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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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zu denken. Und nicht an das Restaurant. Zelda hatte ihr erzählt, daß Zofia zum Abschluß der Dreharbeiten für das Filmteam einen Gratulationshackbraten gebacken hatte. »Riesengroß«, hatte Zelda gesagt. »Und mit karamelisierten Zwiebeln und Karotten war in Großbuchstaben Herzlichen Glückwunsch mitten drüber gebacken. Ich bin mit dem Taxi von der Arbeit aus hingefahren, als Grandpa mir davon erzählte.«
    »Wie sieht er aus?« hatte Ruth Zelda gefragt.
    »Er sah ein bißchen erledigt aus«, hatte Zelda gesagt.
    Ruth war gerade auf dem Laufband, als Edek sie anrief. Sie hatte angefangen, immer länger auf dem Laufband zu laufen in ihrem Bemühen, die wachsende Besorgnis zu unterdrücken,die ihr Vater und sein Restaurantunternehmen in ihr weckten. Als Edek anrief, lief sie bereits seit einer Stunde und fünfundzwanzig Minuten bergauf.
    »Wie geht es dir, Dad?« fragte sie.
    »Um zu sagen die Wahrheit, Ruthie, es ist nicht einfach.«
    Ruth lief langsamer und verließ das Laufband. »Selbstverständlich ist es nicht einfach. Die meisten Restaurants, die in New York eröffnet werden, gehen ein. Es ist ein sehr hartes Geschäft. Du klingst müde«, sagte Ruth.
    »Ich bin ein bißchen müde«, sagte Edek. »Ich habe mich den ganzen Tag nicht hingesetzt eine Minute lang.«
    »Ich habe mir Sorgen um dich gemacht«, sagte Ruth. »Ein Restaurant zu eröffnen ist eine sehr schwierige Sache. Und sehr anstrengend. Es ist sehr schwer für ein neues Restaurant, Gäste zu finden.«
    »Wir haben gar nicht so wenig Gäste«, sagte Edek. »Das Problem ist, daß wir mit den vielen Gästen müssen bestellen Lebensmittel jeden Tag. Zofia sagt Walentyna, was wir brauchen. Walentyna schreibt es auf. Ich muß bestellen die Sachen, was wir brauchen, und dann Zofia und ich müssen abholen, was man uns nicht kann anliefern. Ich werde holen José und Juan. Zofia braucht Hilfe in der Küche und Hilfe mit den anderen Sachen.«
    »Vielleicht solltest du noch etwas warten, wie sich alles entwickelt, bevor du Leute einstellst. Wenn man gerade erst angefangen hat, ist es nicht so einfach, Durchschnittswerte zu ermitteln und zu wissen, wie man alles am besten organisiert«, sagte Ruth.
    »Ruthie, du weißt nicht, wovon du redest«, sagte Edek. »Du hast nie geführt ein Restaurant. Du hast nie gearbeitet in einem Restaurant. Du hast nur gegessen in einem Restaurant.«
    Ruth schämte sich für ihren Vorschlag, daß sie abwarten sollten, bevor sie José und Juan einstellten. Edek war siebenundachtzig.Sie hätte José und Juan dafür bezahlen sollen, daß sie den dreien halfen.
    »Ruthie, ich muß los«, sagte Edek. »Ich muß finden José und Juan.«
    »Wie viele Gäste habt ihr?« fragte Ruth.
    »Jede Menge«, sagte Edek.
    »Wie viele?« sagte Ruth.
    »Wie viele, weiß ich nicht«, sagte Edek. »Ich sitze nicht da und zähle die Kunden, was wir haben. Ich habe zu tun.«
    Später am Nachmittag rief Garth an. Ruth hatte noch immer ein schlechtes Gewissen, weil sie Edek vorgeschlagen hatte, zu warten, bevor er José und Juan einstellte. »Meinst du, wir sollten eine PR-Firma damit beauftragen, meinem Vater und Zofia und Walentyna zu helfen?« fragte sie Garth.
    »Es würde deinen Vater aufregen«, sagte Garth. »Er würde das Gefühl haben, daß man ihm unterstellt, er wüßte nicht, was er tut. Als hätte er die Dinge nicht in der Hand.«
    »Das hat er auch nicht«, sagte Ruth.
    »Er hat mich angerufen und erzählt, daß er José und Juan eingestellt hat, die zwei Mexikaner, die sie im Visier hatten, und daß er jetzt mit Josés Freund Vincente im Gespräch ist«, sagte Garth.
    »Das kann nur Minuten nach seinem Telefonat mit mir gewesen sein«, sagte Ruth. »Aber genügend Minuten später, um zuerst José und Juan anzurufen. Sie planen ihre weltweite Expansion auf der Basis einer Handvoll Gäste, einiger hundert Fleischklopse und keinerlei Geldes.«
    Ruth ging zu Fuß nach Hause. Sie hatte früh Schluß gemacht. Der Himmel verdunkelte sich. Es sah nach Regen aus. Ruth verabscheute es, wenn der Himmel dunkel wurde. Sie wußte, daß sich über ihr ein massiver rastloser Ozean aus Luft befand. Er erstreckte sich an die tausend Meilen aufwärts. Dieser rastlose Ozean war wesentlich stürmischer alsder wässerige Ozean, der drei Viertel des Erdballs bedeckte. Ruth mißfiel das Wissen, daß sich ein massiver rastloser Ozean aus Luft über ihr befand. Jedesmal wenn der Himmel sich verdunkelte, erblickte sie darin einen Verweis oder eine Drohung. Eine

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