Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)

Titel: CIA: Die ganze Geschichte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Weiner
Vom Netzwerk:
einen Putsch stiegen. »Alle interessierten militärischen Kreise kennen unsere Haltung«, steht in einem Aktenvermerk der CIA vom 20.Oktober zu lesen. Am folgenden Tag kehrte Helms von seiner zweiwöchigen Rundreise durch die asiatischen Büros zurück.
    Am 22.Oktober, fünfzig Stunden, ehe der Kongress zur Bestätigung des Wahlergebnisses zusammentreten sollte, überfiel eine Gruppe bewaffneter Männer General Schneider auf seinem Weg zur Arbeit. Er wurde von mehreren Schüssen getroffen und starb im Operationssaal, kurz nachdem Salvador Allende vom Kongress mit einer Mehrheit von 153 zu 35 Stimmen als verfassungsmäßig gewählter Präsident Chiles bestätigt worden war.
    Die CIA brauchte etliche Zeit, um herauszufinden, wer General Schneider ermordet hatte. Dave Phillips im Hauptquartier vermutete, dass die Tat mit den Maschinenpistolen der CIA begangen worden war. Zu seiner großen Erleichterung waren es aber nicht Viauxs Männer, sondern die Valenzuelas, die abgedrückt hatten. In dem Flugzeug der CIA, das den entführten General Schneider aus Santiago hätte ausfliegen sollen, befand sich stattdessen der chilenische Offizier, der die Waffen und das Geld von der Organisation erhalten hatte. »Er kam nach Buenos Aires mit einer Pistole in der Hosentasche und sagte: ›Ich bin in großen Schwierigkeiten, Sie müssen mir helfen‹«, erinnert sich Tom Polgar. Die Agency hatte angefangen, in Chile Stimmen zu kaufen, und bemühte sich verstärkt darum, automatische Waffen ins Land zu schmuggeln und in die Hände möglicher Attentäter gelangen zu lassen.
    »Die CIA ist keinen Pfifferling wert«
    Das Weiße Haus war wütend darüber, dass die CIA es nicht geschafft hatte, Allende den Weg zu verlegen. Nach der Überzeugung des Präsidenten und seiner Leute hatten sich Liberale in der CIA verschworen und die verdeckte Aktion in Chile sabotiert. Alexander Haig, mittlerweile General und Kissingers unentbehrliche rechte Hand, erklärte, die Operation sei gescheitert, weil die CIA-Beamten sich durch ihre politischen Einstellungen »in ihren abschließenden Lagebeurteilungen und ihren Vorschlägen für Maßnahmen zur Problembeseitigung im Aktionsgebiet beeinflussen ließen«. Es sei höchste Zeit, ließ Haig seinen Chef wissen, »unter Helms die traditionell von der Linken besetzten Schlüsselpositionen« zu säubern und mit Nachdruck dafür zu sorgen, »dass eine grundlegende Erneuerung der Mittel, der Einstellungen und der konzeptionellen Basis für die verdeckten Programme der CIA stattfindet«.
    Nixon verfügte, Helms dürfe seinen Posten nur behalten, wenn er in seinem Haus aufräume. Der Direktor versprach sofort, vier seiner sechs Stellvertreter zu entlassen; nur Tom Karamessines, der für verdeckte Aktionen zuständig war, und Carl Duckett, der das Ressort Wissenschaft und Technik leitete, durften bleiben. In einer Eingabe an Kissinger sprach er die indirekte Warnung aus, eine weitere Säuberung werde die Moral und das Engagement seiner Leute beeinträchtigen. Der Präsident antwortete mit der ständig wiederholten Drohung, der Agency Hunderte von Millionen Dollar zu streichen. »Nixon wütete gegen die CIA und ihre miese Geheimdienstarbeit«, erinnerte sich George P. Shultz, damals Leiter der Haushaltsabteilung. »›Ich möchte den Haushalt der CIA auf ein Drittel seines derzeitigen Umfangs reduzieren‹, pflegte der Präsident zu erklären. ›Nein, sagen wir die Hälfte des gegenwärtigen Umfangs.‹ Das war Nixons Art, seinem Zorn Luft zu machen, aber man nahm es nicht allzu ernst.«
    Nixon meinte es aber ernst. Im Dezember 1970 wurde Kissinger von einem seiner Berater dringend gebeten, »privat auf den Präsidenten einzuwirken, dass er keine solch großen, willkürlichen Kürzungen nach dem Rasenmäherprinzip vornimmt. (…) Wenn er so das Schlachtbeil schwingt, kann das katastrophale Folgen haben.« Der Präsident freilich hielt auch die folgenden zwei Jahre lang der CIA das Messer an die Kehle.
    Wie sich zeigte, fiel es dem Weißen Haus unter Nixon leicht, die CIA abzukanzeln, aber weit schwerer, sie zu sanieren. Auf Anweisung des Präsidenten beauftragten Kissinger und Shultz noch im gleichen Monat einen ehrgeizigen Schlachtbeilschwinger namens James R. Schlesinger, eine dreimonatige Prüfung der Funktionen und Verantwortlichkeiten von Richard Helms durchzuführen. Mit einundvierzig Jahren vorzeitig ergraut, war Schlesinger ein Kommilitone von Kissinger aus Harvard-Zeiten und diesem intellektuell in jeder

Weitere Kostenlose Bücher