CIA: Die ganze Geschichte (German Edition)
CIA hinter seinem Rücken ausheckte. Es kam zu einer lautstarken Auseinandersetzung mit Henry Hecksher. »Ich gebe Ihnen vierundzwanzig Stunden, um einzusehen, dass Sie sich entweder meiner Leitung unterstellen oder aber das Land verlassen müssen«, erklärte der Botschafter.
»Ich bin entsetzt«, telegrafierte Korry an Kissinger. »Jeder Versuch unsererseits, aktiv einen Putsch zu betreiben, könnte zu einem Schweinebucht-Desaster führen.«
Kissinger, der vor Wut fast platzte, verbat sich die Einmischung des Botschafters. Dann rief er Helms erneut ins Weiße Haus. Das Ergebnis war ein Blitztelegramm an das CIA-Büro in Santiago: »NEHMEN SIE VERBINDUNG ZU DEN MILITÄRS AUF UND LASSEN SIE SIE WISSEN, DASS DIE REGIERUNG DER USA EINE MILITÄRISCHE LÖSUNG ANSTREBT UND DASS SIE JETZT UND IN ZUKUNFT UNSERE UNTERSTÜTZUNG HABEN. (…) SCHAFFEN SIE ZUMINDEST EINE FÜR PUTSCHABSICHTEN GÜNSTIGE ATMOSPHÄRE. LEISTEN SIE EINER MILITÄRISCHEN AKTION VORSCHUB.«
Am 7.Oktober, etliche Stunden nachdem diese Anweisung aus dem CIA-Hauptquartier losgeschickt worden war, brach Helms zu einer zweiwöchigen Rundreise auf, um die Büros in Saigon, Bangkok, Vientiane und Tokio zu inspizieren.
Am gleichen Tag versuchte Henry Hecksher, dem Hauptquartier den Gedanken an einen Putsch unter Führung von General Viaux auszureden. Ein Regime Viaux wäre, so der Bürochef, »eine Tragödie für Chile und für die freie Welt. (…) Ein Putsch unter Viaux hätte nur ein riesiges Blutbad zur Folge.« In Washington kam das nicht gut an. Am 10.Oktober – bis zur Einsetzung von Allende waren es nur noch zwei Wochen – bemühte sich Hecksher erneut, seinen Vorgesetzten die Lage klarzumachen. »Sie haben uns aufgefordert, in Chile Chaos heraufzubeschwören«, schrieb Hecksher. »Durch die Lösung Viaux liefern wir Ihnen ein Rezept für Chaos, bei dem es wahrscheinlich nicht ohne Blutvergießen abgehen wird. Die Beteiligung der USA wird sich unmöglich vertuschen lassen. Wie Sie wissen, hat das hiesige Büro alle Vorschläge der Kollegen im Hauptquartier sorgfältig geprüft. Wir kommen zu dem Schluss, dass keiner auch nur die entfernteste Erfolgschance hat. Deshalb könnte es für Sie naheliegen, trotz der hohen Risikofaktoren auf Viaux zu setzen.«
In der Zentrale zögerte man.
Am 13.Oktober telegrafierte Hecksher die Nachricht, Viaux ziehe in Erwägung, den Oberkommandierenden des chilenischen Heeres, den verfassungstreuen General Schneider, zu entführen. Kissinger bestellte Karamessines ins Weiße Haus. Am Morgen des 16.Oktober telegrafierte Karamessines seine Anweisungen an Hecksher:
ES IST UNSERE FESTE, UNVERÄNDERTE STRATEGIE, ALLENDE DURCH EINEN PUTSCH ZU STÜRZEN. (…) ES WURDE FESTGESTELLT, DASS EIN PUTSCHVERSUCH ALLEIN DURCH VIAUX UND MIT DEN IHM DERZEIT VERFÜGBAREN KRÄFTEN SCHEITERN WÜRDE. (…) DRÄNGEN SIE IHN, SEINE PLANUNGEN AUSZUDEHNEN. (…) DRÄNGEN SIE IHN, SEINE KRÄFTE MIT ANDEREN, DIE EINEN PUTSCH PLANEN, ZU VEREINIGEN. (…) GROSSES UND UNVERÄNDERTES INTERESSE AN DEN AKTIVITÄTEN VON (…) VALENZUELA ET AL. WIR WÜNSCHEN IHM GRÖSSTMÖGLICHES GLÜCK.
General Camilo Valenzuela, Chef der Garnison in Santiago, hatte sechs Tage zuvor mit der CIA in Kontakt gestanden. Er hatte erkennen lassen, dass er willens, vielleicht auch in der Lage sei, aber Befürchtungen habe. Am Abend des 16.Oktober trat einer von Valenzuelas Offizieren an die CIA heran, auf der Suche nach Geld und Anleitung. »Què necesitamos es un general con cojones«, erklärte der Offizier. »Was wir brauchen, ist ein General mit Mumm.«
In der folgenden Nacht schickte General Valenzuela zwei Oberste, die sich heimlich mit Colonel Wimert, dem militärischen Repräsentanten der CIA, trafen. Ihr Plan war praktisch identisch mit dem ursprünglich von Viaux ins Spiel gebrachten und sah vor, General Schneider zu entführen, ihn nach Argentinien zu fliegen, den chilenischen Kongress aufzulösen und im Namen der Streitkräfte die Macht zu ergreifen. Sie erhielten 50 000 Dollar Bargeld, drei Maschinenpistolen und einen Tornister mit Tränengaspatronen, alles mit Genehmigung von Tom Karamessines im Hauptquartier.
Am 19.Oktober, es blieben noch fünf Tage Zeit, wies Hecksher darauf hin, Gleis zwei sei »so unprofessionell und wenig geheim, dass unter chilenischen Bedingungen ein Erfolg nicht ausgeschlossen ist«. Mit anderen Worten, so viele chilenische Militärs wussten inzwischen von der Absicht der CIA, Allende zu stoppen, dass die Erfolgsaussichten für
Weitere Kostenlose Bücher