CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
und eine Gruppe von Leuten zu sich und befahl ihnen (…) die Sache zu erledigen.« Mit der Sache war die Ermordung des Präsidenten der Vereinigten Staaten gemeint.
Johnson trug Ramsey Clark auf, herauszufinden, was das FBI über Verbindungen zwischen der CIA, der Mafia und Bobby Kennedy wisse.
Am 3.März berichtete Pearson in seiner Kolumne: »Präsident Johnson sitzt auf einer politischen Wasserstoffbombe – einem unbestätigten Bericht, dass Senator Robert Kennedy einem Mordplan zugestimmt haben könnte, der sich dann gegen seinen verstorbenen Bruder kehrte.« Der Artikel versetzte Bobby Kennedy in argen Schrecken. Am nächsten Tag aß er mit Helms zu Mittag, und der Direktor brachte die einzige Abschrift des einzigen CIA-Protokolls mit, das Kennedy mit der Verschwörung der Mafia gegen Castro in Verbindung brachte.
Zwei Tage später schloss das FBI einen Bericht für den Präsidenten ab, der den pikanten Titel trug: »Das Vorhaben des Zentralen Nachrichtendienstes, Gangster zur Ermordung Castros nach Kuba zu schicken«. Da stand es schwarz auf weiß: Die CIA hatte versucht, Castro umbringen zu lassen. Die Agency hatte dafür Mafialeute angeheuert. Robert Kennedy als Justizminister wusste über die Entwicklung des CIA-Plans Bescheid, und er wusste, dass Gangster mitmischten.
Präsident Johnson ließ sich die Sache zwei Wochen lang durch den Kopf gehen, bevor er Helms anwies, eine offizielle Untersuchung der Verschwörungen gegen Castro, Trujillo und Diem anzuordnen. Helms blieb nichts anderes übrig. Er befahl dem Generalinspekteur der CIA, John Earman, sich an die Arbeit zu machen. Earman ließ die Handvoll Männer, die über die Sache Bescheid wussten, einen nach dem anderen in sein Büro kommen; die einschlägigen Unterlagen der CIA trug er eine nach der anderen zusammen, und so gelangte er nach und nach zu einem ausführlichen Bericht.
Außenminister Rusk wies den Chef des ministeriumsinternen Nachrichtendienstes, Tom Hughes, an, eine eigene Untersuchung der verdeckten Operationen der CIA durchzuführen. Am 5.Mai setzte sich Hughes mit Rusk und Katzenbach in dem von einem Kronleuchter erhellten Büro des Außenministers zusammen. Die drei Männer erörterten, ob eine massive Beschneidung des Geheimdienstes durch den Präsidenten opportun sei. Hughes war der Ansicht, die Bestechung ausländischer Politiker, die Unterstützung von Staatsstreichen in anderen Ländern und die Lieferung von Waffen an Rebellen im Ausland wirkten zerstörerisch auf die amerikanischen Wertvorstellungen zurück. Er schlug vor, die verdeckten Aktionen der Vereinigten Staaten »auf ein unabdingbares Minimum« zu reduzieren. Sie sollten nur unternommen werden, wenn »die zu erwartenden Ergebnisse grundlegend wichtig für die nationale Sicherheit oder die Interessen des Landes sind, wenn ihr Nutzen die Risiken deutlich erkennbar überwiegt und wenn sie sich auf keine andere Weise wirksam erzielen lassen«. Rusk übermittelte diese Überlegungen an Richard Helms, der ihnen nicht ernstlich widersprach.
In der gleichen Woche las Helms sorgfältig den 133 Seiten starken Berichtsentwurf des Generalinspekteurs der CIA durch. Darin stand, die Mörder von Diem und Trujillo seien »von der US-Regierung ermutigt, aber nicht gesteuert« worden. In allen krassen Einzelheiten wurden indes die Mechanismen der Mordpläne gegen Castro dargelegt. »Wir können nicht genug betonen, wie sehr sich die verantwortlichen Beamten des Nachrichtendienstes durch die massive Forderung der Regierung Kennedy unter Druck gesetzt fühlten, etwas gegen Castro zu unternehmen«, stand dort zu lesen. »Wo vage davon die Rede ist, ›etwas gegen Castro zu unternehmen‹, da ist nach unserer Erkenntnis von nichts anderem als von seiner Ermordung die Rede.« Auch wenn es höchste Regierungskreise waren, die den Druck ausübten, schwieg sich der Bericht doch über die Frage, wie weit der Präsident selbst dahintergestanden hatte, aus. Der einzige Mensch, der darauf eine eindeutige Antwort geben konnte, Senator Robert F. Kennedy, war in diesem Augenblick damit beschäftigt, ein Gesetz durchzubringen, das eine Verschärfung der bundesstaatlichen Strafen für die Entweihung der amerikanischen Fahne vorsah.
Aus dem Bericht folgte, dass jeder noch lebende CIA-Beamte, der als Chef des Geheimdienstes amtiert hatte – Allen Dulles, Richard Bissell, Richard Helms und Desmond FitzGerald –, an Mordverschwörungen beteiligt gewesen war. Besonders schwer wurde FitzGerald
Weitere Kostenlose Bücher