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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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bekannt würde, dass die USA per Diplomatengepäck Mordwaffen transportiert.
    Dearborn erhielt ein von Präsident Kennedy persönlich gebilligtes Telegramm, das besagte: »Es ist uns egal, ob die Dominikaner Trujillo umbringen. Das ist soweit in Ordnung. Aber wir möchten unter keinen Umständen, dass irgendetwas an uns hängen bleibt.« Das tat es auch nicht. Als Trujillo vierzehn Tage später von Attentätern erschossen wurde, war nicht klar, ob die Tatwaffe von der CIA stammte oder nicht. Es gab keinerlei Fingerabdrücke. Allerdings war die CIA bei keinem Mord im Auftrag des Weißen Hauses je so dicht dran wie bei der Tötung Trujillos.
    Nachdem er von dem Mord erfahren hatte, brachte Robert F. Kennedy, der neue Justizminister der Vereinigten Staaten, ein paar Notizen zu Papier. »Das große Problem ist jetzt«, so heißt es darin, »dass wir nicht wissen, was zu tun ist.«
    »Ich schämte mich für mein Land«
    Als die CIA zielstrebig auf die Invasion Kubas zusteuerte, »kam die Angelegenheit gewaltig in Fahrt und geriet außer Kontrolle«, berichtet Jake Esterline. Treibende Kraft war Bissell. Er fabulierte weiter vor sich hin und weigerte sich einzugestehen, dass die CIA Castro nicht stürzen konnte; er stellte sich blind gegen die Tatsache, dass die Tarnung um diese Operation längst aufgeflogen war.
    Am 11.März begab sich Bissell mit vier verschiedenen, schriftlich dargelegten Invasionsplänen ins Weiße Haus. Mit keinem davon war Präsident Kennedy zufrieden. Er gab dem Chef des Geheimdienstes drei Tage, um einen besseren Plan auszuarbeiten. Bissells anschließende Schnapsidee bestand in der Festlegung eines neuen Landegebiets: drei breite Strände in der Schweinebucht. Das Landegebiet genügte den politischen Bedingungen, die die neue Regierung gestellt hatte: Die kubanischen Invasoren sollten, nachdem sie an Land gegangen waren, einen Uferstreifen als Notflugplatz einnehmen und damit für die neue kubanische Regierung eine Ausgangsbasis schaffen.
    Bissel sicherte dem Präsidenten den Erfolg des Unternehmens zu. Schlimmstenfalls hätten die CIA-Aufständischen an den Stränden mit einer Gegenwehr der Truppen Castros zu rechnen, danach würden sie in Richtung auf die Berge marschieren. Das Gelände in der Schweinebucht war allerdings, was niemand in Washington wusste, ein undurchdringliches Gewirr von Mangrovenwurzeln und Schlamm. Die dürftigen Landkarten, über die die CIA verfügte und die ein Sumpfgebiet auswiesen, das als Terrain für die Guerillatätigkeit geeignet war, stammten aus dem Jahr 1895.
    In der darauffolgenden Woche trafen die Mafia-Kontaktmänner der CIA Anstalten, Castro zu töten. Sie händigten Tony Varona, dem prominentesten unter den CIA-Kubanern, Giftpillen und Tausende von Dollars aus. (Dieser Varona, den Esterline einen »Halunken, Schwindler und Dieb« nannte, wurde später von Kennedy im Weißen Haus empfangen.) Varona gelang es, das Giftröhrchen einem Restaurantangestellten in Havanna zu übergeben, der das Gift in Castros Eiswaffel hineinmanövrieren sollte. Kubanische Geheimdienstbeamte entdeckten das Röhrchen später in einer Kühltruhe, festgefroren an der Kühlschlange.
    Im Frühjahr hatte der Präsident noch immer keinen der Angriffspläne gebilligt. Er konnte sich einfach nicht vorstellen, wie die Invasion vonstattengehen sollte. Am Mittwoch, den 5.April, traf er erneut mit Allen Dulles und Bissell zusammen, aber konnte sich wiederum keinen Reim auf deren Strategie machen. Am Tag darauf fragte er sie, ob nicht die von ihnen geplante Bombardierung von Castros unbedeutender Luftwaffe das Überraschungsmoment der Invasionstruppen konterkariere. Darauf hatte keiner der beiden eine Antwort.
    Am Abend des 8.April klingelte im Haus von Richard Bissell anhaltend das Telefon. Als er abhob, war Esterline am anderen Ende der Leitung. Er rief von Quarters Eye aus an, der Kommandozentrale der CIA in Washington, und erklärte, er und Oberst Hawkins, sein paramilitärischer Planungsexperte, müssten ihn sobald als möglich und allein sprechen. Am Sonntagmorgen standen die beiden Männer vor seiner Tür und vermochten ihren Zorn kaum zu zügeln. Sie stiefelten ins Wohnzimmer, setzten sich und erklärten ihm, dass die Invasion von Kuba zurückgepfiffen werden müsse.
    Bissell erwiderte, dass es dafür zu spät sei; der Coup gegen Castro solle in einer Woche anlaufen. Esterline und Hawkins drohten damit, zurückzutreten. Als Bissell daraufhin ihren Patriotismus und ihre Loyalität in

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