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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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erwog Jake Esterline im Ernst, ihn eigenhändig umzubringen. Die Agency war dabei, ihre Kubaner in den Tod zu schicken, sie würden sterben, »weil sie auf diesem gottverdammten Strand wehrlos ausgeliefert wären«, wie er sich ausdrückte.
    Cabells Befehl, die Aktion abzubrechen, erreichte die in Nicaragua stationierten CIA-Piloten in ihren Cockpits, als sie gerade die Triebwerke ihrer Maschinen warmlaufen ließen. Am Montag, den 17.April, morgens um 4 Uhr 30, rief Cabell Außenminister Rusk zu Hause an und erbat die Genehmigung des Präsidenten für eine stärkere Luftunterstützung zum Schutz der CIA-Schiffe, die bis zum Dollbord mit Munition und militärischer Ausrüstung beladen waren. Rusk rief den Präsidenten auf seinem Landsitz Glen Ora in Virginia an und stellte Cabell zu ihm durch.
    Kennedy sagte, er habe keine Kenntnis von geplanten Luftangriffen am Morgen des D-Day. Gesuch abgelehnt.
    Vier Stunden später stieß ein Sea-Fury-Kampfbomber im Sturzflug auf die Schweinebucht hinunter. Der in den USA ausgebildete Pilot, Hauptmann Enrique Carreras, war das As unter Castros Kampffliegern. Als Ziel suchte er sich die Rio Escondido aus, einen verrosteten Kahn aus New Orleans, den die CIA gechartert hatte. Von unten, aus südöstlicher Richtung, wurde der kubanische Kampfbomber aus einem umgerüsteten Landungsboot aus dem Zweiten Weltkrieg, dem Braggart , beschossen; der Schütze, ein paramilitärischer CIA-Offizier mit Namen Grayston Lynch, hantierte mit einem defekten MG 50er Kaliber. Hauptmann Carreras löste eine Rakete aus, die das Vorderdeck der Rio Escondido knapp zwei Meter unterhalb der Reling durchschlug und Dutzende von Fässern mit jeweils gut 200 Litern Flugbenzin in Brand setzte. Das Feuer griff auf weitere Fässer im vorderen Laderaum über, in denen sich mehr als 11 000 Liter Flugzeugtreibstoff befanden, sowie auf 145 Tonnen Munition. Die Mannschaft gab das Schiff auf, und alle, die an Bord waren, schwammen um ihr Leben. Der Frachter explodierte in einem Feuerball, aus dem ein Rauchpilz in die Luft stieg, der sich mehr als 500 Meter über der Schweinebucht erhob. In etwa 25 km Entfernung, an einem Strand, der nun mit den Toten und Verwundeten der CIA-Brigade übersät war, beobachtete Rip Robertson, einer der Überlebenden des Kommandos, diese Rauchwolke und nahm an, Castro habe eine Atombombe abgeworfen.
    Präsident Kennedy rief den Kommandanten der US-Marine, Admiral Arleigh Burke, an und wies ihn an, die CIA vor einer Katastrophe zu bewahren. »Niemand wusste, was zu tun war, und auch die CIA, die doch die Operation durchgeführt hatte und voll verantwortlich dafür war, hatte keine Ahnung, was sie tun sollte und was eigentlich los war«, erklärte der Admiral am 18.April. »Man hat uns ganz schön im Unklaren gelassen und uns nur zum Teil die Wahrheit erzählt.«
    Zwei elend lange Tage und Nächte brachten sich Castros Kubaner und die der CIA gegenseitig um. Am Abend des 18.April setzte der Kommandant der Rebellenbrigade, Pepe San Roman, folgenden Funkspruch an Lynch ab: »Ist euch Kerlen überhaupt klar, wie verzweifelt die Situation hier ist? Gebt ihr uns Unterstützung, oder gebt ihr auf? (…) Bitte, lasst uns nicht im Stich. Wir haben keine Panzerund Bazooka-Munition mehr. Morgen früh werden uns Panzer angreifen. Ich werde hier nicht weggehen. Wir werden bis zuletzt kämpfen, wenn es sein muss.« Der Morgen brach an, und es kam keine Hilfe. »Haben keine Munition mehr, und auf dem Strand wird gekämpft. Bitte, schickt Hilfe. Können keinen Widerstand mehr leisten«, brüllte San Roman in sein Funkgerät. Seine Männer wurden abgeknallt, während sie bis zu den Knien im Wasser standen.
    »Lage für Luftunterstützung Landekopf völlig außer Kontrolle«, heißt es in einem Telegramm, das der Leiter der CIA-Luftoperationen gegen Mittag an Bissell absetzte. »Verluste bis jetzt: 5 kubanische Piloten, 6 Kopiloten, 2 amerikanische Piloten und ein Kopilot.« Insgesamt wurden 4 amerikanische Piloten der Nationalgarde von Alabama, die bei der CIA unter Kontrakt standen, im Kampf getötet. Jahrelang verschwieg die CIA ihren Witwen und Familien die genauen Umstände ihres Todes.
    »Sind nach wie vor zuversichtlich«, hieß es in dem Telegramm des Leiters der Luftoperationen weiter. »Erwarten Ihre Anweisungen.« Bissell hatte aber keinerlei Orientierung zu bieten. Am 19.April, gegen 14 Uhr nachmittags, stieß San Roman einen Fluch gegen die CIA aus, zerschoss sein Funkgerät und stellte den Kampf

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