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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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mit dieser Erklärung nicht zufrieden, nicht ganz jedenfalls. Die Logik wehrte sich dagegen. Seine Vernunft widersprach heftig. Aber Logik und Vernunft waren schon vor einer ganzen Weile nach hinten auf die billigen Plätze verwiesen worden, oder etwa nicht? Er wäre nicht einmal sonderlich überrascht gewesen, wenn der Tunnel irgendwo auf dem Mars geendet hätte. War ein dreißig Jahre alter Platzregen wirklich solch eine Überraschung?
    Nun, ja. Er war es. Eine Überraschung und ein Schock. Aber allmählich begann er dieses Phänomen in den Griff zu bekommen.
    Er dachte: Ich kann nicht hierbleiben. Tatsächlich wurde die Empfindung dringlicher. Du bist weit weg von zu Hause, und es ist ein langer und beschwerlicher Weg zurück zum Tunnel. Was wäre denn, wenn jemand eine der Türen schließen würde? Wenn die Maschine nicht mehr funktioniert. Was wäre denn, wenn – und dieser Gedanke erzeugte bei ihm eine Gänsehaut – es sich um eine Einwegmaschine handelte?
    Seine Angst drohte in Panik umzuschlagen.
    Eine ganze Menge Stoff zum Nachdenken, dachte Tom, eine Menge Möglichkeiten, aber am klügsten wäre es, umzukehren und sich sämtliche Alternativen durch den Kopf gehen zu lassen.
    Ehe er das tat, machte er jedoch drei lange Schritte hinaus in den kalten Regen – vorbei an einem armseligen Mann mit Regenschirm, kalter Pfeife im Mund und mit einem Hund an einer Leine – und ging zu dem Zeitungsautomaten, der dicht am Bordstein neben einem vor Nässe glänzenden Buick stand. Er warf drei Münzen in das Geldfach und holte die New York Times aus dem Kasten. Und hielt inne, um auf das Datum zu schauen:
    13. Mai 1962.
    Regentropfen klatschten auf die Titelseite.
    »Das ist ein verdammtes Wunder«, sagte er laut. »Sie hatten von Anfang an recht, Doug. Ein Wunder der Post Road.«
    Er wandte sich um und sah, wie der Hundehalter ihn ein wenig misstrauisch beäugte, ein wenig ängstlich sogar, während der Hund, ein Spaniel, seine Duftmarke an einem grauen Lampenmast hinterließ. Tom lächelte. »Schönes Wetter heute, nicht wahr?«
    »Für Verrückte«, sagte der Mann.
    Tom ging zurück in die triste Lobby dieses alten Gebäudes, das den Geruch nach Moder und altem Verputz barg, und das unvorstellbare Geheimnis im Keller. Immer noch mein Geheimnis, dachte er. Er ließ den Mann auf der Straße, den Regen und den Verkehr hinter sich, hielt die Zeitung, sein Souvenir, krampfhaft fest, stieg die Treppe hinunter und kehrte nach Hause zurück. Oder wenn schon nicht nach Hause, so doch wenigstens zurück an den Ausgangspunkt.
    Zurück, wie es so schön heißt, in die Zukunft.
    Eine weitere Sache fesselte seine Aufmerksamkeit, ehe er den langen, ermüdenden Rückmarsch in seinen Keller antrat. Während er über den Geröllhaufen in den Tunnel kletterte, wurde der Lichtstrahl seiner Taschenlampe von einem Gegenstand reflektiert, der halb vom Mauerwerk verschüttet und durch seine Aktion an die Oberfläche transportiert worden war. Es war ein Maschinenkäfer.
    Er bewegte sich nicht. Tom hob ihn auf. Das Ding hatte seinen Glanz verloren. Es war nicht nur verstaubt, sondern stumpf, irgendwie leer.
    Tot, dachte er. Das ist es – tot.
    Demnach mussten die Maschinenkäfer auch hier gewesen sein, in dem Gebäude hinter ihm ... aber irgendetwas hatte sie getötet. Zumindest hatte etwas diesen einen erledigt. Und die Wand war nicht repariert worden wie die Wand in Toms Keller.
    Er steckte das defekte Wesen in die Tasche – auf seltsame Art war diese Geste sehr respektvoll –, atmete tief durch und sammelte seine Kräfte für den Rückmarsch.
    Wieder zu Hause, schlief er zwölf Stunden durch. Er erwachte an einem sonnigen Nachmittag. Er hatte einen Tag im Geschäft gefehlt. Klein würde, wie Tony es sicherlich treffend ausdrückte, Ziegelsteine scheißen, aber diesen Gedanken verdrängte er, kaum dass er sich meldete. Er hatte sich jetzt mit Wichtigerem zu befassen. Er bereitete sich eine opulente Mahlzeit zu, aus Schinken, Eiern, Toast mit Butter und einer großen Kanne Kaffee. Er setzte sich an den Küchentisch, wo die New York Times auf ihn wartete.
    Er beschäftigte sich eingehend damit. Zuerst las er die Titelgeschichte: Laos hatte den Ausnahmezustand verhängt, und achtzehnhundert Marineinfanteristen waren nach Indochina in Marsch gesetzt worden. Einheiten des Fünfundsiebzigsten Infanterieregiments der Südvietnamesen hatten einige Guerillas in der Provinz Kien Phong angegriffen, und Präsident Kennedy hatte bei einem Dinner

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