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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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Currynote.
    »Unglaublich gut«, sagte Ruth.
    Edek ließ die Faust auf den Tisch krachen. Ruth konnte es kaum fassen, daß nichts auf dem Tisch umfiel oder zerbrach. »Ruthie mag die Spinatklops!« rief Edek.
    »Ich finde sie traumhaft«, sagte Ruth.
    »Sie findet sie traumhaft!« sagte Edek und strahlte. »Es ist nicht so leicht, es recht zu machen Ruthie.«
    »Es macht mich sehr glücklich, daß Sie sie mögen«, sagte Zofia.
    Ruth kam sich mit einemmal vor wie ein verzogenes Kind, dessen Umgebung Freudentänze vollführte, wenn es sich dazu herabließ, Zufriedenheit zu bekunden.
    »Ich mag sie nicht, ich finde sie traumhaft«, sagte sie zu Zofia. »Woraus bestehen sie?«
    »Aus jeder Menge Spinat«, sagte Edek.
    »Sie bestehen aus Spinat und Eiweiß und einer Spur Paniermehl und Zwiebeln und Knoblauch und ein bißchen Koriander, Kardamom und Zimt«, sagte Zofia. »Die Gewürze habe ich in einem sehr guten indischen Laden an der First Avenue gekauft. In Zoppot war es gar nicht so einfach, frischen Kardamom zu bekommen.«
    »Sie haben in Zoppot mit Kardamom gekocht?« sagte Ruth.
    »Ja«, sagte Zofia. »Aber er war nicht besonders frisch.«
    »Zofia kann kochen mit allem, was es gibt«, sagte Edek.
    »Das ist wahr«, sagte Walentyna. »Zofia kocht mit allem, was es gibt. Mitten in der Nacht probiert sie neue Klopse aus.«
    »Sie erfindet sie«, sagte Edek.
    Edek, Zofia und Walentyna vertrauten so felsenfest auf den Erfolg, den ihre Klopse haben sollten. Sie hatten keinerlei Vorstellung davon, wie aussichtslos das Gelingen ihresVorhabens war. Ruth hoffte, daß sie mit den so gut wie unvermeidlichen Enttäuschungen fertigwerden würden. Sie sah Zofia an. Das schwarz und silbern changierende Top, das Zofia trug, hatte ein noch tieferes Dekolleté als die meisten ihrer Oberteile. Ruth malte sich kurz aus, daß Zofias Brüste sie alle über Wasser halten würden, wenn das Unternehmen versank.
    Sie aß ihren Teller leer und bat um einen Nachschlag. Zofia, Walentyna und Edek sahen sehr glücklich aus. Edeks Glücksgefühl schien seinen ohnehin gesunden Appetit noch zu steigern. Unentwegt lud er sich neues Essen auf den Teller.
    »Für den Laden Zofia wird nicht machen solche Spinatklops«, sagte Edek.
    »Man braucht zuviel Spinat für einen Klops«, sagte Zofia.
    »Wir bräuchten einen ganzen Raum nur für den Spinat«, sagte Walentyna lachend.
    »Für Sie werde ich Spinatklopse machen, Ruthie«, sagte Zofia. Ruth wollte dankend ablehnen. »Ich werde ein paar Dutzend Spinatklopse machen, die Sie einfrieren können«, sagte Zofia. »Es wird mir ein Vergnügen sein.«
    »Vielen Dank«, sagte Ruth.
    Der Abend war gut verlaufen, dachte Ruth, wenn man von ihrem Ausfall gegen den polnischen Antisemitismus absah. Sie wünschte, sie hätte nichts gesagt. Sie hatte es genossen, mit Zofia, Walentyna und Edek zusammenzusein. Sie hatte es genossen, Zofias Essen zu genießen und Zofias, Walentynas und Edeks Freude mit anzusehen. Es war ein schöner Abend gewesen. Sie warf einen Blick auf die Uhr. Es war halb elf.
    »Ich glaube, ich sollte allmählich nach Hause gehen«, sagte Ruth. »Es war ein sehr, sehr schöner Abend.«
    »Bleib doch noch ein bißchen«, sagte Edek.
    »Ja, bleiben Sie noch ein bißchen«, sagte Walentyna. »Ich und Edek machen uns eine Tasse Tee.«
    Edek und Walentyna gingen in die Küche. Ruth blieb mit Zofia allein zurück. Ruth war ein bißchen unbehaglich zumute. Sie war noch nie mit Zofia allein gewesen. Sie wußte nicht, was sie daran besorgt stimmte. Ihre Besorgnis, ermahnte sie sich, war lächerlich. Außerdem war sie nicht mit Zofia allein. Edek und Walentyna waren im Nebenzimmer.
    »Gehen Sie noch jeden Tag schwimmen, obwohl Sie bis tief in die Nacht kochen?« fragte Ruth Zofia.
    »Ja«, sagte Zofia. »Ich schwimme jetzt jeden Tag in einem Schwimmbad an der Seventh Avenue in der Nähe der Carmine Street. Das ist nicht so gesund wie das Schwimmen im Meer, aber die Fahrt dauert nur fünf Minuten mit dem Taxi oder zwanzig Minuten mit der Subway. Das Schwimmbad ist ganz in Ordnung. Das Becken ist zwanzig Meter lang und sehr sauber. Und sehr billig. Die Jahreskarte kostet fünfundzwanzig Dollar.«
    Zofia kannte sich wahrscheinlich mit Beckengröße, Kosten und Sauberkeit jedes einzelnen Schwimmbads in New York City aus, dachte Ruth. Die Selbstverständlichkeit, mit der Zofia handelte, schüchterte sie ein. Tagsüber recherchierte sie in Restaurants, abends bewirtete sie Gäste, nachts kochte sie Klopse, und

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