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Chucks Welt

Chucks Welt

Titel: Chucks Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aaron Karo
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schon, Chuck«, sagt Steve. »Wir haben das doch alles besprochen. Das wird wieder mit Amy. War doch bloß ein Missverständnis.«
    »Das war kein Missverständnis. Sie hält mich für einen Freak. Ich bin ein Freak.«
    »Bist du nicht.«
    »Steve, was würdest du sagen, wenn du versuchst, mich zu küssen, und ich schmeiße stattdessen deinen Hund auf den Boden?«
    Steve weiß nicht, wie er darauf antworten soll. Vielleicht ist das kein gutes Beispiel.
    »Hör mal«, sagt er, »du betonst doch immer, wie cool Amy ist. Geh doch hin und sprich mit ihr.«
    »Sie hat gesagt, ich soll nie mehr ein Wort mit ihr reden.«
    »Das sagen Mädchen immer.«
    Ich schaue Steve scharf an.
    »Echt, das sagen sie immer   … heißt es zumindest in den Filmen und Fernsehsendungen, die ich gesehen habe«, stellt er klar.
    »Geht nicht«, grummele ich. »Ich hab keine Ahnung, was ich sagen könnte.«
    »Versuch’s mit einer SMS.«
    »Hab ich. Keine Reaktion.«
    »Oh.«
    Ich habe Amy wirklich ein paarmal gesimst, obwohl ich weiß, dass SMS-Schreiben in dieser Lage nicht sonderlich passend ist. Aber sie anzurufen bringe ich nicht fertig und sie würde sowieso nicht drangehen, klar. Außerdem war das, was ich zu Steve gesagt habe, keine Lüge: Ich weiß wirklich nicht, was ich sagen soll. Ich habe mir geschworen, ihr auf keinen Fall von meinen   … sagen wir mal, psychischen Problemen zu erzählen. Meine erste SMS war total lahm: Sorry wegen neulich. Bitte ruf an. Gruß an Buttercup. Sie hat nicht geantwortet. Kann ich verstehen.
    »Und auf Facebook?«, fragt Steve. »Was hat sie gepostet?«
    »Weiß nicht«, sage ich. »Sie hat mich entfreundet.«
    »Autsch.«
    »Ich kann nicht mal mehr ihre Seite angucken.«
    »Sie hat dich blockiert?«
    »Sieht so aus«, gebe ich zu.
    »Scheiße«, sagt Steve und kratzt sich am Kopf. Jetzt wirkt er ernsthaft beunruhigt.
    Ich gähne, zum zehnten Mal während der Mittagspause, und das fällt Steve auf.
    »Hast du überhaupt geschlafen heute Nacht?«
    Ich nehme die Tabletten jetzt ungefähr eine Woche, habe Steve aber noch nichts davon erzählt. Weniger zwanghaft fühle ich mich nicht. Ich renne immer noch dauernd zum Herd, mache tausendListen und führe peinlich genau Buch über mein Wichsverhalten. Dabei fühle ich mich aber irgendwie schlapp. Ich schlafe ein bisschen besser   – allerdings nicht, weil sich der Drang zum Pinkeln gelegt hätte, sondern weil ich so erschöpft bin. Obwohl ich mehr schlafe, fühle ich mich tagsüber komischerweise trotzdem müder als sonst. Diese Pillen sind seltsam. Hoffentlich weiß Dr.   S., was sie tut.
    Ich stochere in meinem Essen. »Ja, schon«, antworte ich Steve.
    »Treffen wir uns nach der Schule?«, fragt er.
    »Keine Ahnung, vielleicht.«
    Ich habe auf so gut wie gar nichts Lust. Ich fühle mich total leer. Und ich vermisse Amys Lachen   – egal ob sie nun über mich oder mit mir lacht. Außerdem habe ich Steve nicht gestanden, dass ich nie ein gutes Wort bei Beth für ihn eingelegt habe. Ich weiß, er scharrt schon mit den Hufen und will mich danach fragen, aber solange ich in meinem eigenen Elend bade, hält er sich zurück.
    »Kanha hat mir eine SMS geschickt«, sagt Steve, um mich vom Grübeln über Amy abzulenken. »Er schreibt: Kotz ohne Ende, Digga. Muss mich checken. «
    Steve macht Kanha irre gut nach. Mein erster Gedanke ist Amy und wie sie lachen wird, wenn ich ihr das erzähle. Dann fällt mir ein, dass das nie der Fall sein wird. Ich senke den Blick auf mein unberührtes Essen.
    Steve scheint sich Sorgen zu machen.

A us mir ist die reinste Comicfigur geworden.
    Ich verstecke mich allen Ernstes hinter einem Regal in der Bibliothek und beobachte Amy durch eine Lücke zwischen den Büchern. Schwer zu sagen, wo die Grenze zwischen Ausspionieren und Stalken liegt. Jedenfalls ist mir klar, dass man mit keinem von beidem eine besonders gute Figur macht.
    Amy sitzt nicht an unserm üblichen Tisch, obwohl er frei wäre. Stattdessen hat sie sich einen viel kleineren Tisch ein Stück weiter weg ausgesucht, an dem nur eine Person Platz hat. Garantiert kein Zufall.
    Während ich den Mut zusammenzukratzen versuche, um sie anzusprechen, nimmt die Situation eine äußerst unerwünschte Wendung: Ashley Allen kreuzt auf. Was zur Hölle treibt der hier?
    Er geht an Amys Tisch vorbei, bleibt stehen und sagt etwas zu ihr. Ich habe noch nie mitbekommen, dass die beiden miteinander zu tun haben (genau genommen habe ich Ashley überhaupt noch nie in der Bibliothek

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