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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Karo
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irgendwas auf ihren bescheuerten Notizblock.
    »Das ist gut zu hören, Chuck. Darf ich fragen, was dich zu diesem Sinneswandel bewogen hat?«
    »Weiß nicht«, murmele ich schulterzuckend. Ich habe keine Lust zum Reden.
    »Ist alles in Ordnung? Gab es Streit mit deinen Eltern?«
    »Nein.«
    »Um es ganz deutlich zu sagen, Chuck: Ich bin froh, dass du dich zu diesem Schritt entschlossen hast. Aber es wäre doch sehr hilfreich zu wissen, warum?«
    Ich schließe die Augen und wünsche mich woandershin. Male mir aus, ich wäre ein anderer Mensch. Ein paarmal atme ich ruhig durch. Ich reibe mir die Augen. Mache sie wieder auf.
    Nichts da. Ich bin immer noch im Behandlungszimmer von Dr.   S. Und ich bin immer noch Chuck Taylor, das Profi-Arschloch.
    Ich reibe mir noch mal die Augen.
    »Chuck? Ist wirklich alles okay ist mit dir?«
    »Ich will bloß, dass es mir besser geht«, nuschele ich irgendwann.
    »Du willst bloß, dass es dir besser geht?«
    Ich hasse es, wenn Leute meine Sätze wiederholen!
    »Ja. Ich will, dass es mir besser geht. Egal, was ich dafür tun muss.«
    »Es gab also kein besonderes Ereignis, das dich zum Umdenken gebracht hat?«
    Erst will sie mich partout dazu bringen, diese scheiß Pillen zu nehmen, und wenn ich’s dann tue, quetscht sie mich aus. W arum ? Lass   – mich   – zufrieden!
    Endlich interpretiert Dr.   S. mein Schweigen richtig und lässt das Thema fallen.
    »Nun ja, Chuck, bis das Medikament Wirkung zeigt, dauert es mindestens eine Woche, aber wenn es so weit ist, können wir mit der Verhaltenstherapie beginnen und dich langsam an die Dinge gewöhnen, die dir Mühe machen. So schaffen wir dein Problem ein für alle Mal aus der Welt, richtig?«
    »Meinetwegen.«
    »Gibt es etwas, das du noch über das Medikament wissen möchtest?«
    Ich balle krampfhaft die Fäuste. Ich will bloß weg hier. Der »Vorfall« mit Amy war das Schlimmste, was mir im Leben passiert ist. Ich zittere, wenn ich nur daran denke. Arme Amy. Ich habe ihren Hund und ihre Cupcakes auf den Boden gepfeffert und bin aus dem Zimmer gestürmt, genau als sie mich küssen wollte. Ich würde mich auch hassen. Und was am gemeinsten ist: Ich kann mich kein bisschen freuen, dass Amy mich überhaupt küssen wollte, weil ich alles ruiniert habe. Jetzt guckt sie mich in der Schule nicht mal mehr an. Alles ist wieder wie am ersten Tag.
    »Ich hab’s gegoogelt«, sage ich. Mir fehlt die Energie, mehr als einen Satz auf einmal rauszubringen.
    »Du hast über Lexapro gegoogelt?«, fragt Dr.   S.
    »Ja.«
    Und was ist so ziemlich als Erstes aufgepoppt? Dass es zu »sexuellen Störungen« und »Orgasmusschwierigkeiten« kommen kann. Kein Problem damit! Wieso verarscht mich das Universum?
    »Ich hab gelesen«, fahre ich fort, »es kann da ein paar Nebenwirkungen geben, Schlaflosigkeit und Angst und andere   – na ja, nicht so gute Sachen.«
    »Manchmal tritt so etwas wirklich auf, ja?«, sagt Dr.   S.
    »Aber   … sind das nicht alles Sachen, die ich loswerden will? Das wirkt so unsinnig.«
    »Kurzfristig können sich die bestehenden Symptome tatsächlich verstärken. Aber auf längere Sicht dürfen wir davon ausgehen, dass dir das Medikament Erleichterung verschafft?«
    Ich bin verwirrt und wütend und frustriert, vor allem aber hasse ich mich selbst. Ich hätte früher dafür sorgen müssen, dass es mir besser geht. Ich hätte nicht so ein Weichei sein dürfen. Dann hätte ich mit Amy vielleicht nicht alles versaut. Jetzt werfe ich irgendwelche schrägen Pillen ein, die mich womöglich noch verrückter machen, als ich’s schon bin, aber das bringt gar nichts, weil sie weg ist. Ich weiß, ich muss versuchen, sie zurückzugewinnen. Aber wenn ich mich aufführe, als käme ich direkt aus der Klapse, geht das nicht. Also habe ich beschlossen, die blöden Pillen zu nehmen.
    »Hast du sonst noch Fragen?«
    Ich starre auf meine Chucks. Die einzigen in meiner Sammlung, bei denen Farbe und Stimmung zufällig zusammenpassen. Gereizt tippe ich mit den Sneakern auf den Boden.
    Sie sind schwarz: deprimiert.

I ch glotze auf mein Essen, ohne es anzurühren. Steve mustert mich und scheint zu überlegen, was er sagen soll.
    Wir sitzen allein an unserm Tisch in der Cafeteria. Kanha hat heute Morgen in Mathe mal wieder gekotzt, danach ist er heimgegangen. Entweder er ist allergisch gegen Integrale oder er hat schon wieder eine Lebensmittelvergiftung. Dieses Mal musste ich nicht lachen, als es losging. Amy hat sich nicht mal umgedreht.
    »Komm

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