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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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Roo?« fragte Zelda. »Du siehst ein bißchen abgearbeitet aus. Ist alles in Ordnung?«
    »Ich habe in letzter Zeit schlecht geschlafen«, sagte Ruth.
    »Liegt das immer noch an der Menopause?« fragte Zelda.
    »Ich weiß nicht«, sagte Ruth. »Wahrscheinlich liegt es nur an mir.«
    »Warum heißt die Menopause so?« sagte Zelda. »Es ist keine Pause, nach der alles wie vorher weitergeht. Man fängt nicht wieder zu menstruieren an. Die Pause währt für immer. Man sollte sie lieber Menostop nennen.«
    Ruth lachte. Ihr wurde leichter ums Herz. »Ich glaube, es hat weder mit der Menopause noch mit dem Menostop zu tun«, sagte sie. »Es liegt nur an mir. Ich schlafe nicht richtig. Wenn ich ins Bett gehe, fange ich an, Listen zu erstellen von allem, was nicht in Ordnung ist und was schiefgehen könnte. Vor allem solange Garth nicht da ist.«
    »Ich finde, du bewältigst das ganz prima«, sagte Zelda. »Zachary, Kate und ich hatten befürchtet, daß du nicht so gut damit zurechtkommen würdest.«
    »Ja, das kann ich mir vorstellen«, sagte Ruth.
    Sie wußte nicht, ob sie die Tatsache, daß ihre Kinder diskutierten und benoteten, wie sie ihr Leben meisterte, beruhigend oder kränkend finden sollte.
    »Mir geht es prima«, sagte sie entschieden.
    »Das mit Grandpa ist wirklich klasse, findest du nicht auch?« sagte Zelda.
    »Was ist klasse?« fragte Ruth.
    »Das mit seinen neuen Freundinnen«, sagte Zelda. »Wir haben sie kennengelernt.«
    »Ihr habt sie kennengelernt?« sagte Ruth.
    »Ja, Grandpa hat uns alle zum Abendessen mit Zofia undWalentyna eingeladen«, sagte Zelda. »Es ist klasse für Grandpa, daß sie nach New York gekommen sind. Er macht einen richtig glücklichen Eindruck.« Zelda sah auf ihre Uhr. »Ich muß gehen«, sagte sie. »Ich muß mich wieder an die Arbeit machen.«
    Es mißfiel Ruth, daß ihr Vater nichts Eiligeres zu tun hatte, als Zofia und Walentyna mit Zachary, Zelda und Kate bekannt zu machen. Sie fand es voreilig von ihm. Diese Ad-hoc-Kennenlernerei konnte dem Ganzen eine Bedeutung verleihen, die es vielleicht gar nicht hatte. Zofia und Walentyna waren eben erst angekommen. Warum konnte Edek nicht ein bißchen länger damit warten? Warten worauf? fragte sie sich. Warten, bis er fünfundneunzig wäre? dachte sie selbstironisch. Edek war kein Kind. Er war ein alter Mann, der seine Enkel mit seinen zwei Freundinnen bekannt machte. Warum sollte das irgend jemanden aus der Fassung bringen? Es brachte niemanden aus der Fassung. Nur sie. Ruth beschloß, den Kondolenzbrief am nächsten Tag zu beenden. Sie fühlte sich geistig nicht auf der Höhe. Und nicht in der Lage, einem Kondolenzbrief etwas Ermunterndes zu verleihen. Sie versuchte es mit einem Dankschreiben für einen ihrer treusten Kunden. Sie sah sich die Dankschreiben an, die sie für diesen Kunden zuletzt verfaßt hatte. Sie machte sich ein paar Notizen, und dann gab sie es auf. Sie sah sich die Bruchstücke ihres angefangenen Dankschreibens an. Zweifellos fiel es ihr schwer, Dank oder Dankbarkeit auszudrücken. Sie beschloß, ihr Büro aufzuräumen. Sie hatte das Gefühl, daß ihr das guttun würde. Unterlagen und Büroklammern und Bleistifte und Radiergummis und Kugelschreiber zu sortieren und umzuräumen half ihr, ihre Gedanken in Ordnung zu bringen. Eine Stunde später ging es ihr schon viel besser.
    Eine der Frauen, die bereit gewesen waren, bei der Frauengruppe mitzumachen, hatte Ruth in einer E-Mail geschrieben, sie habe es sich anders überlegt. Am Vormittag hatte sie Ruth angerufen. »Ich habe gerade eine sehr schwierige Beziehung hinter mir«, sagte sie zu Ruth, »und ich habe das Gefühl, daß ich jetzt nicht in der Lage bin, in eine Frauengruppe einzutreten.«
    Georgia, so hieß sie, war nur flüchtig mit Ruth bekannt. Ruth wußte, daß sie Lektorin in einem kleinen Verlag war. »Was ist passiert?« sagte Ruth. Georgia zögerte, bevor sie sprach.
    »Es war eine Beziehung, die am Anfang so wundervoll war«, sagte sie. »Für mich war es wie die Wiederkunft des Messias. Und das zu einem Zeitpunkt in meinem Leben, in dem ich ein Wunder wirklich brauchen konnte.
    Es dauerte eine Zeitlang, bis mir klar wurde, daß er ein Problem hatte. Es herrschte eine ziemlich erotische Atmosphäre zwischen uns, aber wenn wir anfingen uns zu küssen, passierte nichts. Keine Erektion. Zuerst schrieb ich das der Nervosität zu. Aber es wurde nicht besser. Er bekam nur dann eine Erektion, wenn wir nicht vögeln konnten. Wenn ich auf dem Highway den Wagen

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