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Chuzpe: Roman (German Edition)

Chuzpe: Roman (German Edition)

Titel: Chuzpe: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lily Brett
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ernsthafte Bedrohung für die Schönheitsindustrie. Statt kostspielige Cremes und Wunderlotionen zu kaufen und sich Dermabrasionen und Entgiftungen zu unterziehen, würden Legionen von Frauen einfach schwimmen gehen. In Schwimmbädern hin und her schwimmen, sich in den Meeren drängen, in Sportklubs eintreten. Und sie würden Sex haben. So oft wie möglich.

Dreizehntes Kapitel
    Ruth hatte soeben Sonia von Zofias endlos um Edek geschlungenen Beinen erzählt. Sie hatte bis zum Ende des Tages warten müssen. Sie hatte nicht gewollt, daß Max etwas davon mitbekam. Max war den ganzen Tag immer wieder in Ruths Zimmer erschienen. Max hatte beschlossen, die elektronische Etikettiermaschine zu benutzen. Alles in Ruths Büro wurde mit haltbaren, laminierten, selbstklebenden Etiketten versehen.
    »Zofia hat es gut«, sagte Sonia.
    »Wie bitte?« sagte Ruth. »Wie kannst du das denken, nur weil sie ihre Beine um meinen Vater schlingt? Er ist mein Vater. Und er ist siebenundachtzig. Für mich klingt das nicht sehr attraktiv. Ein Glück, daß sie mir das erst nach dem Essen erzählt hat. Nach diesem Gespräch hätte ich keinen Bissen mehr herunterbekommen. Es war zu ekelhaft.«
    »Ich finde, sie hat es gut, daß sie sexuell befriedigt ist. Sexuell lebendig. Daß sie ein sexuell erfülltes Leben lebt«, sagte Sonia.
    »Mit einem Siebenundachtzigjährigen?« sagte Ruth.
    »Mit dem richtigen Siebenundachtzigjährigen«, sagte Sonia. »Und für Zofia ist das offensichtlich dein Vater.«
    »Du willst doch nicht etwa mit einem Siebenundachtzigjährigen ins Bett gehen, oder?« sagte Ruth.
    »Nein«, sagte Sonia. »Ein Siebenundachtzigjähriger ist nicht der Topkandidat meiner Träume.«
    »Und wer wäre das?« fragte Ruth.
    »Jemand etwas Jüngeres«, sagte Sonia.
    »Michael ist keine sechzig«, sagte Ruth.
    »Aber für ihn empfinde ich nicht so«, sagte Sonia. »Ich bin mit ihm verheiratet, ich liebe ihn, aber ich will nicht meine Beine um ihn schlingen.«
    Ruth wünschte, sie hätte Sonia nichts von Zofia und ihren um Edek geschlungenen Beinen erzählt. Sonias Haltung ihrem Ehemann gegenüber und ihr Verlangen nach Sex mit anderen Männern hatten Ruth schon immer verstört. Es hatte etwas so Verräterhaftes, Doppelzüngiges und Unehrenhaftes. Es war wesentlich schlimmer, als die angeheirateten Verwandten zu hassen. Oder unehrlich in finanziellen Dingen zu sein. Oder den Freundinnen auszuplaudern, daß der eigene Ehemann zu Hause in Tutu und Ballettschuhen Pirouetten drehte.
    »Ich habe Sex mit Michael«, sagte Sonia, »aber nicht diese Art von Sex. Ich will meine Beine schon um jemanden schlingen. Aber nicht um ihn.«
    »Aber du willst dich doch nicht von Michael trennen, oder?« sagte Ruth.
    »Im Leben nicht«, sagte Sonia. »Ich will nur besseren Sex.«
    »Warum kannst du nicht mit Michael besseren Sex haben?« fragte Ruth.
    »Ich kann es eben nicht«, sagte Sonia. »Ich kann mit Michael nur mittelmäßigen Sex haben. Die Vorstellung, mit ihm Sex zu haben, hat überhaupt nichts Erregendes. Sex mit Michael ist weder überwältigend sinnlich noch besonders notwendig. Es ist ganz nett. Aber ich nehme an, daß ich Sex mit jedem, der seinen Pimmel in mich reinsteckt, ganz nett finden könnte, solange es nicht gerade ein Vergewaltiger ist.«
    Ruth seufzte. Sie hoffte, daß der Seufzer Sonias Unvermögen galt, guten Sex mit ihrem Ehemann zu haben, und nicht Sonias Vermögen, Lust mit jedermann zu empfinden, solange es nicht gerade ein Vergewaltiger war.
    »Deine Einstellung zu Michael ist neurotisch«, sagte Ruth. »Jedenfalls ist es neurotisch, so zu empfinden und nicht nach einer Lösung zu suchen, die keine fremden Penisse beinhaltet.«
    Es gefiel Ruth, über Sonias Neurose zu sprechen. Sonia ritt dauernd auf Ruths Neurosen herum. »Ich glaube, ihr solltet eine Paartherapie machen«, sagte Ruth zu Sonia. »Ich glaube, du gefährdest deine Ehe, wenn du davon träumst, deine Beine um jemanden zu schlingen, der nicht dein Ehemann ist. Und wenn du eine Frau beneidest, die ihre Beine um einen Siebenundachtzigjährigen schlingt.«
    Ruth kam zur gleichen Zeit von der Arbeit nach Hause wie einer ihrer Nachbarn. Marvin wohnte im sechsten Stock. Er war ein sehr erfolgreicher Geschäftsmann. Er saß im Aufsichtsrat verschiedener bekannter Museen und Wohltätigkeitsorganisationen.
    »Was würden Sie jemandem raten, der in New York mit dreißigtausend Dollar Startkapital ein Restaurant aufmachen will?« fragte Ruth Marvin.
    »Ich würde nur sagen:

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