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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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günstigen Zugang zur Kellertreppe bot. Er ließ Doug mit Joyce und Catherine im Garten zurück und schickte ein Stoßgebet zum Himmel, dass die drei dort vorübergehend in Sicherheit wären.
    Der Schock, mit dem er aus dem tiefen Schlaf gerissen worden war, hatte sich fast verflüchtigt. Er war jetzt so wach wie irgend möglich, hatte einen klaren Kopf, empfand eine bohrende Angst und war sich seiner eigenen bizarren Situation durchaus bewusst: barfuß und eine modifizierte Strahlenpistole mit der Aufschrift SPACE SOLDIER aus dem nächsten K-mart in der Faust. Jedes Fenster im Haus war mittlerweile zertrümmert worden, und er spürte die Versuchung, sich die Logik dieses Abenteuers noch einmal durch den Kopf gehen zu lassen. Was ihn jedoch weiter in Bewegung hielt, war Joyce – deren Verletzbarkeit seine eigene überdeckte – und der einzige Blick auf den Eindringling, den er in einer menschenleeren Straße in Manhattan hatte erhaschen können. In diesen Augen lag der Tod so vieler Menschen, darunter auch der von Lawrence Millstein. Es waren keine rachsüchtigen oder gar leidenschaftlichen Augen, dachte Tom. Der Ausdruck war eher passiv gewesen. Es war der geistesabwesende Blick eines Buspassagiers während einer langen Fahrt durch eine allzu vertraute Umgebung. Tom empfand keine besonderen Sympathien für Lawrence Millstein, aber es tat ihm weh, sich vorstellen zu müssen, dass das Letzte, was Millstein vor seinem Tod gesehen hatte, diese lederartige Schnauze und diese emotionslosen Augen gewesen waren.
    Er stirbt bereits, dachte Tom. Er starb, oder er wurde von innen auseinandergenommen. Wir brauchen nichts anderes zu tun, als ihn irgendwie aufzuhalten, abzulenken, zu bremsen.
    Daran dachte er, als die Haustür aufschwang und Licht auf die bekieste Auffahrt und die Straße fiel.
    Tom sprang in den Straßengraben gegenüber dem Vorgarten.
    Für die Dauer von drei Atemzügen presste er das Gesicht in nasses Gras und Spinnennetze und konnte dabei an nichts anderes denken als an seinen panikartigen Wunsch, völlig unsichtbar zu sein, sich so klein wie möglich zu machen, damit diese Erscheinung ihn nicht entdeckte.
    Dann holte er ein viertes Mal tief Luft und wagte es, vorsichtig den Kopf zu heben.
    Der Eindringling trat mit der übertriebenen Bedächtigkeit eines Betrunkenen aus dem Haus. Ein Schritt, zwei Schritte, drei Schritte. Dann schwankte er und stürzte zu Boden.
    Tom kam in die Hocke hoch und hielt die Strahlenpistole schussbereit. Der Eindringling war ganz eindeutig behindert, aber er war vermutlich noch immer gefährlich. Und Ben – wo war Ben? Blauer Rauch drang aus der offenen Tür ins mottendurchflatterte Licht ... Irgendetwas Schlimmes war im Haus passiert.
    Er entschied sich für eine Douglasfichte, die auf dem verwilderten Grundstück südlich seines Anwesens wuchs, als geeignete Deckung und kehrte in großen Sprüngen über die Post Road zurück, immer noch in Kauerstellung. Es war eine Technik, die er aus dem Fernsehen kannte: Sie sollte dafür sorgen, dass er ein kleineres Ziel bot, obgleich das unter den gegebenen Umständen nicht sehr wahrscheinlich war. Er hatte gerade den Schotter am Rand der Straße verlassen und spürte glatten Asphalt unter seinen Fußsohlen, als der Eindringling sich wieder regte und Tom ausgesprochen dumm darauf reagierte: Er drehte sich zu ihm um und beobachtete ihn. Er blieb zwar nicht stehen, aber er verlangsamte sein Tempo. Er konnte nicht anders. Es war ein einmaliger Anblick, als dieser goldfarbene Mann sich auf ein Knie aufrichtete, zum Leben erwachte wie eine byzantinische Ikone oder wie irgendeine überdimensionale Version des Blechmannes aus Der Zauberer von Oz. Nun stand er vollends auf und drehte den Kopf suchend hin und her. Tom empfand noch nicht einmal Angst, als diese Augen sich auf ihn richteten.
    Selbst im Sternenschein und im matten Licht einer Straßenlaterne der Post Road, ein gutes Stück entfernt, entfalteten die Augen ihre Wirkung. Mein Gott, dachte Tom, diese Augen, nur ein Reflex oder eine Brechung in den Brillengläsern, die Illusion von Augen, mehr nicht, aber er fühlte sich plötzlich wie gelähmt, festgenagelt auf dem Asphalt dieser nächtlichen Straße.
    Der Eindringling hob eine Hand, eine lässige Geste.
    Tom erinnerte sich an seine eigene Waffe. Er brachte sie in Anschlag, fühlte, wie er sie hob, und es war, als hievte er einen Anker vom tiefsten Grund des Meeres hoch, als wuchtete er das enorme Gewicht des Ankers samt Eisenkette zur

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