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Chronos

Titel: Chronos Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Charles Wilson
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die auf der Straße vorbeigingen.
    Er versteckte seine Rüstung unter dem Bett. So verwundbar Billy sich auch ohne die Rüstung fühlte, so sehr wäre er darin aufgefallen. Er vermutete, dass er sie unter seiner Kleidung hätte tragen können und damit nur ein wenig seltsam ausgesehen hätte, aber das war nicht der Punkt. Er war nicht hierhergekommen, um die Rüstung zu tragen. Er hatte vor, die Rüstung überhaupt nicht mehr zu tragen ... sie zumindest nur noch zu tragen, wenn er es musste, wenn die seltsamen Bedürfnisse seines veränderten Körpers es forderten. In einem Monat vielleicht. In zwei Monaten. In sechs. Nicht jetzt jedenfalls.
    Als nichts mehr zu essen vorhanden war, steckte Billy alles Geld ein und verließ das Haus. Er ging drei Straßen weit bis zu einem »Lebensmittelladen« und fand sich in einem Paradies mit frischem Obst und Gemüse wieder. Es gab dort mehr von diesen Dingen, als er jemals an einem Ort gesehen hatte. Benommen wie er war, kaufte er drei Orangen, einen Kopfsalat und ein Bündel hellgelber Bananen. Er reichte dem Kassierer einen lappigen Bargeldzettel und war völlig verblüfft, als der Mann stöhnte: »Das kann ich nicht wechseln! Mein Gott!« Wechseln in was? Aber Billy suchte in seiner Tasche nach einem kleineren Geldwert, der sich als annehmbar erwies, und er begriff das Problem, als der Kassierer ihm ein neues Bündel Scheine und Münzen zurückgab: sein »Wechselgeld«.
    Worte, dachte Billy. Was sie hier sprachen, war Englisch, aber recht seltsames.
    Er erwarb sein neues Leben durch Diebstahl.
    Der Wächter, ein Zeitreisender, hatte den ganzen Wohnblock über dem Keller besessen, der den Tunnel enthielt. Die Urkunden steckten in einem Archivschrank im Schlafzimmer. Jahrelang hatte der Zeitreisende das Gebäude als Tarnung benutzt; die meisten Apartments waren leer. Billy gab sich selbst als »neuen Manager« aus und nahm die monatlichen Mietschecks an. Die Scharade war lächerlich einfach. Es gab keine Familie, die um den Toten trauerte, keine Geschäftspartner, die sich nach ihm erkundigten. Beim Überprüfen der Dokumente erfuhr er, dass der Zeitreisende sein Gewerbe unter dem Namen Hourglass Rentals betrieben hatte, und Billy durchschaute die örtlichen finanziellen Praktiken ausreichend, um Bankeinzahlungen und -abhebungen zu manipulieren und die Steuern termingerecht zu entrichten. Hourglass Rentals hatte nicht genug Einnahmen, um die Schulden abzudecken, doch die Geldmenge, die auf dem Firmenkonto lag, war atemberaubend – sie genügte, um Billy für den Rest seines Lebens mit Nahrungsmitteln und einer Unterkunft zu versorgen. Nicht nur das, sondern die Verwaltung dieser Einkommensquelle war so ausgelegt, dass ein Einzelner sie ohne Hilfe bewältigen konnte – eine Stunde Papierkrieg pro Abend, nachdem Billy die Grundlagen der Buchhaltung beherrschte und gelernt hatte, welche Lügen er dem Finanzamt, der Stadtverwaltung und den Versorgungsfirmen erzählen musste. Ende 1952 hatte Billy sich als Hourglass Rentals fest etabliert.
    Es gefiel ihm sehr gut, das Leben eines Einzelgängers zu führen. Billy war ein Einzelgänger.
    Er vermutete, dass die Rüstung ihn dazu gemacht hatte. Er wusste, dass die Infanteriechirurgen ihn von der Rüstung abhängig gemacht hatten – dass er ohne sie weniger war als ein normales menschliches Wesen. Sexuell war Billy ein unbeschriebenes Blatt. Er erinnerte sich an eine Zeit, als er den Wunsch gehabt hatte, eine Frau zu berühren – damals, in seiner kurzen Jugend, ehe er präpariert worden war, als das physische Bedürfnis gebrannt hatte wie ein verzehrendes Feuer –, aber das war schon lange her. Jetzt brannte nichts mehr in ihm als sein Bedürfnis nach der Rüstung. Nun sah er ständig Frauen: Frauen im Fernsehen, Frauen auf den Straßen, Bankangestellte, Sekretärinnen, Frauen, die man für Geld haben konnte. Gelegentlich sahen sie ihn an. Ihre Blicke blieben nie lange auf ihm. Billy nahm an, dass etwas an ihm war, das sie spüren konnten – eine Leere, eine Zurückweisung, eine Trägheit der Seele.
    Es machte ihm nichts aus. Im verschneiten Januar des Jahres 1953 hatte Billy sich ein Leben eingerichtet, mit dem er zufrieden war.
    Die Infanterie und die Sturmzone waren in weiter Ferne, desgleichen die Aussicht auf einen unmittelbar bevorstehenden Tod oder ein Kriegsgerichtsverfahren. Er hatte keinen Hunger, und ihm drohte keine physische Gefahr. Wenn er aufhörte, darüber nachzudenken, kam er sich fast ein wenig vor wie im

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