CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
durch diese Gesetzeslücke gezwängt.
Die Durchführung verdeckter Aktionen war nur möglich mit direkter oder stillschweigender Genehmigung des Nationalen Sicherheitsrates. Dieser bestand damals aus Präsident Truman, dem Verteidigungsminister, dem Außenminister und den höchsten Militärs. Aber das Gremium war praktisch inexistent. Nur selten trat es zusammen, und wenn es dies tat, saß Truman kaum je mit am Tisch.
Zur ersten Sitzung am 26.September erschien er noch und mit ihm ein zutiefst argwöhnischer Roscoe Hillenkoetter. Lawrence Houston, der Justiziar der CIA, hatte den Direktor vor den immer lauter werdenden Rufen nach Geheimaktionen gewarnt. Nach seinen Worten hatte der Nachrichtendienst keinerlei rechtliche Befugnis, sie ohne die ausdrückliche Zustimmung des Kongresses durchzuführen. Hilly versuchte, die Überseemissionen der CIA auf das Sammeln von Informationen zu begrenzen. Es gelang ihm nicht. Im Verborgenen wurden folgenschwere Entscheidungen getroffen, oft beim Mittwochs-Frühstück im Haus des Verteidigungsministers Forrestal.
Am 27.September erhielt Forrestal von Kennan eine detaillierte Analyse, in der dieser die Aufstellung einer »Guerillatruppe« forderte. Kennan war der Ansicht, auch wenn das amerikanische Volk solche Methoden vielleicht nie gutheißen würde, »könnte es entscheidend für unsere Sicherheit sein, Feuer mit Feuer zu bekämpfen«. Forrestal stimmte aus vollem Herzen zu. Gemeinsam setzten sie den amerikanischen Geheimdienst in Gang.
»Der Beginn organisierter politischer Kriegführung«
Forrestal bestellte Hillenkoetter ins Pentagon zu einem Gespräch über »die derzeit verbreitete Ansicht, unser Nachrichtendienst sei völlig unfähig«. Er hatte allen Grund. Das Missverhältnis zwischen dem Leistungsvermögen der CIA und den Aufträgen, die sie durchführen sollte, war gewaltig.
Der neue Mann an der Spitze des CIA-Büros für Sonderoperationen (OSO), Colonel Donald »Wrong-Way« Galloway, war ein großtuerischer und pedantischer Vorgesetzter, der den Gipfel seines Könnens erreicht hatte, als er in West Point als Kavallerieoffizier den Schülern der Akademie die Reiteretikette beibrachte. Sein Stellvertreter Stephen Penrose, ehemaliger Leiter der Nahost-Abteilung des OSS, quittierte enttäuscht den Dienst. In einer für Forrestal bestimmten sarkastischen Stellungnahme wies Penrose warnend darauf hin, dass »die CIA ihre Fachkräfte verliert und keine kompetenten neuen Mitarbeiter findet«, und das zu einer Zeit, »wo die Regierung wie vielleicht nie zuvor einen leistungsfähigen und immer größeren professionellen Nachrichtendienst braucht«.
Gleichwohl erteilte der Nationale Sicherheitsrat am 14.Dezember 1947 der CIA seine erste Weisung der höchsten Geheimhaltungsstufe. Er beauftragte sie, »verdeckte psychologische Operationen zur Abwehr sowjetischer und sowjetisch gesteuerter Aktivitäten« durchzuführen. Begleitet von diesem martialischen Trommelwirbel ging die CIA daran, in den für April 1948 angesetzten italienischen Parlamentswahlen die Roten zu schlagen.
Die CIA unterrichtete das Weiße Haus, es bestehe die Möglichkeit, dass Italien ein totalitärer Polizeistaat werde. Wenn die Kommunisten an der Wahlurne den Sieg davontrügen, würde ihnen damit »die älteste Stätte der westlichen Kultur« in die Hände fallen: »Vor allem die gläubigen Katholiken in aller Welt würden sich ernsthafte Sorgen um die Sicherheit des Heiligen Stuhls machen.« Die Aussicht, dass eine gottlose Regierung den Papst mit vorgehaltener Waffe einkesseln könnte, war ein allzu schrecklicher Gedanke. Kennan fand, es sei besser, einen heißen Krieg zu führen, als zuzulassen, dass die Kommunisten legal die Macht übernehmen – aber zweitbeste Wahl seien verdeckte Aktionen nach dem Muster der kommunistischen Wühlarbeit.
Der CIA-Mann F. Mark Wyatt, der sich mit dieser Operation seine ersten Sporen verdiente, erinnerte sich später, dass sie schon Wochen vor der offiziellen Genehmigung durch den Nationalen Sicherheitsrat begonnen hatte. Der Kongress gab natürlich nie ein Startsignal. Die Mission war von Beginn an illegal. »In der CIA-Zentrale waren wir einfach entsetzt, zu Tode erschrocken«, sagte Wyatt, und dazu gab es allen Grund. »Wir überschritten die Grenzen unseres Statuts.«
Was man nun brauchte, war Geld, massenhaft Geld, um die Kommunisten zu besiegen. Die genaueste Schätzung stammt von James J. Angleton, dem Leiter des CIA-Büros in Rom, der zehn Millionen
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