbst durch die Glasscheiben zu hören. Irgendetwas schien die Maschinen ganz furchtbar aufzuregen. Sie plapperten wild durcheinander, gestikulierten und schwirrten wie Ameisen durcheinander.
    Einer der Mitgefangenen deutete auf die Bilderrahmen. Anstatt der üblichen Geschichten zeigten sie alle dasselbe Bild. Vier gewaltige Maschinen, die die Spitze der Parade bildeten und eine Art Sänfte trugen, auf der ein winzig kleiner Roboter zu sitzen schien. Er war nicht leicht zu erkennen, dafür war die Entfernung zu groß, aber es kam mir so vor, als ob es sich um ein älteres Modell handelte.
    Der Zug näherte sich uns langsam. Zuerst dachte ich, er würde weiterziehen, doch dann machte er eine Kurve und schwenkte zu uns herüber.
    Wir standen mit an die Scheiben gedrückten Nasen da und beobachteten, wie der Zug zum Stillstand kam und die vier Kerle die Sänfte vorsichtig zu Boden ließen. Dann trat ein amtlich aussehender Würdenträger aus dem Gebäude heraus und begrüßte den Neuankömmling. Mir fiel auf, dass der kleine Roboter nicht mal besonders hübsch war. Richtig klobig war er und die Farbe durfte auch mal aufgefrischt werden. Die Sache wurde immer mysteriöser.
    Wenige Augenblicke später wurde die Tür zu unseren Quartieren aufgestoßen und eine Gruppe schwer bewaffneter Sicherheitsroboter trat ein. Sie bildeten ein Spalier, durch das eine Abordnung sehr wichtig aussehender Maschinenwesen stapfte. Allen voran ein Geschöpf, das eine hohe Haube aus geflochtenem Metall auf seinem Kopf trug. ›Ist hier jemand, der auf den Namen Oskar hört?‹, fragte das Wesen.
    Alle Blicke wandten sich mir zu. Ich war mit den meisten Inhaftierten inzwischen gut befreundet. ›Hier ist jemand, der dich sehen möchte‹, sagte das Wesen und machte einen Schritt zur Seite. Hinter ihm stapfte der kleine Maschinenmann, den ich schon aus dem Fenster gesehen hatte, auf mich zu. Alle anderen Roboter verbeugten sich, als er an ihnen vorbeiging. Um ein Haar hätte ich vergessen zu atmen. Diese Ähnlichkeit.
    Ich trat näher und fragte: ›Heron?‹
    Der kleine Metallmann ratterte ein bisschen und sagte dann mit unverwechselbarer Stimme: ›Automateneinheit Typ T-301 meldet sich zum Dienst.‹ «
    Oskar machte eine Pause und strich dem kleinen Roboter liebevoll über den Kopf.
    In der Küche herrschte atemlose Stille. Niemand sagte ein Wort. Oskar grinste von einem Ohr zum anderen. Obwohl er angeschlagen war, genoss er seinen Auftritt sichtlich.
    Â»Der wirkliche Held dieser Geschichte ist also Heron«, sagte er. »Ohne ihn hätte ich es nie geschafft.«
    Â»Heron?« Humboldts Augen verengten sich. »Aber wie …?«
    Â»Er ist uns gefolgt«, sagte Oskar. »Er hatte das Zeitschiff auf Stasisbetrieb geschaltet und ist unseren Spuren gefolgt. Ganze zwei Kilometer weit durch den Wald. An der Kuppel angekommen, dauerte es nicht lange, bis man auf ihn aufmerksam wurde.«
    Â»Und dann?«
    Â»Die Maschinenwesen waren völlig aus dem Häuschen, einen der Ihren zu treffen. Soweit ich das herausbekommen habe, haben sie ihn auf Herz und Nieren überprüft und allen möglichen Tests unterzogen. Das Ergebnis hat den Zentralrechner der Stadt dann in helle Aufregung versetzt, sodass er sofort alle Aktivitäten anhalten ließ und eine offizielle Meldung herausgab. Ob ihr es glaubt oder nicht, unser lieber Heron, dieser kleine Roboter, diese unscheinbare Recheneinheit, war der Urvater all dieser Roboter in der Stadt. Er war der Prototyp, der Erste , wie Tezz ihn genannt hatte. Er musste irgendwann während der Maschinenkriege zerstört worden sein, doch die Dokumente über ihn waren noch in den Speicherbänken des städtischen Zentralrechners vorhanden. Nach seinem Vorbild wurden in der Vergangenheit – unserer jetzigen Zukunft – unzählige Kopien hergestellt und weiterentwickelt. Anfangs wurden diese Maschinen noch von Menschen produziert,

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