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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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Verbindung zwischen Zofia und Edek bestanden.
    »Ja«, sagte Edek. »Ich habe mit ihr telefoniert.«
    »Wie oft?« fragte Ruth.
    »Nicht so oft«, sagte Edek.
    »Einmal oder zweimal?« fragte Ruth.
    »Vielleicht ein bißchen öfter als einmal oder zweimal«, sagte Edek.
    »Wie oft?« fragte Ruth. Sie hörte ihren Ton. Es war der Ton einer zornentbrannten Mutter.
    »Wie soll ich wissen, wie oft ich habe gesprochen mit Zofia?« sagte Edek. »Denkst du, ich würde zählen, wie oft ich telefoniere mit Leuten, was ich anrufe?«
    »Du hast also Zofia angerufen?« sagte Ruth.
    »Sowieso«, sagte Edek. »Es ist zu teuer für Zofia, zu machen solche Anrufe. Es kostet viel Geld, von Polen aus zu telefonieren nach Amerika, und es kostet gar nicht viel Geld, von Amerika aus zu telefonieren nach Polen.«
    »Hast du einmal im Monat mit ihr telefoniert?« fragte Ruth.
    »Warum ist das wichtig, wie oft ich habe mit ihr telefoniert?« sagte Edek.
    »Ich will nur wissen, wieweit du darüber Bescheid weißt, was hier vor sich geht«, sagte Ruth. »Ich will wissen, was du darüber weißt, was Zofia und Walentyna in New York wollen.«
    »Viele Leute kommen nach New York«, sagte Edek.
    »Dad, du machst Ausflüchte, weil du mir nichts sagen willst«, sagte Ruth.
    »Was soll es geben zu sagen?« sagte Edek.
    »Das versuche ich gerade herauszufinden«, sagte Ruth. »Bis jetzt hatte ich nicht einmal gewußt, daß du Kontakt mit Zofia hattest.«
    »Ich habe auch ab und zu mit Walentyna telefoniert«, sagte Edek.
    »Oh, prima«, sagte Ruth. »Das hilft mir enorm weiter.«
    »Ruthie, warum bist du aus dem Häuschen?«
    Ruth erwiderte nichts. Sie wußte die Antwort selbst nicht. Und von den Rolaids war ihr noch übler geworden. Sie hatte zu viele genommen.
    »Dad, wie lange werden sie hier sein?« sagte sie.
    »Das weiß ich nicht genau«, sagte Edek.
    »Warum bist du so ausweichend?« sagte Ruth. »Und sag bitte nicht, du wüßtest nicht, was ich meine.«
    »Sowieso«, sagte Edek. »Das kommt immer vor in meinen Kriminalbüchern. Viele Leute in meinen Kriminalbüchern sind solche Typen, was sind ausweichend.«
    »Sie geben keine Antworten, wenn man sie fragt«, sagte Ruth.
    »Sie geben nicht die ganzen Antworten, was wissen will der, was sie fragt.« Edek schien Experte für ausweichendes Verhalten zu sein.
    »Weißt du, für welchen Zeitraum ihre Visa gültig sind?« fragte Ruth.
    »Nein«, sagte Edek. »Das weiß ich nicht.«
    »Du weißt also überhaupt nichts?« sagte Ruth. Sie war mit ihrer Geduld am Ende. Und wütend.
    »Ich weiß nicht überhaupt nichts, Ruthie, Liebchen«, sagte Edek. »Aber ich weiß nicht, wie lange jemand aus Polen kann in Amerika bleiben mit einem Besuchervisum.«
    »Und was weißt du?« fragte Ruth.
    »Ich weiß, daß sie beide haben Greencards«, sagte Edek.
    »Das ist unmöglich«, sagte Ruth.
    »Das ist nicht unmöglich«, sagte Edek, »weil es ist so. Sachen, was sind unmöglich, können nicht passieren.«
    Ruth begann zu zittern. Das war sie, völlig unter Schock, während sich ihr Vater unversehens in einen Haarspalter verwandelt hatte, der Definitionen wie aus dem Wörterbuch aneinanderreihte.
    »Zofia und Walentyna haben Greencards?« sagte Ruth.
    »Ja«, sagte Edek.
    »Ich fasse es nicht«, sagte sie.
    »Sie haben bekommen diese Greencards in so einem Lotto«, sagte Edek.
    »Sie haben ihre Greencards im Greencard-Lotto gewonnen?« sagte Ruth.
    »Ja«, sagte Edek.
    Ruth verschlug es die Sprache. Allmählich wurde es surreal. Sie kannte mehrere Australier, die in der jährlichen Greencard-Lotterie der U S-Regierung Greencards gewonnen hatten. Sie hatte nicht gewußt, daß Polen an dieser Lotterie teilnehmen konnten. Nicht alle Bürger aller Länder konnten sich beteiligen. Sie war wie benebelt.
    »Sie haben beide Greencards?« sagte sie.
    »Das ist, was ich habe gesagt«, sagte Edek. »Sie haben beide Greencards. Übrigens sind sie gewesen beide sehr aufgeregt darüber.«
    »Und wer hat ihnen von dieser Greencard-Lotterie erzählt?« fragte Ruth.
    »Das war ich«, sagte Edek. »Ich habe es ihnen erzählt, als wir waren in Polen.«
    »Du hast ihnen das vor über einem Jahr erzählt«, sagte Ruth, »als du sie seit höchstens einer Woche kanntest?«
    »Ja«, sagte Edek. »Ich wußte, daß sie beide waren gute Menschen.«
    »Wußtest du, daß du sie in New York sehen würdest?« fragte Ruth.
    »Ich wußte mit Sicherheit, daß ich sie in New York sehen würde«, sagte Edek.
    »Und seit wann wußtest du das?«

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