CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
Ähnlichkeit mit Vietnam. Und an diesem Punkt begann die Situation uns zu entgleiten.«
Diese Wende kam im Oktober 1965, als Bill Colby auf einer Inspektionstour Laos und Long Tieng besuchte. Der Krieg in Vietnam war jetzt in vollem Gange; zum Ende des Jahres befanden sich 184 000 amerikanische Soldaten im Einsatz. Den Schlüssel zum Sieg über Nordvietnam bildete nach wie vor der Ho-Chi-Minh-Pfad in Laos, über den die Kommunisten Soldaten und Rüstungsgüter so schnell in die Schlacht brachten, dass die Amerikaner mit der Zerstörung des Nachschubs nicht nachkamen. Colby wurde von Mutlosigkeit erfasst: Der Feind hielt überall in Laos, sogar in der Umgebung von Vientiane, strategische Positionen besetzt.
Er wollte einen neuen Bürochef, einen kaltblütigen, draufgängerischen Befehlshaber. Ted Shackley war der richtige Mann für den Posten.
»Eine beispielhafte Erfolgsgeschichte«
Shackley hatte ein knappes halbes Jahr als Bürochef in Berlin hinter sich, als er angerufen wurde; vorher hatte er lange Zeit mit dem Versuch verbracht, Castro von Miami aus zu stürzen. Seine ganze Dienstzeit über hatte er immer nur mit den Sowjets, den Kubanern und den Ostdeutschen zu tun gehabt. Asien lag ihm denkbar fern. Er flog zur Udorn-Basis in Thailand, wo amerikanische Bulldozer die rote Lehmerde aufwühlten und Düsenmaschinen mit Tarnanstrich für Luftangriffe in Vietnam auf Touren gebracht wurden. Shackley erinnerte sich an die beladenen Bombenträger und daran, wie er bei ihrem Anblick gedacht hatte: »Niemand hält sich hier mit Theorie auf.«
Er wollte dem Feind den Krieg ins Haus tragen, und er verlangte augenblickliche Ergebnisse. Er fing an, im Dschungel ein Imperium aufzubauen, wobei Jim Lilley ihm als Stellvertreter zur Seite stand. Sie wurden enge Freunde. Lilleys Charakterisierung des Mannes – »ehrgeizig, unbeugsam und rücksichtslos« – ist vielsagend. »Er war entschlossen, den Stützpunkt in Laos aufzubauen und durch die Angriffe gegen den Ho-Chi-Minh-Pfad eine entscheidende Rolle im Vietnamkrieg zu spielen«, erklärte Lilley. »Er mobilisierte für sein Hauptangriffsziel das ganze paramilitärische Potenzial, über das er verfügte. Er saß nicht herum und drehte Däumchen. Er wollte Kriege gewinnen.«
Shackley holte Leute aus dem Büro in Miami und von der Berliner Basis, denen er vertraute, und schickte sie in die Provinzen, damit sie in den Dörfern kampftüchtige Milizen aufstellten. Erst spionierten die Milizen den Ho-Chi-Minh-Pfad aus, und am Ende kämpften sie. Überall in Laos errichtete er neue CIA-Stützpunkte. Die Zahl der für ihn tätigen CIA-Agenten wuchs um mehr als das Achtfache, von 30 auf 250. Die laotischen paramilitärischen Streitkräfte unter seinem Kommando verdoppelten ihre Zahl auf vierzigtausend Mann. Er setzte sie als vorgeschobene Fluglotsen für den amerikanischen Bombenhagel ein, der über Laos niederging. Im April 1966 gab es bereits neunundzwanzig Streckenüberwachungsteams der CIA im südöstlichen Laos, die Feindbewegungen auf dem Pfad an die Basis in Udorn meldeten, die dann wiederum zur Vernichtung der feindlichen Kontingente amerikanische Bomber losschickte.
Die Luftwaffe der USA begann damit, die laotischen Dschungel zu verwüsten. B-52-Bomber flogen nach Nordvietnam, um die Dörfer und Weiler am Ausgangspunkt des Ho-Chi-Minh-Pfades zu zerstören. Die Armee und die Marine schickten Einheiten, die den Versuch machten, dem Pfad dort, wo er sich zurück nach Süden wendete, das Rückgrat zu brechen.
Shackley führte Buch über den Schaden und die Gefallenenzahlen. Er gelangte zu dem Ergebnis, dass die Vermählung von Bergstämmen mit amerikanischer Militärtechnik »die irreguläre Kriegführung revolutioniert« und »den politischen Strategen in Amerika eine grundlegend neue Waffe in die Hand gegeben« habe. Zu Hause in Washington lasen die Mitarbeiter des Präsidenten Shackleys Berichte – soundso viel tausend laotische Soldaten rekrutiert, soundso viele Kommunisten pro Monat zur Strecke gebracht, soundso viele Missionen durchgeführt – und sahen in seinem Wirken »eine beispielhafte Erfolgsgeschichte«. Sie bewilligten Millionen und Abermillionen weitere Dollar für den Krieg der CIA in Laos. Shackley glaubte, den Krieg zu gewinnen. Doch der Strom von Kommunisten auf dem Pfad ebbte nicht ab.
»Ein für die Stellung in Südostasien grundlegendes Land«
In Thailand sah sich die CIA mit einem heikleren politischen Problem konfrontiert: der Aufgabe,
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