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CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
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Urteilsvermögen es nicht mehr zum Besten stand, seine Herrschaft dadurch zu festigen, dass er sich mit der Kommunistischen Partei Indonesiens, der PKI, verbündete. Die Partei hatte an Stärke gewonnen und nicht zuletzt damit Anhänger geworben, dass sie die Erinnerung an die Angriffe der CIA auf die Souveränität des Landes wachhielt. Sie stellte nun mit 3,5 Millionen eingetragenen Mitgliedern die größte kommunistische Organisation außerhalb Russlands und Chinas dar.
    Sukarnos Ausfall nach links erwies sich als fataler Fehler. Mindestens fünf Generäle wurden in dieser Nacht ermordet, unter ihnen der Stabschef des Heeres. Der staatliche Rundfunk verkündete, ein Revolutionsrat habe die Macht übernommen, um den Präsidenten und die Nation vor der CIA zu schützen.
    Das CIA-Büro in Djakarta besaß nur wenige Freunde in der Armee beziehungsweise der Regierung. Es verfügte über gerade einmal einen gut positionierten Agenten: Adam Malik, einen achtundvierzigjährigen desillusionierten ehemaligen Marxisten, der Sukarno als Botschafter in Moskau und als Handelsminister gedient hatte.
    Nach einem irreparablen Zerwürfnis mit Sukarno im Jahr 1964 hatte Malik sich in einer konspirativen Wohnung in Djakarta mit Clyde McAvoy von der CIA getroffen. McAvoy war der Mann für verdeckte Aktionen, der ein Jahrzehnt zuvor mitgeholfen hatte, den künftigen japanischen Ministerpräsidenten anzuwerben; er war mit dem Auftrag nach Indonesien gekommen, die PKI und die Regierung Sukarno zu infiltrieren.
    »Ich habe Adam Malik angeworben und geführt«, erklärte Mc Avoy 2005 in einem Interview. »Er war der höchstrangige Indonesier, den wir je angeworben haben.« Ein gemeinsamer Freund hatte sie miteinander bekannt gemacht und sich für McAvoy verbürgt; bei dem Mittelsmann handelte es sich um einen in Djakarta lebenden japanischen Geschäftsmann, der früher der kommunistischen Partei Japans angehört hatte. Nach Maliks Anwerbung erhielt die CIA die Genehmigung, eine verdeckte Aktion voranzutreiben, die das Ziel hatte, einen politischen Keil zwischen die Linke und die Rechte in Indonesien zu treiben.
    Dann zerbrach in wenigen entsetzlichen Wochen im Oktober 1965 der indonesische Staat in zwei Teile.
    Die CIA bemühte sich um die Bildung einer Schattenregierung, einer Troika aus Adam Malik, dem regierenden Sultan von Zentraljava und einem Generalmajor des Heeres namens Suharto. Malik nutzte seine Beziehungen zur CIA zu einer Reihe von geheimen Treffen mit dem neuen amerikanischen Botschafter in Indonesien, Marshall Green. Nach eigenem Bekunden kam der Botschafter »an einem geheimen Ort« mit Adam Malik zusammen und erhielt »ein sehr klares Bild von den Vorstellungen Suhartos und Maliks und davon, was die beiden vorhatten«, um Indonesien mittels der von ihnen geführten neuen politischen Bewegung Kap-Gestapu vom Kommunismus zu befreien.
    »Ich befahl, alle 14 Walkie-Talkies, die wir für Verständigungsnotfälle in der Botschaft hatten, Suharto zu übergeben«, erzählt Botschafter Green. »Das verschaffte Suharto und seinen führenden Offizieren zusätzliche interne Sicherheit« – und der CIA die Möglichkeit, ihre Aktivitäten zu überwachen. »Ich meldete das nach Washington und bekam ein außerordentlich schmeichelhaftes Telegramm von Bill Bundy«, dem im Außenministerium für den Fernen Osten zuständigen Unterstaatssekretär, mit dem ihn seit ihren gemeinsamen Tagen in Groton eine dreißigjährige Freundschaft verband.
    Mitte Oktober 1965 schickte Malik einen Mitarbeiter in die Wohnung von Bob Martens, dem obersten politischen Beamten der Botschaft, der in Moskau gedient hatte, während Malik dort Botschafter war. Martens gab dem Boten eine unverschlüsselte Liste mit den Namen von siebenundsechzig führenden Funktionären der PKI, die er anhand von Ausschnitten aus kommunistischen Zeitungen zusammengestellt hatte. »Es war definitiv keine Todesliste«, sagte Martens. »Sie sollte den Nichtkommunisten, die praktisch um ihr Leben kämpften – vergessen Sie nicht, dass der Ausgang des tödlichen Ringens zwischen Kommunisten und Nichtkommunisten noch nicht entschieden war –, Kenntnisse über die Organisation der Gegenseite liefern.« Zwei Wochen später erhielten Botschafter Green und der Chef des CIA-Büros in Djakarta, Hugh Tovar, auf Umwegen erste Informationen über Morde und Gräueltaten in Ost- und Zentraljava, wo Tausende von Personen von zivilen Stoßtrupps mit General Suhartos Segen abgeschlachtet

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