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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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hatte. Dies war ein neuer Tom. Ein wilderer Tom, der tief in eine Sache verwickelt war, über die er nicht sprechen wollte.
    Der Wunsch, dass er sich nicht ändern möge, war natürlich selbstsüchtig. Aber sie hatte auch Angst um ihn.
    Er bereitete mittags einen kleinen Imbiss zu – Omeletts, Schinken und Zwiebeln. »Ich ernähre mich nicht nur von Fertiggerichten«, sagte er grinsend. Sie bedankte sich für das Essen, wusste jedoch, dass es nur eine Geste der Höflichkeit war. Sie würde sich bald verabschieden müssen.
    »Was immer du vorhast«, sagte sie, »ich hoffe, dass es gut ist für dich. Ich meine das ganz aufrichtig.«
    Er bedankte sich mit einem Kopfnicken, dann legte er seine Gabel beiseite. Sein Gesicht war ernst. »Barbara«, sagte er, »was bedeutet dir das Jahr 1989?«
    Es war eine seltsame Frage. »Ich finde, es ist ziemlich mies«, sagte sie. »Weshalb?«
    »Es ist schlecht, weil ... tja, warum?«
    »Ich weiß es nicht. Wo soll man da anfangen? Es ist eine schlimme Zeit für die Welt, weil Menschen verhungern, weil das Klima sich ändert, weil wir dabei sind, die Ozonschicht zu zerstören, aus allen möglichen Gründen. Und es ist eine schlechte Zeit in Amerika, weil jedermann sehr, sehr unruhig und sehr, sehr vorsichtig ist. Bis auf die Bösen, die Übeltäter. Erinnerst du dich noch an Yeats? ›Den Besten fehlt die Überzeugung, während die Schlimmsten vor Leidenschaft übersprudeln.‹ Warum fragst du?«
    »Was wäre, wenn du eine Wahl hättest?«
    »Wie bitte?«
    »Ich meine es ernst. Wenn du die Welt verlassen könntest? Wenn du einen Ort kennen würdest – keinen perfekten Ort, sondern einen Ort, an dem du ohne einige dieser Ungewissheiten leben könntest? Einen Ort, an dem du sicher wüsstest, dass dort während der nächsten dreißig Jahre kein Atomkrieg stattfindet. Wo es zwar Krankheiten gibt, aber kein Aids. Auch all die Leiden der Menschheit – Unterdrückung, Qual, Hässlichkeit –, aber in einem weitaus geringeren Maße. Und angenommen, du könntest einiges vorhersehen. Du könntest es zwar nicht verhindern, aber du könntest dich davon fernhalten: Überschwemmungen, Flugzeugabstürze, Terroristenattentate. Wie fändest du das, Barbara, wäre das ein gutes Angebot?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.«
    »Es ist eine rein hypothetische Frage.«
    »Selbst hypothetisch ergibt sie keinen Sinn.«
    »Aber wenn es einen solchen Ort gäbe. Wenn du dorthin könntest.«
    Sie dachte darüber nach. Sie wollte eine überlegte Antwort geben. Die Frage mochte zwar hypothetisch sein, aber sie war ganz gewiss nicht zufällig gestellt worden. Sie betrachtete den gespannten Ausdruck in Toms Gesicht. »Ich fände es verlockend«, sagte sie. »Tja, wirklich, es würde mich ungemein reizen. Wen nicht? Aber letztendlich – nein, ich glaube, ich würde nicht dorthin gehen.«
    Er schien enttäuscht zu sein. »Warum nicht?«
    »Aus vielen Gründen. Ich habe hier sehr viel zu tun.«
    »Die Welt retten?«
    Ein Anflug von Sarkasmus. Sie ging nicht darauf ein. »Meinen Anteil beizutragen. Und dann gibt es da noch Menschen ... «
    »Rafe, zum Beispiel?«
    »Rafe. Neben anderen, ja. Es gibt sehr viel, wofür ich lebe, Tom.«
    »Ich habe auch nicht vom Sterben gesprochen.«
    Hoffentlich nicht, dachte sie.
    Aber wovon dann?
    Hatte jemand ihm ein solches Angebot gemacht?
    Zu verrückt, dachte sie. Viel zu verrückt. »Ich würde hierbleiben«, erklärte sie mit Nachdruck.
    Tom betrachtete sie lange. Sie vermutete, dass er ihre Antwort zu werten versuchte, dass er darüber nachdachte. Schließlich nickte er. »Ja, das würdest du wahrscheinlich tun.«
    »Ist das die falsche Antwort?«
    »Nein ... wirklich nicht.«
    »Aber es ist nicht deine Antwort.«
    Er lächelte. »Nein.«
    Sie stand auf. »Sag es mir noch einmal. Ehe ich aufbreche. Sag mir, dass es dir gutgeht.«
    Er brachte sie zur Tür. »Mir geht es wirklich gut. Ich werde nur für einige Zeit fort sein.«
    »Tatsächlich?«
    »Tatsächlich.«
    Sie studierte sein Gesicht. Er verschwieg irgendetwas. Aber er meinte das ernst, was er sagte. Ihre Furcht hatte sich etwas gelegt – er dachte nicht an Selbstmord –, aber ein letzter Rest Ungewissheit, Unsicherheit blieb zurück, denn irgendetwas hatte von ihm Besitz ergriffen, irgendeine seltsame Strömung, eine Kraft, die ihn mitriss, sodass sie ihn nicht mehr erreichen konnte.
    Vielleicht könnte sie ihn nie mehr erreichen. Er legte behutsam eine

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