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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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reden – aber »wollen« war ein viel zu schwaches Wort dafür. Das Bedürfnis, das er fühlte, war physisch spürbar, beinahe quälend. Aber das traf auch auf den entgegengesetzten Drang zu – den Drang zu schweigen. Den Drang, die ganze Angelegenheit für sich zu behalten.
    Dreimal wählte er Archers Nummer, und einmal ließ er es sogar zweimal klingeln. Aber dann legte er den Hörer wieder auf die Gabel und verzichtete auf den Anruf. Seine Motive für dieses Verhalten waren reichlich unklar, und er wollte sie nicht zu intensiv erforschen, aber er sagte sich, dass Archer – der offenbar auf irgendeine Art von metaphysischer Revanche an Belltower, Washington, aus war – sich in das hineindrängen würde, was Tom als seine ganz persönliche magische Welt betrachtete.
    Er konnte Archer gut leiden, hatte ihn auf Anhieb sympathisch gefunden. Aber – und diesen Gedanken wollte er nicht zu genau analysieren – vielleicht war das ein weiterer Grund dafür, dass er ihn nicht anrief. Er mochte Archer und ahnte, dass er ihm keinen Gefallen tun würde, wenn er ihn in diese Sache mit hineinzog. Hilf uns, hatten die Maschinenkäfer gesagt. Defekt, hatten sie signalisiert. Reparatur ist notwendig. Welche Schlussfolgerung ergab sich daraus? Irgendetwas war nicht in Ordnung. Irgendetwas hatte innerhalb irgendeiner besonders leistungsfähigen Maschinerie nicht funktioniert. Tom konnte das nicht ignorieren. Er hatte seine Wahl getroffen. Aber wenn er Archer wirklich mochte – dieser lästige Gedanke hielt sich beharrlich –, dann wollte er ihn lieber von dem Haus an der Post Road fernhalten.
    In dieser Zeit ging er weiterhin seiner Arbeit nach – er war sogar pünktlich –, aber seine Leistungen ließen zu wünschen übrig. Das konnte er nicht leugnen, und er konnte auch nichts daran ändern. Das Verkaufen von Gebrauchtwagen, selbst an den interessiertesten Kunden, erschien ihm zunehmend sinn– und perspektivlos, fast schon lächerlich. Tom bemerkte, dass Klein ihn im Laden häufiger beobachtete. Dabei verzog er sein Gesicht zu einem missbilligenden Stirnrunzeln, aber auch das war bedeutungslos. Während der heißen Nachmittage entwickelte Tom eine geradezu zenartige Ruhe und Abgeklärtheit, als beobachtete er das ganze Herumgerenne aus dem Korb eines Heißluftballons. Nüchtern betrachtet, das war ihm klar, brauchte er diesen Job, um etwas zu essen zu haben. Aber er könnte sich für eine Weile über Wasser halten, selbst wenn er den Job verlor. Außerdem gab es auch noch andere Jobs. Vor allem gab es einen seltsamen Tunnel, hinter einer Wand in seinem Keller. Sein Zuhause wimmelte von kleinen funkelnden Kreaturen, die meisten nicht größer als sein Daumen. In seinem Blutkreislauf waren friedliche, mikroskopisch kleine Roboter unterwegs, und dann hatte auch noch sein Fernseher angefangen, sich mit ihm zu unterhalten. Wenn man all das in Erwägung zog, dann war es außerordentlich schwierig, nicht fröhlich zu lächeln und irgendwelche alternativen Möglichkeiten aufzuzeigen, um diesen lästigen 76er Coronet loszuwerden.
    Zu Hause achtete er darauf, dass der Fernseher die meiste Zeit nicht ans Stromnetz angeschlossen war. Er nannte den Kasten immer noch Fernseher, aber er war überzeugt, dass das nicht mehr zutraf. Er war eine private Kommunikationsleitung für die Wesen, mit denen er sich das Haus teilte. Er beschloss, ihn nur noch zu benutzen, wenn er eine spezielle Frage hatte – nicht dass er damit rechnete, dass die Antworten ihm eine Hilfe wären.
    Eines Abends steckte er den Stecker in die Steckdose und fragte, was sich am anderen Ende des Tunnels im Keller befand – was er vorfinden würde, wenn er sich dorthin begäbe. ZERSTÖRUNG antwortete die Maschine. Die Antwort erschreckte Tom und brachte ihn zu der nächsten Frage: »Für mich? Ihr meint, ich würde vernichtet?«
    DER TERMINAL WURDE ZERSTÖRT
NICHT DU
ABER AUCH DAS WÄRE MÖGLICH
    Der Tunnel beschäftigte ihn weiterhin. Er vermutete, es wäre unausweichlich, dass er den Zugang erneut öffnete, in den Tunnel eindrang und seinem Verlauf folgte. Er hatte diesen Schritt verschoben, weil er sich davor fürchtete – aber er wollte ihn auch tun, wünschte es sich mit einer geradezu alarmierenden Intensität. Der Kauf dieses Hauses war der Beginn einer Kette von Ereignissen gewesen, die nicht eher beendet war, als bis er dem Tunnel so weit gefolgt war, wie dieser ihn führen würde.
    Aber diese Erkenntnis war beängstigend, und das hochempfindliche

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